Mr. Wet-Look

Sie war erneut eingeschlafen und erst durch ein Klopfen geweckt. Schnell war sie aufgestanden und hatte sich dann doch zuerst gestreckt. Nach einem kurzen Blick in den Spiegel wurde ihr klar, dass sie trotz des kurzen Schlafs total übermüdet aussah. Kurz ordnete sie noch ihre Haare. Den Rest könnte sie jetzt nicht mehr ändern. Doch nachdem sie die Tür geöffnet hatte, wäre sie lieber wieder rückwärts ins Bett marschiert. So hatte sie sich gleich nochmal vor dem Trainer blamiert. Da fehlten ja nur die pinken Plüschpantoffeln, aber die besaß sie zum Glück nicht. „Herr Löw“, begrüßte sie ihn und konnte ihre Überraschung nicht verbergen. „Was...kann ich für Sie tun?“ Am besten tat sie so, als wäre überhaupt nichts passiert.

Er hätte sich ohrfeigen können, als er sie sah. Denn dass er dafür verantwortlich war, dass sie so fertig war, wusste er. „Herr Löw. Was…kann ich für Sie tun?“ Er entschied sich dafür, kein Wort über ihr Aussehen zu verschwenden. Denn er musste sich eingestehen, dass er sie auch jetzt noch mehr als hübsch fand. Stattdessen betrat er langsam das Zimmer und schloss die Tür. „Ich wollte mich bei Ihnen entschuldigen“, begann er leise und holte zögernd die Blume unter seinem Rücken hervor. Irgendwie kam ihm das gerade viel zu kitschig vor. „Ich wollte Sie nie in Verlegenheit bringen.“ Sie haben mir einfach den Kopf verdreht, fügte er in Gedanken hinzu und sprach es doch nicht aus.

„Ich wollte mich bei Ihnen entschuldigen.“ Sie lächelte sanft, als sie die Blume sah. Vielleicht könnte er das einfach vergessen. Bei ihr wäre das anders. Aber seine Entschuldigung hörte sich so sehr nach einem 'hoffentlich ist jetzt alles wieder normal an', dass es beinahe weh tat. Doch sie würde darüber stehen. „Vielen Dank, Herr Löw.“ Sie nahm die Blume entgegen und suchte nach einem Glas. Eine Vase hatte sie leider nicht. „Ich wollte Sie nie in Verlegenheit bringen.“ Sie war so überrascht über seine Worte, dass sie einen ganzen Stapel mit Zetteln und Zeitschriften von ihrem Schreibtisch warf. „Oh“, gab sie überrascht von sich und sammelte schnell alles auf. Die Blume legte sie neben sich. Doch dann griff sie nach einem weiteren Blatt und trat dabei ausversehen auf die Blume. „Nein“, murmelte sie leise und blieb dann einfach auf ihren Knien sitzen. Traurig sah sie auf die Blume und nahm sie dann an sich. Sie machte auch alles kaputt.

„Vielen Dank, Herr Löw.“ Er wollte es nicht zugeben, aber diese distanzierte Förmlichkeit schmerzte. Sie würden wohl nie wieder an den Punkt kommen, an dem sie noch vor einigen Stunden gewesen waren. Und schon jetzt vermisste er sie. Er wollte sich abwenden, als er Papier rascheln hörte. „Oh.“ Er war sofort neben ihr und half ihr, alles wieder einzusammeln. „Nein.“ Er brauchte einen Moment, bis er verstand, was passiert war. Betrübt sah er auf die Blume in ihren Händen. Er wusste, dass es keine Absicht war und doch verletzte es ihn, dass es überhaupt passiert war. Doch es brachte nichts, wenn er ihr jetzt Vorwürfe machte. Deshalb entwand er ihr die Blume vorsichtig und legte sie auf den Tisch, ehe er sich wieder zu ihr kniete. „Julia“, murmelte er und wartete, bis sie ihn ansah. „Ich kann das nicht“, hauchte er und wandte den Blick ab. „Sie…du gehst mir nicht mehr aus dem Kopf“, gestand er schließlich leise.

