New possibilities

Er war ziemlich genervt, als er am Morgen aufstand. Sein Abitur hatte er gerade abgeschlossen und jetzt machte er verschiedene Praktika, um herauszufinden, was er eigentlich wirklich machen wollte. Bevor er allerdings die Jobs ausprobieren konnte, die er wollte, sollte er laut seinen Eltern etwas Vernünftiges ausprobieren. Warum sollte er denn bitte bei der Feuerwehr anfangen? Das passte absolut gar nicht zu ihm. Trotzdem hievte er sich ins Badezimmer. Nachdem er sich fertiggemacht hatte, verließ er das Haus. Die Feuerwehr war mit dem Bus schnell zu erreichen. Als er schließlich vor dem Gebäude angekommen war, sah er sich zuerst um. Hier war absolut niemand. „Na toll“, murmelte er genervt und verschränkte die Arme.

Seufzend ging er einige Unterlagen durch. Die Bereitschaft auf der Wache konnte manchmal so langweilig sein, dass die Zeit einfach nicht umging. Eine kleine Meldung ging ein, doch die Sache war schnell erledigt und er entschied, die Ausstattung der einzelnen Wagen zu kontrollieren. Sie hatten gestern einen großen Einsatz gehabt und da kam es vor, dass Dinge verloren oder kaputt gingen. Auf dem Weg zu den großen Hallen entdeckte er einen jungen Kerl, der sich ziemlich neugierig auf dem Gelände umsah. Das Schild, dass hier eigentlich niemand etwas zu suchen hatte, hatte er wohl übersehen. „Hey“, rief er und lief eilig auf ihn zu. „Was suchst du denn hier?“ Skeptisch sah er ihn von oben bis unten an. Seiner Einschätzung nach war er ein Schüler, der gerade an einem ganz anderen Ort sein sollte.

„Hey.“ Er drehte sich um und entdeckte einen Mitarbeiter der Feuerwehr. „Was suchst du denn hier?“ Das hier wurde ja immer besser. Anscheinend wusste hier niemand, dass er hier ein Praktikum machte. „Sind sie der Chef hier?“ Als er den Kopf schüttelte, lächelte er bloß schwach. Dann hatte er hier wohl nichts zu sagen. „Mit dem würde ich gerne sprechen.“ Denn dieser Mann vor ihm hatte offensichtlich keine Ahnung.

„Sind Sie der Chef hier?“ Er runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf. Zwar war er in einer höheren Position, aber der Chef der Wache war er dann doch nicht. Und er wollte es sich nicht anmaßen, sich als solchen auszugeben. „Mit dem würde ich gerne sprechen.“ Er seufzte, weil der Junge ihn wohl für einen kleinen Feuermann hielt. „Sicher“, seufzte er und nahm ihn mit in das Gebäude. Sollte sich sein Vorgesetzter mit ihm herumschlagen. „Warte hier“, befahl er ihm und klopfte an einem Büro an. „Entschuldigen Sie, hier ist ein junger Schüler, der wohl etwas mit Ihnen besprechen will.“ Sein Chef nickte und er ließ den Jungen eintreten.

„Sicher.“ Er folgte dem Mann bis zu einem Büro und er hörte dem Gespräch mit Missbilligung zu. „Ich bin übrigens kein Schüler“, zischte er ihm zu, als er endlich eintreten durfte. Dem Chef gegenüber verhielt er sich freundlich, aber viel Zeit hatte er trotzdem nicht für ihn. Er sagte ihm, dass er den ersten Tag mit Herrn Weidenfeller verbringen würde. Der Chef rief ihn dazu und erklärte dem Mann, dass er ihm hier alles zeigen sollte. Eigentlich hatte er absolut keine Lust, aber er riss sich zusammen und lächelte.

