Trainerraum

„Komm mit.“ Sie verabschiedete sich kurz von Oliver und folgte Jürgen dann in eine Art kleines Büro. „Hat dir das Spiel gefallen?“ Sie hatte sich intuitiv auf den Schreibtisch gesetzt. „Es war toll. Aber man hat auf der VIP-Tribüne immer Angst fotografiert zu werden.“ Leise seufzend verdrehte sie die Augen. „Es schreibt doch keiner was über mich oder?“ Ein wenig verängstigt sah sie ihn an. Das wäre schrecklich. Sie wollte nicht irgendwo in den Medien vertreten sein. Vor allem würde man sie dann bestimmt verfolgen oder sowas.

Schmunzelnd sah er, dass sie auf dem Schreibtisch saß. Sie schien sich hier ja ziemlich wohl zu fühlen. „Es war toll. Aber man hat auf der VIP-Tribüne immer Angst fotografiert zu werden.“ Er lächelte. Das kannte er. Und dann gingen direkt die Spekulationen los. „Es schreibt doch keiner was über mich oder?“ Als er ihre großen Augen sah, fühlte er sich automatisch an ein verängstigtes Reh erinnert. Und das weckte seinen Beschützerinstinkt. Er trat nah an sie heran und schloss sie einfach in seine Arme. „Es wird niemand etwas schreiben“, beruhigte er sie. „Und wenn doch, dann kriegen sie eine Gegendarstellung und damit ist die Sache erledigt. Dir wird niemand zu nahe kommen.“ Das würde er nicht zulassen.

Er kam zu ihr und zog sie in seine Arme. Hieß das jetzt, dass sie Recht hatte und man über sie schreiben würde? Sie spannte sich an. Das durfte nicht sein. „Es wird niemand etwas schreiben.“ Erleichtert ließ sie ihren Kopf gegen seine Brust sinken. „Und wenn doch, dann kriegen sie eine Gegendarstellung und damit ist die Sache erledigt. Dir wird niemand zu nahe kommen.“ Sie musste irgendwie lächeln. Jürgen würde auf sie aufpassen und gerade das gefiel ihr. Sie brauchte irgendwie dieses Gefühl beschützt zu werden. Das hatte so lange in ihrem Leben gefehlt. Sie lehnte sich ein Stück zurück und lächelte dann, als ihr eine Idee kam. „Und der Sieger hat sich einen Kuss verdient.“ Dabei versuchte sie die aufkommende Verlegenheit in dem Kuss zu verstecken. Das war ihr gerade überhaupt nicht leicht gefallen. Dabei wollte sie ihn eigentlich nur küssen.

Er spürte ihre Angst und war froh, als sie endlich in seinen Armen ruhiger wurde und sich entspannte. Erst als sie sich von selbst zurücklehnte, lockerte er die Umarmung. Es war wichtig, dass sie sich sicher fühlte. Denn so wie er die Sache einschätzte, würde sie wohl noch häufiger im Stadion sein. Bei dem Gedanken musste er lächeln. Das fühlte sich gut an. Auch wenn das bescheuert klang. Als sie ihn anlächelte, sah er sie fragend an. „Und der Sieger hat sich einen Kuss verdient.“ Etwas überrascht von ihren Worten ließ er sich zu ihr ziehen und erwiderte den Kuss sanft. Und langsam breitete sich auch Freude in ihm aus, weil sie so auf ihn zu ging. Und in diesem Raum konnte sie das auch. Hier würde niemand reinkommen. Außer André hatte hier niemand Zutritt. Und der würde sie im Zweifelsfall auch nicht verraten, da war er sich ziemlich sicher. Vorsichtig legten sich seine Hände an ihre Hüfte und in ihren Nacken. Als er den Stoff unter seinen Fingern spürte, löste er sich kurz von ihren Lippen. Das war ein Trikot. Er drehte sie verwundert zur Seite und musste lachen. „Per also“, grinste er und küsste sie kurz. „Habe ich Grund zur Eifersucht?“, fragte er lächelnd und strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht. Es war ein Spaß und Helena würde das auch so verstehen. Das hoffte er jedenfalls. Er wusste ja, dass die beiden befreundet waren. Und er wusste auch, was sie ihm zu verdanken hatten.

Es kribbelte immer noch gewaltig in ihrer Magengegend, wenn er sie küsste. Die Berührungen an ihrer Hüfte und ihrem Nacken verstärkten dieses Gefühl bloß noch. Doch dann löste er sich wieder von ihr und drehte sie zur Seite. Fragend sah sie ihn an. „Was machst du da?“, fragte sie leicht erschrocken. Da unterbrach er einfach den Kuss und schob sie zur Seite. Als er dann noch lachte, war sie komplett verwirrt. „Per also.“ Langsam schien sie zu verstehen. Er meinte ihr Trikot. Sie hatte sich viel zu sehr auf den Kuss eingelassen und hatte darum die Augen wohl einen Moment zu lange geschlossen gehabt. „Habe ich Grund zur Eifersucht?“ Sie lächelte verlegen, als er ihr eine Strähne aus dem Gesicht strich. Er brauchte nicht eifersüchtig sein, aber so wie er lächelte, schien das eh nicht so ernst gemeint zu sein. „Nicht wegen Per.“

„Was machst du da?“ Er lächelte und antwortete doch nicht. Das merkte sie ja gerade selber und brauchte das nicht auch noch in verbaler Form. Als ihn anlächelte, hauchte er ihr einen Kuss auf die Stirn. „Nicht wegen Per“, hörte er sie sagen. Er lachte leise und stützte sich wieder neben ihrem Körper ab. „Dann ist ja gut“, zwinkerte er ihr zu und sah auf seine Uhr. Er war noch gar nicht bei der Mannschaft gewesen. Und das musste er dringend nachholen. „Ich glaube, die Jungs vermissen mich“, murmelte er und blickte Helena entschuldigend an. „Aber wir sehen uns morgen“, fügte er schnell hinzu. Die Spieler würden bis auf das Auslaufen frei haben und das bedeutete auch für ihn Freizeit. „Ich hab dich lieb“, flüsterte er ihr ins Ohr und verwickelte sie in einen letzten sanften Kuss, ehe er sie mit aus dem Raum zog. Oliver stand immer noch dort und würde sich wohl um sie kümmern.

Tbc: Kabine