Er nahm ihr einfach die Blume ab und selbst diese kleine Berührung war schon viel zu gut. „Julia.“ Sie erschauderte, als er sie wieder beim Vornamen ansprach. Das klang so viel persönlicher und doch wurde es danach ruhig. Unsicher sah sie ihn an. „Ich kann das nicht. Sie…du gehst mir nicht mehr aus dem Kopf.“ Da ging es ihm tatsächlich wie ihr. Sie konnte es einfach nicht glauben. Kopfschüttelnd stand sie auf und setzte sich auf das Bett. „Ich habe kaum geschlafen in der letzten Nacht, weil ich mir den Kopf zerbrochen habe. Ich kann es nicht glauben, dass Sie auch so empfinden...Joachim.“ Seinen Namen so auszusprechen, fühlte sich schön an und sie hoffte, dass er ihre Worte nicht negativ auffasste.

Sie schüttelte den Kopf und seine letzten Hoffnungen lösten sich in Luft auf. Er hatte sich in etwas verrannt. Trotzdem würde er ihr zuhören. Sie hatte es verdient und er könnte nicht einfach gehen. „Ich habe kaum geschlafen in der letzten Nacht, weil ich mir den Kopf zerbrochen habe. Ich kann nicht glauben, dass Sie auch so empfinden…Joachim.“ Seine Augen weiteten sich und er sah verwirrt an. „Aber…“ Hatte er ihre Reaktion einfach falsch aufgefasst? Es musste so sein. Das vermittelte ihm zumindest sein Herz. Er sah sie ernst an und stand ebenfalls auf. „Ich habe eine Bitte“, erklärte er und setzte sich neben sie. „Lass das ‚Sie‘ weg.“ Er lächelte vorsichtig und verlor sich augenblicklich in ihren Augen. „Eigentlich habe ich noch eine zweite“, murmelte er und sein Blick glitt zu ihren Lippen.

„Aber...“ Sie wandte den Blick ab. Jetzt war doch wieder alles falsch. Wenn sie so weitermachten, würden sie sich noch in den Wahnsinn treiben. „Ich habe eine Bitte.“ Er setzte sich neben sie und sie hatte keine Ahnung, was er jetzt sagen würde. „Lass das ‚Sie‘ weg.“ Sie sah ihn an. Er wollte diesen persönlichen Kontakt mit ihr und doch interpretierte sie anscheinend alles falsch. „Eigentlich habe ich noch eine zweite.“ Fragend sah sie ihn an. Aber er sagt nichts mehr. Doch dann bemerkte sie seinen Blick, der auf ihren Lippen lag. Verlegen lächelte sie und wandte kurz den Blick ab. „Ich hab aber auch eine.“ Sie rutschte näher zu ihm. „Du bleibst länger als eine halbe Stunde hier, damit ich weiß, dass ich nicht träume.“ Nachdem er ihr zugestimmt hatte, lächelte sie und küsste ihn dann vorsichtig.

„Ich hab aber auch eine“, erwiderte sie und er lächelte. Mit ihrer Unsicherheit wusste er langsam umzugehen. Als sie näher zu ihm rutschte, legte er eine Hand auf ihren Rücken. „Du bleibst länger als eine halbe Stunde hier, damit ich weiß, dass ich nicht träume.“ Das könnte er nicht ablehnen. Vorsichtig zog er sie näher zu sich. „Wie könnte ich dir eine Bitte abschlagen.“ Lächelnd erwiderte er den Kuss und rutschte anschließend komplett auf das Bett. Die Bettkante war auf Dauer einfach unbequem und da er länger bleiben wollte. Auffordernd hielt er ihr eine Hand entgegen.

Er zog sie enger an sich und sie lächelte einfach nur glücklich. Plötzlich war alles anders zwischen ihnen. Sie wusste, dass er ihre verwirrenden Gefühle irgendwie erwiderte. „Wie könnte ich dir eine Bitte abschlagen.“ Sie lächelte in den Kuss. Dann machte er es sich auf dem Bett bequem. Kurz sah sie auf seine Hand und ergriff sie dann. Alles war so neu und aufregend. Ein Kribbeln machte sich in ihr breit, als sie in seinen Armen lag und sie schmiegte sich vorsichtig enger an ihn. Es war verboten und das machte es gleich viel spannender. Sie suchte sich auch immer die schwierigsten Beziehungen aus. Nicht nur, dass er ihr Chef war, er war ebenfalls der Bundestrainer und wurde von der ganzen Welt beobachtet. Aber das war ihr gerade vollkommen egal. Sie wollte nur bei ihm sein.