„Ich bin übrigens kein Schüler.“ Er hob nur die Schultern und ging an ihm vorbei. „Siehst aber so aus“, grinste er und ging wieder in sein Büro. Doch lange konnte er da nicht bleiben, da er wieder zu seinem Chef gerufen wurde. „Sie zeigen Robin bitte alles. Er wird die nächsten drei Wochen ein Praktikum bei uns machen. Ich hatte Sie ja informiert.“ Das hatte er nicht oder er hatte die Notiz einfach übersehen. „Sicher“, murmelte er und kassierte einen tadelnden Blick. „Selbstverständlich, Herr Müller“, wiederholte er und verließ mit Robin das Büro. „Schulpraktikum?“, fragte er ihn grinsend und nahm ihn mit in sein Büro. Auch wenn er ihm alles zeigen sollte, musste er zunächst dafür sorgen, dass die Zentrale besetzt war. Nachdem er alles geregelt hatte, begann er mit seiner Führung und öffnete schließlich die Tore zu den Autos. „Und das hier ist wohl das, wovon du die ganze Zeit geträumt hast“, erklärte er gelangweilt. Jeder kleine Junge wollte wegen der Feuerwehrautos hierher. Da konnte es bei Robin nicht viel anders sein.

„Siehst aber so aus.“ Er biss sich auf die Lippe. Dieser Kerl würde ihn jetzt schon in den Wahnsinn treiben. „Sicher. Selbstverständlich, Herr Müller.“ Er konnte sich ein triumphierendes Grinsen nicht verkneifen. Trotzdem gefiel es ihm nicht, dass er heute bei diesem Mann bleiben sollte. „Schulpraktikum?“ Er kniff bloß die Augen zusammen. „Nein. Kein Schulpraktikum“, seufzte er. Er zeigte ihm das Büro und führte ihn dann zu den Garagen. „Und das hier ist wohl das, wovon du die ganze Zeit geträumt hast.“ Eigentlich wollte er gar nicht so begeistert sein, aber die Autos beeindruckten ihn schon. Doch das wollte er vor diesem Kerl nicht zeigen. „Ach quatsch. Die sieht man doch ständig.“

„Nein. Kein Schulpraktikum.“ Er grinste und zeigte ihm bewusst zunächst die Ausstattung und benannte ihm jeden Schlauch mit der dazugehörigen Länge sowie den Dingen, die es zu beachten gab. „Ach Quatsch. Die sieht man doch ständig.“ Er lachte und schaltete statt einer Antwort einfach das Blaulicht ein. Sofort war die Stimmung in der Halle eine andere und er bekam eine Gänsehaut. „Erzähl mir nicht, dass dich das nicht beeindruckt.“

Der Mann erklärte ihm die sämtliche Ausstattung des Wagens. Darauf hatte er eigentlich keine Lust, aber trotzdem hörte er ihm irgendwie zu. Als er dann allerdings das Blaulicht anschaltete, beobachtete er mit großen Augen und offenem Mund das Lichtspiel. „Erzähl mir nicht, dass dich das nicht beeindruckt.“ Gerade dachte er überhaupt nicht mehr daran, was dieser Kerl von ihm dachte. „Wow“, brachte er atemlos hervor.

„Wow.“ Er grinste und schlug ihm auf die Schulter. „Erwischt“, lachte er, ehe er auf den Fahrersitz sprang, um das größte Fahrzeug auf den Hof zu fahren. Das hätte er heute sowieso machen müssen, um es zu reinigen, da konnte er es auch jetzt in Angriff nehmen. „Schnapp dir mal den Lappen und fang vorne an“, erklärte er und stellte ihm einen Eimer zur Verfügung. Normalerweise ging er einfach mit dem Wasserschlauch am Fahrzeug entlang, aber ein bisschen die Gelassenheit des Praktikanten testen war wohl erlaubt.

„Erwischt.“ Er verschränkte die Arme. Das stimmte überhaupt nicht. Als er das Auto rausfuhr, konnte er doch nur staunen. Er machte das mit so einer Leichtigkeit, dass er beinahe neidisch war, obwohl er einen normalen Führerschein hatte. „Schnapp dir mal den Lappen und fang vorne an.“ Das Auto war vorne völlig verschmutzt und nur mit einem Lappen war das irgendwie schwierig. „Das ganze Auto?“ Mit einem Murren ging er zum vorderen Teil und putzte zuerst die Stoßstange. Doch an die hohe Scheibe kam er irgendwie nicht dran, deswegen streckte er sich und schimpfte leise vor sich hin.

„Das ganze Auto?“ Er nickte und begann mit dem Wasserschlauch am anderen Ende. Hier war die Verschmutzung nicht so stark, weshalb er ziemlich schnell fertig war. Leise legte er den Schlauch zur Seite und warf einen Blick zu Robin. Dass der vor sich hin meckerte, ließ ihn grinsen. Dem würde er eine kleine Lektion erteilen. Wieder stellte er das Wasser an und ließ es über die Fahrerkabine nach vorne spritzen. „Vorsicht, es könnte nass werden“, rief er bewusst einen Moment zu spät.

