Pressezentrum

Per hatte die Frage befürchtet. "Ich glaube das ist eine Frage, die vermutlich besser an die Torhüter und ihren Trainer gestellt worden wäre. Ich sage es mal so. In der Vergangenheit gab es in der Nationalmannschaft schon des Öfteren Torhüterpersönlichkeiten, die durchaus eine Bereicherung für das Team darstellen."

Harald war stolz auf den Londoner. Er hatte sich nicht in eine Falle leiten lassen. "Herr Mertesacker, das Turnier könnte aufgrund ihres Alters eventuell ihr letztes großes Turnier sein. Wie gehen sie mit dem Gedanken daran um." kam umgehend die nächste Frage.

Per schluckte. "Den Gedanken verdränge ich bis nach dem Turnier. Mein Fokus liegt auf den nächsten Wochen, die von Training und Spielen geprägt sein werden. Nach dem erfolgreichen Abschluss habe ich genug Zeit, mir Gedanken zu machen. Ob ich dann noch weitermachen möchte, ob die Trainer mich noch wollen, und so weiter. Das ist natürlich auch eine Entscheidung die ich mit meiner Familie treffen werde. Aber wie gesagt, erst nach der EM."

Eine weitere Wortmeldung "Wie haben sich deiner Meinung nach die jüngeren Spieler in die Mannschaft integriert?"

"Durch die jüngeren Spieler kommt frischer Wind in die Mannschaft. Da werden wir Alten auch mal wieder wachgerüttelt, es ist wirklich sehr angenehm. Alles sind stolz drauf zur Mannschaft zu gehören und wollen ihr Bestes geben. Ich finde, dass sind gute Voraussetzungen." antwortete Per lächelnd.

Harald beobachtete wie der Londoner auf seinem Stuhl rumzappelte. Der Spieler war keiner, der viel redete mit den Medien, doch er konnte ihn da nicht von erlösen. Er hoffte für den Spieler, dass es bald mit den Fragen war. "Viele Spielerfrauen und Freundinnen sind ja inzwischen schon angereist. Warum ist ihre Frau nicht da?"

Die Fragen sein Privatleben betreffend beantwortete Per immer nur sehr ungern und auch heute hätte er die Frage gerne übergangen. Aber er konnte es sich nicht erlauben und so antworte er nach kurzer Überlegung "Meine Frau und ich haben uns zum Wohl unseres Sohnes dafür entschieden, dass die beiden erst zum Ende des Turniers nachreisen werden. Mein Sohn ist fünf Jahre alt. Ihn über diesen langen Zeitraum aus seiner gewohnten Umgebung herauszureißen und von seinen Spielkameraden zu trennen kam uns grausam vor. Aber ich habe jeden Tag Kontakt zu beiden. Und da ich mich auf das Turnier konzentriere wäre meine Frau hier in fremder Umgebung auf sich gestellt und bei einem Fünfjährigen kann das durchaus schwierig werden."

Harald lächelte väterlich. Per hatte sich wirklich gut erklärt bei dieser Frage. Und die nächste kam auch schon. Das Mikrofon wurde schnell weiter gereicht. "Per, wie beurteilen sie das Abschlusstraining aus Spielersicht?"

"Ich hatte das Gefühl, dass jeder weiß worauf es ankommt. Die Anweisungen der Trainer haben alle gleich gut umgesetzt. Ich denke, dass wir für Schweden gut vorbereitet sind." antworte der Abwehrriese kurz. Er hoffte, dass es endlich ein Ende hätte mit den Fragen.

Harald hatte die Reaktionen der Medien beobachtet, es war langsam Zeit, die PK zu beenden. "Eine Frage noch an den Kapitän?" Das Mikro wanderte wieder weiter nach vorne. "Wie sehen sie die Erfolgschancen für das erste Gruppenspiel?"

Per lächelte, das war wieder mal eine Frage nach seinem Geschmack. "Da wir eine gute Vorbereitung hatten, ist unser Ziel natürlich ein Sieg. Wenn wir auch zu Null spielen, wäre es super. Wir werden jedenfalls alles dafür tun." sagte er und grinste Jürgen an.

Nun schaltete sich Harald Stenger wieder ein. "Das war die letzte Frage für heute. Wir wünschen dem Team morgen einen guten Start ins Turnier und natürlich einen Sieg gegen Schweden. Über aktuelle Geschehnisse werden sie selbstverständlich in gewohntem Umfang über die Newsletter und den SMS-Service informiert. Ich wünsche uns allen einen schönen Abend und ich danke dem Bundestrainer Jürgen Klopp und dem Kapitän Per Mertesacker für die Zeit, die sie sich für die Pressekonferenz genommen haben. Wir alle wissen, dass die Zeit knapp ist."

Per atmete erleichtert auf, trank noch den letzten Schluck Cola aus und erhob sich. Grinsend sah er zu Jürgen um mit ihm zusammen zurück ins Hotel zu fahren, sofern dieser direkt mitwollte. Er wusste nicht, ob dieser zu Helena fahren würde.