Sie zögerte einen Moment und kam dann doch zu ihm. Es war ihr Wunsch gewesen, dass er länger blieb und er doch würde er sicher nichts überstürzen. Sanft streichelte er über ihren Rücken, als sie sich an ihn lehnte und er musste lächeln. „Das hätte ich nie gedacht“, murmelte er und hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn. Er hatte sich voll auf die WM konzentrieren wollen und nichts sollte ihn ablenken. Und auch wenn das Turnier immer noch im Mittelpunkt stand, gab es jetzt eine kleine Änderung.

Sie schloss für einen Moment die Augen, als er ihr einen Kuss auf die Stirn hauchte. „Das hätte ich nie gedacht.“ Da sprach er ihr aus der Seele. Als Steffi und Caro sie damals mit ins Camp genommen hatten, war sie einfach unheimlich aufgeregt gewesen und auf mehr als ein Treffen mit den großen Persönlichkeiten hatte sie nie gehofft. Jetzt lag sie mit dem Bundestrainer in einem Bett und hatte Schmetterlinge im Bauch. „Ich auch nicht“, erwiderte sie leise. Alles andere würde jetzt nicht zu der Situation passen. „Aber es ist schön.“ Einen Moment lang sah sie auf seine Hand, die auf seinem Oberkörper ruhte. Dann schob sie ihre Hand einfach darunter und lächelte.

„Ich auch nicht.“ Er lächelte vor sich hin. Er hatte sich kaum vorstellen können, dass sie damit gerechnet hatte, mit ihm hier zu liegen. „Aber es ist schön.“ Er nickte und küsste sie erneut auf die Stirn. „Das ist es“, murmelte er. Schmunzelnd folgte er der Bewegung ihrer Hand mit den Augen und schob seine Finger schließlich vorsichtig zwischen ihre. Kurz fiel sein Blick auf ihr Outfit und musste unweigerlich an sich heruntersehen. Kleidungstechnisch passten sie gerade überhaupt nicht zusammen. Aber er hatte sich den Anzug nicht mehr ausziehen wollen, weil er unbedingt mit ihr sprechen wollte. „Julia?“, sprach er sie leise an und wartete, bis sie ihn ansah. Lächelnd sah er ihr einen Moment in die Augen und beugte sich dann langsam zu ihr, bis seine Lippen sich auf ihre legten.

Als er ihre Hände miteinander verschränkte, durchfuhr sie eine undefinierbare Wärme. Alles war so aufregend mit ihm. Sie wollte diese Gefühle wirklich nicht mehr missen. Doch als sie bemerkte, wie er sie musterte, war ihr das doch etwas peinlich. Sie hatte bloß ein Top und ihre Schlafanzughose an und er saß hier in einem ziemlich schicken Anzug. „Julia?“ Fragend sah sie zu ihm auf. Er lächelte und steckte sie damit an. Dass er sie küsste, machte den Moment perfekt. Sie zog ihn noch enger zu sich und strich schließlich mit einer Hand sanft über seine Brust. Dabei achtete sie sehr genau auf seine Reaktion. Schließlich wusste sie nicht, ob ihm das gefiel. Irgendwann löste sie sich wieder von ihm und strich kurz über sein Jackett. „Ich fühle mich völlig underdressed in deiner Gegenwart.“

Sein Herz schlug eindeutig zu schnell, als sie über seine Brust strich. Das musste er dringend abstellen. Er kam sich ja vor wie ein verliebter Teenager. Aber er konnte auch nicht leugnen, dass er die Berührung genoss. Doch auch dieser Kuss musste irgendwann enden und er lächelte sie trotzdem weiterhin an. „Ich fühle mich völlig underdressed in deiner Gegenwart.“ Er sah sie überrascht an. Das hatte er doch eben auch schon gedacht. Zumindest in ähnlicher Weise. Das war alles verrückt. „Und ich mich viel zu overdressed“, erwiderte er und richtete sich soweit auf, dass er das Jackett ausziehen konnte. Mit einem amüsierten Schmunzeln legte er es ihr um die Schultern.