Er war so beschäftigt, dass er den ganzen Dreck abbekam, dass er zuerst nicht mitbekam, wie Tropfen von oben kamen. „Vorsicht, es könnte nass werden.“ Im nächsten Moment war er klitschnass. Wütend lief er zu dem Kerl. „Was soll das?“, schrie er ihn an. „Ich mache da alles per Hand und du Idiot machst mich einfach nass. Pass doch auf.“

„Was soll das? Ich mache das alles per Hand und du Idiot machst mich einfach nass. Pass doch auf.“ Er musste einfach lachen. Robin war gerade einfach viel zu nass, als dass er sein Meckern ernstnehmen konnte. „Entspann dich. Es sind tropische Temperaturen, da ist das bisschen Wasser wirklich nicht dramatisch“, grinste er, während er den Schlauch weglegte. „Aber ich bin jetzt auch fertig und räume hier alles weg, einverstanden? Währenddessen müsstest du dich nur noch um den Bereich da oben kümmern.“ Er deutete auf die Drehleiter und bemühte sich um einen professionellen Ton. Dass er ihn so formlos angesprochen hatte, würde er ihm dennoch heimzahlen.

„Entspann dich. Es sind tropische Temperaturen, da ist das bisschen Wasser wirklich nicht dramatisch. Aber ich bin jetzt auch fertig und räume hier alles weg, einverstanden? Währenddessen müsstest du dich nur noch um den Bereich da oben kümmern.“ Er schüttelte nur genervt den Kopf und kletterte irgendwie auf die Drehleiter. Hier war gar nichts schmutzig, doch im nächsten Moment bewegte sie sich mit einem Ruck in die Höhe. „Lass das“, rief er bloß. Aber der Kerl hörte nicht auf ihn. Panik überkam ihn. Er hatte Angst vor so viel Höhe. Schnell setzte er sich hin und schloss die Augen.

Er wartete, bis Robin sicher stand und drückte einen kleinen Knopf, mit dem sich die Drehleiter in die Höhe bewegte. „Lass das.“ Er schüttelte bloß den Kopf. Jeder hatte eine kleine Mutprobe zu absolvieren, auch wenn sein Chef das nicht gerne sah. Erst als Robin sich auf den Boden fallen ließ, stoppte er die Leiter und kletterte zu ihm. Seine zusammengekauerte Haltung konnte nur eins bedeuten. „Kannst du mir nicht sagen, dass du Höhenangst hast, Idiot?“, rief er und konnte die Besorgnis doch nicht vermeiden. Das hatte er wirklich nicht gewollt. Ohne lange zu überlegen hockte er sich neben ihn und legte die Arme um seinen Körper. „Dir passiert überhaupt nichts, okay?“, redete er leise auf ihn ein.

„Kannst du mir nicht sagen, dass du Höhenangst hast, Idiot?“ Nachdem er so freundlich zu ihm gewesen war, wollte er ihm das garantiert nicht erzählen. Als er ihn umarmte, war ihm das allerdings egal. Er vergrub sein Gesicht an der Brust des Mannes und versuchte sein Zittern zu verhindern. „Dir passiert überhaupt nichts, okay?“ Diese Worte drangen nur wie durch einen Vorhang zu ihm durch. Er war einfach verängstigt und hatte Panik. Stumm liefen einige Tränen über seine Wangen. Eigentlich war er nicht so weich, aber wenn es darum ging, war bei ihm einfach alles vorbei.

Robin schien wirklich Angst zu haben, denn er kam bloß noch näher zu ihm. Beruhigend strich er ihm immer wieder über den Rücken. Er kannte keine Höhenangst, aber Mitgefühl mit dem Jungen hatte er trotzdem. Als er allerdings merkte, wie etwas Nasses in sein Shirt sickerte, schob er ihn ein Stück von sich. „Hey“, murmelte er bestürzt. „Ich bin doch da. Die Feuerwehr ist da, um Menschen zu retten. Also werden wir dich jetzt auch retten“, lächelte er und drückte ein paar Knöpfe, die die Leiter langsam wieder auf den Boden brachten. Als sie schließlich mit einem kurzen Knacken einrastete, hielt er Robin immer noch im Arm. „Wir sind gelandet“, murmelte er und strich ihm kurz durch die Haare.