Er nickte noch einmal lächelnd den Journalisten zu und stand dann auf. „Lass uns fahren“, wandte er sich an Per und Harald. Sein Blick fiel auf die Uhr. Helenas Prüfung musste vorbei sein. Hoffentlich war alles gut gegangen.
Im Auto ließ er sich schweigend auf seinen Sitz fallen. Per würde noch früh genug über ihn herfallen und ihn mit Fragen löchern. Das wusste er spätestens seit seiner Andeutung während der Pressekonferenz. Rasch tippte er eine SMS an Helena und begann dann ein unverfängliches Gespräch. „Ist doch ganz gut gelaufen, oder?“

"Ist doch ganz gut gelaufen, oder?“ fragte Jürgen und Per nickte. "Glaub schon." gab er zurück. "Und ja, es musste sein." fügte er hinzu. Wenn Jürgen ihm schon nicht wirklich was erzählte hatte, sondern er es von Helena erfahren musste, wollte er zumindest noch ein wenig schmollen. "Helena ihre Prüfung geschrieben und es klang recht optimistisch." sagte er mit einem kleinen Unterton und warte auf die Reaktion von Jürgen.

SMS an Jürgen  

Hallo
Ich habe ein ganz gutes Gefühl bei der Prüfung. Hoffentlich bleibt das so.
Also zwischenmenschliche Kommunikation finde ich super, aber bitte ohne chemische Reaktionen. Sonst werde ich noch bekloppt
Wo wollen wir uns denn treffen?
Ich hab dich auch lieb, Jürgen  
Helena

„Glaub schon. Und ja, es musste sein.“ Er verdrehte die Augen. „Wie ein kleines Kind“, grummelte er kopfschüttelnd vor sich hin. „Helena hat ihre Prüfung geschrieben und es klang recht optimistisch.“ Er wollte gerade etwas sagen, da bekam er eine SMS. Lächelnd wandte er sich wieder zu Per, nachdem er sie gelesen und geantwortet hatte. „Ich weiß“, antwortete er grinsend. „Und das mit dem ‚danke‘ beim Training habe ich ernst gemeint“, fügte er aufrichtig hinzu.

SMS an Jürgen

Eine Umarmung wäre vielleicht gar nicht schlecht  
Ich werde dann auch da sein
Die Security kennt mich mittlerweile ein bisschen. Hoffentlich.
Das klappt schon irgendwie.
Bis später

„Ich weiß“, antwortete Jürgen. „Und das mit dem ‚danke‘ beim Training habe ich ernst gemeint“, fügte er aufrichtig hinzu. Per blickte ihn an. "Das mit dem Danke, hatte mir vorhin nicht wirklich geholfen." meinte der Londoner Kapitän. "Nur gut, dass Helena mich aufgeklärt hat. Ihr seid echt schon zwei Härtefälle." beschwerte sich Per etwas, grinste dabei aber. "Liebe macht scheinbar echt blind." ergänzte er fies grinsend. "Wann kommt sie rüber?" fragte er interessiert.

„Ihr seid echt schon zwei Härtefälle.“ Er zuckte nur entschuldigend die Schultern. Es war einfach alles so abwegig gewesen, dass er nie wirklich darüber nachgedacht hatte. „Wie gut, dass wir so einen pflichtbewussten Kapitän haben, der seinen Aufgabenbereich einfach mal um die Trainer erweitert“, grinste er, nicht ohne Spur von Stolz. Per hatte gerade das erste Mal wirklich bewiesen, dass er die richtige Wahl gewesen war. „Liebe macht scheinbar echt blind.“ Den Kommentar überhörte er gekonnt. Was sollte er auch dazu sagen? Stattdessen schrieb er eine kurze Nachricht an Helena. „Wann kommt sie rüber?“ Gespielt überrascht sah er Per an. „Warum sollte sie vorbeikommen? Sie feiert zuhause ihre Klausur und ich gehe gleich brav ins Bett, weil zumindest ich morgen fit sein will.“ Als er den Gesichtsausdruck des Kapitäns sah, lachte er auf. „Wir haben keine genaue Zeit ausgemacht. Aber ich glaube, wir sollten aussteigen“, stellte er mit einem Blick aus dem Fenster fest.

Tbc: Lobby

Die Mail des Pressezentrums

Der Deutsche Fußball Bund gibt folgende Presseerklärung ab:

Sehr geehrte Vertreter der nationalen und internationalen Medien,

aufgrund von familiären Gründen, musste der bisherige Assistenztrainer André Villas-Boas kurzfristig abreisen. Jürgen Klopp hat sich entschieden für das Turnier einen Ersatz bekannt zu geben. Joachim Löw wird ihn unterstützen und gemeinsam haben sie weiterhin das Ziel, den Europameistertitel zu holen. Wie Jürgen Klopp betonte, wird Joachim Löw ihn nicht als nur Assistenztrainer unterstützen, sondern beide werden als gleichberechtigte Trainer agieren. Einige der Nationalspieler haben ja bereits unter Joachim Löw einige Turniere bestritten. Daher werde es wohl keine lange Eingewöhnungszeit geben müssen.

Nach dem verlorenen Spiel gegen Portugal haben die beide Trainer gleich Gelegenheit ihre Zusammenarbeit zu praktizieren. Aktuell geht es erst einmal darum, das Team wieder zu stärken, um die nächsten Spiele erfolgreich zu bestreiten.

Auch wenn es erstmal ein wenig Abstand vom Spiel bedarf, die Mannschaft weiß, was von ihr erwartet wird und wird sich weiterhin reinknien.

Der DFB wünscht ihnen allen eine schöne Europameisterschaft. Weitere Terminen zu Pressekonferenzen oder die des öffentlichen bzw. offenen Trainings werden wie immer über die üblichen Kanäle bekannt gegeben.

Mit freundlichen Grüßen
Harald Stenger - Pressesprecher des DFB