Das Gespräch mit dem Bundestrainer war wirklich gut verlaufen, auch wenn sie sich die ganze Zeit gewundert hatte, wo Julia steckte. Sie hatten es doch extra so arrangiert, dass sie dabei war. Seufzend öffnete sie die Tür ihres Bungalows und hielt inne, als sie einen Umschlag an der Tür zu Steffis Zimmer hängen sah. Auch wenn es nicht ihre Art war, ging sie neugierig näher und sah, dass ihr Name darauf stand. Verwundert öffnete sie ihn und ihre Augen wurden immer größer. „Das kann nicht sein“, murmelte sie immer wieder leise und eine Träne rann über ihre Wange. Sie kannte Steffis Großmutter flüchtig und hatte sie sofort gemocht. Wenn sie sich nicht einmal verabschiedet hatte, musste es schlimm sein. Kurz schloss sie die Augen und hoffte, dass alles gut werden würde. Steffi durfte nicht dasselbe zweimal durchmachen müssen. Das wäre einfach nicht fair.
Sie wusste nicht, wie sie wenige Minuten später vor Hansis Tür stand. Sie hatte nicht mehr auf ihre Umgebung geachtet und nur gespürt, dass sie nicht alleine sein wollte. Außerdem musste er das eh wissen. Leise klopfte sie an und wartete. Doch nichts passierte. Zögernd öffnete sie die Tür und spähte ins Zimmer. Vielleicht war er eingeschlafen oder musste arbeiten. Doch der Raum war leer. Trotzdem wollte sie nicht wieder gehen. Deshalb ging sie langsam weiter ins Zimmer und schloss die Tür. Unschlüssig sah sie sich um. Doch immer wieder blieb ihr Blick an dem Bett hängen. Warum nicht…Hansi würde schon nichts dagegen haben. Leise seufzend streckte sie sich auf dem Bett aus und kuschelte sich in die Decke. Als sie das Buch auf dem Nachttisch entdeckte, lächelte sie. Selbst hier hatte er nur Fußball im Kopf. Trotzdem nahm sie es und blätterte neugierig darin herum, bis ihr irgendwann einfach die Augen zufielen.

Er hatte noch ein Gespräch mit Manuel geführt, da vor dem nächsten Spiel noch einmal über seine zurückliegende Verletzung gesprochen werden musste. Diese Arbeit wollte er Jogi abnehmen. Außerdem hatte der noch ein Gespräch mit Caro und Frau Sommer gehabt. Caro müsste er später dringend auch noch besuchen. Was sich zwischen ihnen entwickelt hatte, war wirklich unheimlich schön. Sie gab ihm so viel und war eine Bereicherung in jeder Form. Kaum war er in seinem Zimmer angekommen, zog er seine Trainingsjacke aus und legte sie auf den Stuhl. Aus dem Augenwinkel bemerkte er, dass da jemand auf seinem Bett lag. Er wandte sich in die Richtung und lächelte sanft. Caro hatte in seinem Buch gelesen und musste dabei eingeschlafen sein. Er setzte sich zu ihr an die Bettkante und entwand ihr vorsichtig das Buch. Einen Moment sah er sie einfach nur an. Sie war so wunderschön und eigentlich viel zu jung für ihn. Aber es schien ihm unmöglich, sich von ihr fernzuhalten. Doch da bald das Spiel anstand, musste er sie leider wecken. Sanft strich er über ihre Wange und beugte sich ein Stück über sie. „Caroline, aufwachen.“ Als er sah, dass sie sich bewegte, zog er seine Hand zurück und legte sie auf ihren Unterarm, der auf ihrem Bauch ruhte.

Sie lächelte glücklich. Hansi und sie hatten beschlossen, gemeinsam auf eine kleine Insel zu flüchten. Hier hatten sie ihre Ruhe und die Medien lauerten ihnen nicht auf. Lachend waren sie im Meer geschwommen und sich anschließend in den warmen Sand gelegt. Am liebsten wollte sie gar nicht mehr hier weg. Eine Berührung an ihrer Wange ließ sie leise seufzen. „Caroline, aufwachen.“ Sie schüttelte unbewusst den Kopf und öffnete ihre Augen schließlich doch blinzelnd. Irritiert huschte ihr Blick von Hansis Gesicht zu seiner Hand und anschließend auf das Kissen neben sich. „Oh“, murmelte sie. „Wir sind ja gar nicht am Strand“, stellte sie betrübt fest. Dann war das alles nur ein Traum gewesen.