Roman wollte ihn beruhigen, aber so wirklich gelang ihm das nicht. „Hey.“ Schnell wischte er sich über die Wangen. „Ich bin doch da. Die Feuerwehr ist da, um Menschen zu retten. Also werden wir dich jetzt auch retten.“ Die Leiter fuhr wieder runter und erst als ein bekanntes Geräusch zu hören war, sah er kurz auf. „Wir sind gelandet.“ Dass er ihm durch die Haare strich, war gerade einfach angenehm und trotzdem wollte er sich keinen Zentimeter bewegen. Die Angst war immer noch viel zu präsent. „Mach das nie wieder“, murmelte er.

„Mach das nie wieder.“ Er seufzte leise. So einfach war das leider nicht. Denn wenn sie einen Einsatz hatten, würde auch Robin eines Tages dort hinaufmüssen. „Vorerst kann ich dir nur versprechen, es nicht noch einmal ohne dein Einverständnis zu machen“, murmelte er und sah ihn entschuldigend an. „Ich wusste doch nicht, dass du Höhenangst hast.“ Denn dann hätte er darauf sicherlich Rücksicht genommen.

„Vorerst kann ich dir nur versprechen, es nicht noch einmal ohne dein Einverständnis zu machen.“ Er würde das nicht wieder machen. Da konnte Roman sich auf den Kopf stellen. „Ich wusste doch nicht, dass du Höhenangst hast.“ Unsicher wandte er den Blick ab. „Das musste ich dir ja auch nicht gleich auf die Nase binden.“ Er strich sich auch noch die letzten Tränen von der Wange. „Ich weiß nicht, warum ich diese Angst habe. Sie ist einfach da.“

„Das musste ich dir ja auch nicht gleich auf die Nase binden. Ich weiß nicht, warum ich diese Angst habe. Sie ist einfach da.“ Er seufzte. Natürlich musste er das nicht. Aber er war einfach davon ausgegangen, dass ihn so etwas nicht störte, wenn er sich bei der Feuerwehr bewarb. „Ich weiß jetzt Bescheid und werde dir nur Aufgaben mit festem Boden zuteilen“, versprach er und lächelte ihm aufmunternd zu. „Und jetzt sollten wir dich wohl mal umziehen. Du bist immer noch sehr…nass“, stellte er mit einem Blick über Robins Oberkörper fest. „Außerdem gibt es hier ja eine Dienstkleidung.“

„Ich weiß jetzt Bescheid und werde dir nur Aufgaben mit festem Boden zuteilen.“ Er nickte entschlossen. Das klang schon viel besser und vielleicht war Roman doch nicht so übel. „Und jetzt sollten wir dich wohl mal umziehen. Du bist immer noch sehr…nass. Außerdem gibt es hier ja eine Dienstkleidung.“ Er kletterte aus dem Korb und Roman führte ihn in eine Art Umkleidekabine. Es störte ihn nicht wirklich, dass Roman noch im Raum war. Deswegen zog er sich einfach da Shirt über den Kopf und trocknete sich mit einem Handtuch ab.

Es war nicht schwer, etwas Passendes für Robin zu finden. Seine Statur hatten hier mehrere und doch musterte er unbewusst dessen Körper, als er sich einfach das Shirt über den Kopf zog. Kopfschüttelnd wandte er den Blick ab. Was dachte er denn da? Lächelnd ging er kurze Zeit später zu ihm und zupfte am Kragen des Shirts herum. „Perfekt“, bemerkte er und besah sich die Ausstattung von oben bis unten. So würde zumindest niemand Fragen stellen, wenn ihn hier jemand sah. „Wie findest du es?“, fragte er den jungen Kerl und zog ihn zu einem Spiegel.

Die Uniform hatte er sich irgendwie anders vorgestellt, aber er war froh, dass er lediglich eine Anzughose und ein T-Shirt tragen musste. Das passte deutlich besser zu ihm. Roman war ziemlich schnell wieder bei ihm und richtete seinen Kragen. „Perfekt.“ Roman zog ihn einfach mit zum nächsten Spiegel. „Wie findest du es?“ Er suchte durch den Spiegel Romans Blick und lächelte einfach nur. Was sollte er schon sagen? Sich selbst loben, war irgendwie keine so gute Idee.