Hotelzimmer von Marco Reus

Kevin konnte nicht anders, als leise zu lachen.
"Och, Marco, du lässt dich gerade wieder von Caro um den kleinen Finger wickeln und wenn Mats, genau wie du, was mit seiner Ex macht -obwohl er ja ganz eindeutig schwul ist und nicht bi- geht die Welt unter. Du machst sogar mit dem teuflischen Duo was, nicht nur mit einer."
Er klopfte Marco auf die Schulter.
"Mats wird dir verzeihen und dann schaust du nicht mehr aus wie ein zertretenes Gänseblümchen."

Marco schaute Kevin an. "Zertretenes Gänseblümchen? Du bist heute wieder so nett Großkreutz!" fauchte er. "Wie gehts dir eigentlich? Also ich mein wegen deinem Bein" fragte er und wollte somit das Thema wechseln.

Kevin zuckte erschrocken zusammen. Sonst fuhr Marco ihn doch auch nicht so an. Er wollte ja nichts böses, Marco kannte ihn doch? Ein wenig eingeschüchtert entschuldigte er sich. Er war dann doch nur der kleine Kevin und Marco war einer seiner engsten Freunde. Er wollte ihn nicht verletzen, er wollte ihn glücklich sehen! Glücklich wie er.
"Scheiße", murmelte er leise. Besonders jetzt. Er stritt sich nicht gerne, außerdem hatte er die Schmerztabletten gestern im Hotel gelassen und der Ausflug quer durch Marseille gerade machte auch nichts besser.

Marco seufzte. "Sorry ich wollte dich nicht so anfahren.." entschuldigte er sich bei dem Urborussen und legte seine Hand auf Kevins Schulter. "wie lange fällst du denn jetzt aus?" fragte er nach.

Kevin entspannt sich wieder. Gut, dass der Blonde ihm nicht böse war.
"2-3 Wochen", seufzte er, "Vielleicht darf ich gar nicht mehr spielen. Jürgen antwortet nie auf meine Nachrichten. ist das ein Zeichen? Soll das heißen, ich kann mich eigentlich sofort verpissen?"
Vielleicht konnte er sich ja bei Noelle einquartieren? Nur bis zum Ende der EM. obwohl... das war doch schon ziemlich viel. Vielleicht war bei Nina im Hotel was frei? Zu Cathy und Caro wollte er nicht und sonst waren nur Schalkerfrauen da, die er jetzt nicht so gut kannte...

Marco schüttelte wild mit dem Kopf. "Hör auf sowas zu sagen! Jürgen weiß wie wichtig du für unsere Mannschaft bist! Er wäre dumm wenn er dich heimschicken würde!" machte Marco dem Borussen klar und boxte ihm leicht gegen die Schulter.

"Ach ja?", er lachte bitter, "Erzähl mir nicht, dass irgendjemand aufgefallen ist, dass ich weder die Nacht, noch beim Frühstück oder Abschlusstraining dabei war. Niemanden interessieren die Verletzten!" Er kostete doch nur noch Geld, also was sollte er hierbleiben? Um von Marco angeschnauzt zu werden?

"Kevin was soll das denn?" fragte Marco ein wenig wütend und sah seinen langjährigen Freund an. "Du weißt genau das es nicht stimmt! Kuba, Mats, ich.. wir alle machen uns Sorgen um dich!" schrie er jetzt schon fast.

Diesmal war Kevin das zertretene Gänseblümchen. Er hockte bedrückt neben Marco und sah auf seine Hände.
"Stimmt doch", murmelte er.
"Nicht mal der Trainer meldet sich bei mir. Du, Mats und Kuba sind doch die Einzigen, denen es leidtut, dass ich nicht spiele..."

"Oh man Kevin jetzt hör auf mit diesem Selbstmitleid" sagte Marco und lehnte sich zurück. "Du wirst wieder fit!" versuchte er dem Borussen klar zumachen.

"Erzähl du mir nichts von Selbstmitleid", fauchte er Marco an. Gerade dieser sollte in seinem kleinen Glashaus nicht mit Steinen werfen.
"Für den Moment bin ich gesund, ja vielleicht, und dann? Muss ich wieder operiert werden und wieder wieder wieder. Welcher Verein will schon so jemand?"

"Jetzt hör auf! Du bist ein klasse Fußballspieler! Dortmund wird dich nicht hängen lassen okay?" versuchte er Kevin zu überzeugen. "Und das mit dem Selbstmitleid ist was ganz anderes okay?" fuhr er fort.

"Es gibt genug Weltklassespieler! Niemand ist auf mich angewiesen, dann kaufen sie halt wen vitaleren! Ich wäre nicht der erste der durch ein kaputtes Knie nicht weiter machen kann!", er schüttelte den Kopf, "vielleicht sollte ich von selbst aufhören. Hören wenn es am schönsten ist?"
"Selbstmitleid ist Selbstmitleid, da nehmen wir uns beide nichts!"

"Oh man Kevin jetzt hör auf damit! Wir beide wissen genau das du nicht mit Fußball aufhören kannst" sagte er und seufzte. Kevin ohne Fußball war ziemlich unwahrscheinlich und ehrlich gesagt auch unvorstellbar.

"Was soll ich denn machen?", seufzte er, "Ich hab keinen Bock immer der Blöde zu sein!"
"Vielleicht kann ich ja noch eine Jugendmannschaft trainieren?"

"Was du machen kannst? Wie wäre es mit Hintern zusammenkneifen und dixh auf dein Comeback vorbereiten?" schlug Marco vor und rutschte ein Stück näher zu Kevin. "Ich will dir helfen! Aber dazu musst du auch meine Hilfe annehmen" sagte er in einem ruhigen Tonfall.