„Oh. Wir sind ja gar nicht am Strand.“ Er konnte nicht verhindern, dass er leise lachte. Wie kam sie denn darauf, dass sie am Strand waren? Vermutlich war sie noch nicht richtig wach. Sanft strich er durch ihre Haare. „Du hast nur geträumt, Kleine.“ Trotzdem konnte er nicht widerstehen und beugte sich zu ihr. Sanft hauchte er ihr einen Kuss auf die Lippen und zog sich dann wieder zurück. Als er das Gefühl hatte, dass sie etwas aufmerksamer war, erhob er wieder das Wort. „Willst du von deinem Traum erzählen?“

„Du hast nur geträumt, Kleine.“ Verlegen wandte sie den Blick ab, als er sie so nannte. Es klang so lieb und sie hatte bei ihm nicht das Gefühl, dass er dabei auf ihren Altersunterschied anspielte. Das alles ging ihr durch den Kopf, während sie immer noch die Bilder aus ihrem Traum vor Augen hatte. Es wäre einfach perfekt gewesen. Erst der Kuss holte sie wirklich zurück in die Realität und sie richtete sich langsam auf. „Willst du von deinem Traum erzählen?“ Überrascht sah sie ihn an. Dass er sich dafür interessierte, hätte sie nicht erwartet. „Es war so real“, murmelte sie und strich sich die Haare aus dem Gesicht. „Wir waren am Strand.“ Sie biss sich auf die Zunge. Wenn sie jetzt sagte, dass sie gemeinsam Urlaub gemacht hatten, würde sie ihn sicher überfordern und außerdem ging das alles zu schnell. Deshalb schwieg sie lieber und lächelte ihn an.

Als sie sich aufsetzte, zog er seine Hand zurück und beobachtete sie neugierig. Diese junge Frau weckte sein Interesse in jeder Hinsicht. „Es war so real.“ Na das schien ja ein schöner Traum gewesen zu sein, wenn es sie so gepackt hatte. „Wir waren am Strand.“ Er lächelte sanft. Dass sie jetzt schon von ihm träumte, fand er wirklich schön. Seitdem er von ihren Gefühlen wusste, hatte er immer wieder bemerkt, wie sie ihn heimlich ansah oder wie verträumt sie war. Er hatte vermutet, dass er der Grund dafür war und es jetzt durch diesen Traum bestätigt zu bekommen, tat seinem Selbstbewusstsein gut und zauberte ihm ein Kribbeln in den Bauch. Solche Gefühle hatte er so lange nicht mehr gespürt und auch wenn es ihm selbst schon komisch vorkam, fühlte er sich viel jünger. „Wir können jetzt an den Strand gehen, wenn du magst.“ Dadurch dass er sie jetzt schon so früh geweckt hatte, blieb ihnen noch etwas Zeit.

Sie konnte Hansis Lächeln nur erwidern. Es war so warm und bescherte ihr Gefühle, die sie so stark nie vermutet hätte. „Wir können jetzt an den Strand gehen, wenn du magst.“ Überrascht sah sie ihn an. „Ja“, hauchte sie und küsste ihn einfach. Als sie merkte, dass sie ihn überrumpelt hatte, zog sie sich verlegen zurück. „Tschuldigung“, murmelte sie und senkte den Blick. Aber die Vorstellung, dass sie an den Strand gingen, weckte die Erinnerung an den Traum und es war, als würde er ein Stück weit in Erfüllung gehen. Aber dann fiel ihr noch etwas ein und sie wurde ernst. „Ich bin eigentlich gekommen, um dir zu sagen, dass Steffi…also Frau Petzold abgereist ist“, erklärte sie und wusste nicht, ob er schon davon gehört hatte.

„Ja.“ Mit so viel Begeisterung hatte er nicht gerechnet. Trotzdem legte er seine Arme vorsichtig um sie und wollte den Kuss erwidern, aber da zog sie sich schon wieder zurück. Ein wenig überrascht sah er sie an. „Tschuldigung.“ Er schüttelte den Kopf. „Du musst dich nicht...“ Doch sie unterbrach ihn. Heute war sie wirklich unheimlich aufgeweckt. „Ich bin eigentlich gekommen, um dir zu sagen, dass Steffi...also Frau Petzold abgereist ist.“ Er war völlig durcheinander. Erst küsste sie ihn, zog sich dann zurück und unterbrach ihn, um ihm zu sagen, dass ihre Kollegin abgereist war. Er atmete tief durch. „Wir gehen jetzt erst zum Strand und da reden wir.“ Irgendwie musste er Ordnung in sein Chaos bringen. Er seufzte leise, als er den Sand unter seinen Füßen spürte. Die Schuhe hatte er einfach in die Hand genommen. „Und jetzt nochmal von vorne. Frau Petzold ist abgereist, aber mit welcher Begründung?“

Sie merkte, dass sie ihn überfordert hatte und war sofort still. Sie musste wirklich erst denken und dann reden. „Wir gehen jetzt erst zum Strand und da reden wir.“ Schnell hatte sie genickt und war ihm zum Strand gefolgt. Dass es hier so warm sein würde, hatte sie nicht gedacht. Wie hielten die anderen das bloß in den schwarzen Trainingssachen aus? Sie ging ja schon in ihrem weißen DFB-Shirt ein. „Und jetzt nochmal von vorne. Frau Petzold ist abgereist, aber mit welcher Begründung?“ Sie atmete tief durch und überlegte, was sie sagen wollte. „Ich habe einen Brief im Bungalow gefunden. Ihre Großmutter ist gestürzt und es sieht nicht sonderlich gut aus. Sie hat alles mit dem DFB geklärt und es tut ihr leid, dass sie sich nicht mehr persönlich verabschieden konnte. Wenn ihre Großmutter über den Berg ist und wir noch in Brasilien sind, kommt sie zurück.“ Sie hoffte, dass sie dieses Mal nicht so hektisch gewesen war. „Du bist doch jetzt nicht böse, oder?“

„Ich habe einen Brief im Bungalow gefunden. Ihre Großmutter ist gestürzt und es sieht nicht sonderlich gut aus. Sie hat alles mit dem DFB geklärt und es tut ihr leid, dass sie sich nicht mehr persönlich verabschieden konnte. Wenn ihre Großmutter über den Berg ist und wir noch in Brasilien sind, kommt sie zurück.“ Auch wenn er die Begründung durchaus nachvollziehen konnte, fand er es nicht gut, dass sie es nicht für nötig gehalten hatte, Jogi oder ihn zu informieren. Schließlich betraf es sie beide doch am meisten. „Du bist doch jetzt nicht böse, oder?“ Böse traf es nicht. Er war verärgert, aber das versuchte er sich nicht anmerken zu lassen. „Schon okay“, murmelte er und ging weiter mit ihr Richtung Wasser. Als er ihren sehnsüchtigen Blick bemerkte, lächelte er. „Geh doch ins Wasser. Ich dreh mich auch um.“ Da war er doch eher der Gentleman.

„Schon okay.“ Sie seufzte leise. Aber es war seine Entscheidung. Wenn er damit klar kam, musste sie nichts sagen. „Geh doch ins Wasser. Ich dreh mich auch um.“ Überrascht sah sie zu ihm. Er hatte ihren Blick bemerkt. „Du Gentleman“, lächelte sie und sah sich kurz um, ehe sie ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange hauchte. Das war so schnell gegangen, dass niemand ein Foto hätte machen können. „Dann dreh dich mal um.“ Wenn er sie schon so aufforderte…Schnell hatte sie sich das Shirt über den Kopf gezogen und lief auf das Wasser zu. Kurz zuckte sie zusammen. Das war im ersten Moment doch ziemlich frisch, doch dann gewöhnte sie sich daran und ließ sich auf dem Rücken treiben. „Jetzt komm schon rein“, rief sie. Wie konnte er denn immer noch am Strand stehen? Er antwortete irgendetwas, doch sie verstand es nicht. Deshalb lief sie zu ihm und bemerkte ihren Blick. „Hey“, grinste sie und schlug ihm vor die Brust. Als sie den nassen Abdruck sah, wurde sie übermütig. Schnell hatte sie ihn umarmt und ließ ihn nicht los. „Wenn der werte Co-Trainer mir dann bitte ins kühle Nass folgen würde?“