Kevin legte müde den Kopf auf Marcos Schulter und wischte sich einmal übers Gesicht.
"Tut mir leid, dass ich dich nerve", murmelte er.
"Wie willst du mir denn helfen? Du hast doch auch Probleme...", seufzte er. Er wollte auch nicht egoistisch sein.
"Ich hab dich lieb, Marco", murmelte er. Er war dem blonden einfach dankbar, dass er ihm zuhörte und für ihn da war...

"Ich bin froh wenn ich mal an was anderes denken kann als an Mats" murmelte er und wischte sich seine Tränen weg. Die Trennung von Mats schmerzte bei Marco immer noch. "Ich hab dich auch lieb GRoßer" lächelte Marco schließlich.

"Nicht weinen", murmelte er mitfühlend und strich Marco über die nasse Wange.
"Wir beide schaffen das schon", lächelte er. Dass Marco jetzt weg sein sollte, nach den ganzen Jahren in denen sie zusammen gespielt hatten, lag ihm schwer im Magen. Der Blonde gehörte einfach zu seinem Leben.
"Versprich mir, dich auch zu melden, wenn du auf der großen Insel bist, ja?", fragte er leise.

Marco nickte wild. "Natürlich werde ich mich bei dir melden! Du bist doch mein Dortmunder Jung" lächelte er und sah den Urborussen an. "Weiß Lenny schon davon?" fragte er vorsichtig.

"Naja, du ja auch", grinste Kevin und stieß ihn leicht an, "Ohne dich wird es verdammt langweilig... Wer veräppelt mit mir dann Auba?"
Kevin schüttelte wieder den Kopf, "Nein, weiß er nicht. Möchtest du es ihm vielleicht sagen? Sonst rufe ich ihn nachher an."
"Wir kommen dich dann mal besuchen, Lenny und ich, und sehen uns mal an wie du spielst", grinste er.

"Ich werd ihn nachher anrufen und ihm das erklären" sagte er entschlossen und lächelte Kevin an. "Ihr kommt mich besuchen? Versprochen?" fragte er weiter. Bei der Vorstellung musste er grinsen. Kevin und sein kleiner Bruder allein in einer riesen Stadt die nicht Dortmund war. Aber er freute sich riesig auf deren Besuch!

"Versprochen. Am besten ich nehme noch wen mit, der sich besser orientieren kann als lenny und ich. Da nehmen wir gleich noch deine Mutter mit, die räumt mal bei dir auf", grinste er, "ich freu mich drauf."
"Es ist lieb, dass du ihn anruft, das lindert den Schmerz bestimmt ein wenig."

Marco grinste. "Meine Mutter wird dann wahrscheinlich meine ganze Wohnung entrümpeln" sagte er entsetzt und schüttelte den Kopf. "Ich werde Lenny gleich mal anrufen" sagte er und nahm sein Handy. Marco wählte Lennys Nummer. 
"Marco" hörte er eine aufgeregte, quirlige Stimme am anderen Ende.
"Hallo Großer. Na alles okay bei dir?" wollte Marco wissen.
"Ja klar, aber warum rufst du an?" wollte Lenny nun wissen. Marco schluckte und schloss kurz seine Augen.
"Hör zu ich muss dir was sagen. Ich werde im Sommer nach London wechseln. Ich möchte also, dass du in dieser Zeit auf deinen großen Bruder aufpasst okay?" beendete Marco sein Satz und lauschte. Doch Lenny sagte nichts. 
"Lenny?" fragte er nun ein wenig aufgebracht, als er jedoch ein leises schluchzen hörte beruhigte Marco sich.
"Du.. du verlässt uns? Du lässt deine Mannschaft im Stich? Marco das kannst du nicht machen! Du bist gemein!" schrie der kleine Marco an und legte schließlich auf. Mit hängendem Kopf nahm er das Telefon vom Ohr und drehte sich zu Kevin. "Du solltest ihn besser anrufen" sagte er leise und kämpfte mit Selbstvorwürfen.

Kevin nickte und biss sich auf die Unterlippe. Er legte die Hand auf Marcos Oberschenkel und sah ihn aufmunternd an. Jedenfalls bis er seinen kleinen Liebling weinen hörte. Seine Augen weiteten sich vor Schreck.
"Hey", meinte er vorsichtig und strich über Marcos Unterarm.
"Lenny kommt schon darüber hinweg und wenn wir dich besuchen ist schon wieder alles vergessen."
Er zog sein Handy aus der Tasche und wählte Lennys Nummer.
"Hey, mein großer", meldete er sich sanft.
"K-k-Kev, Onkel Marco geht weeeeeg", heulte er.
"Ssssscht, beruhige dich. Ist Mutti zu Hause?"
"N-n-n-nein."
"Und Vatti?"
"Auch nicht." Kevin seufzte und sah Marco wieder beruhigend an.
"Kurzer, der Marco hat dich ganz doll mit dem Mats gestritten. Er wäre nur unglücklich bei uns."
"Man kann bei uns nicht unglücklich sein!", grummelte Lenny.
"Wenn du dich beruhigst, verspreche ich, dass wir Onkel Marco so oft besuchen wie du willst."
"Wirklich?", das weinerliche in der Stimme war sofort verschwunden und er hörte schon Vorfreude.
"Wirklich. Hast du deine Hausaufgaben schon gemacht?"
"Nein", grummelte er,
"Dann weißt du, was du jetzt machst. Ich hab dich lieb!"
"Ich dich auch!"
Kevin legte auf und lächelte Marco an.
"Geklärt. Mach dir keine vorwürfe!"