Is it Right or is it Wrong?

Roman ließ seine Hand immer wieder tiefer wandern und machte ihn damit fast wahnsinnig. Denn irgendwann wurde es beinahe eine Qual. „Nicht so ungeduldig.“ Der Kuss besänftigte ihn nicht. Er wollte viel mehr davon und Romans Bein zwischen seinen war ein guter Anfang. Doch als dann wieder nichts passierte, wurde er wirklich ungeduldig. „Roman“, knurrte er seinen Namen. Wieso tat er denn nichts? Das sah ihm überhaupt nicht ähnlich.

„Roman.“ Er lachte leise. Aber auch seine Sehnsucht nach ihm war zu groß, um ihn weiter zu ärgern. Deshalb fanden sich ihre restlichen Kleidungsstücke ziemlich schnell auf dem Boden bei Robins Shirt wieder und sie waren sich so nah gewesen wie die letzten Wochen nicht mehr.
Völlig erschöpft kuschelte er sich an Robin. „Ich liebe dich“, murmelte er und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange. Mittlerweile konnte er doch nicht mehr leugnen, dass er müde war. Erst die Fahrt hierher, dann die Fragerunde und dann…Er lächelte und malte kleine Muster auf Robins Brust.

Er hatte tatsächlich einen Anruf vom Bundestrainer erhalten und diesen nicht mal entgegennehmen können, weil er gerade unter der Dusche gewesen war. Es war ihm im Nachhinein doch ziemlich peinlich, aber ändern konnte er das leider nicht mehr. Ihr Gegner war also Spanier und jetzt stand er tatsächlich in der Kabine der Nationalmannschaft. Roman würde ebenfalls spielen. Besser konnte dieser Tag überhaupt nicht werden. Kurz lächelte er Roman zu und zog sich dann das Trikot an.

Er hatte Robins Euphorie nichts entgegensetzen können, als er den Anruf des Bundestrainers erhalten hatte. Lachend hatte er ihn umarmt und dann selbst die Nachricht bekommen, dass er anstelle von Manuel im Tor stehen würde. „Wir stehen wirklich zusammen auf dem Platz“, murmelte er und ließ sich neben ihn auf die Bank fallen. Das Lächeln konnte er nur erwidern. Ihm war bewusst, was vor allem Robin dieses Spiel bedeutete. „Geht da raus und zeigt den Spaniern auch heute schon, dass sie ihren EM-Titel in zwei Jahren an uns abtreten werden.“ Sein Blick wurde entschlossen, als er die Worte der Trainer hörte. Das würde er definitiv. Er würde Manuel würdig vertreten und sich für weitere Einsätze anbieten. „Auf geht’s“, machte er Robin lächelnd Mut, als sie nebeneinander im Spielertunnel standen und kurz darauf auf das Feld liefen.

Er war so nervös, als er neben Roman im Spielertunnel stand. Aber sein Debüt gleich mit seinem Freund zu feiern, war einfach unglaublich schön. Beinahe unauffällig ließ er seine Hand an Romans entlang streichen. „Auf geht’s.“ Er lächelte und betrat dann das Stadion, seine Bühne für die nächsten neunzig Minuten. Nach der Hymne hüpfte er einmal in die Luft und rannte dann zu seinem Platz. Er würde sein Bestes geben. Die ersten Minuten hatte er bereits viel zu tun. Er musste vor allem darauf achten, dass die Stürmer nicht an ihm vorbei kamen. Aber das ging eigentlich ziemlich gut. Doch dann unterlief ihm ein Fehler. Der Spanier hatte ihn einfach ausgetrickst. Schnell rannte er ihm hinterher, aber Roman musste trotzdem raus. Beide sprinteten zum Ball und knallten hart gegeneinander. Geschockt sah er zu den beiden und eilte dann dazu. Der Spanier ging auf Roman los und er stellte sich einfach davor. „It was your fault. The game goes on. Move.“ Er schien ihn zu verstehen und trotzdem schubste er ihn zurück. Endlich kam auch der Schiedsrichter dazu. Plötzlich stand das Thema Notbremse im Raum. Er wurde wütend. Roman hatte ihn doch nicht abgebremst.

Er betete, dass Robin kein großer Fehler unterlief oder er notfalls eingreifen konnte. Sein erstes Spiel sollte ein Erfolg werden. Doch seine Anspannung löste sich, als er merkte, wie konzentriert er spielte. Aber irgendwann passierte es doch und ein Spanier lief frei auf das Tor zu. Sofort fokussierte er den Ball und zögerte keine Sekunde, ihn dem Spieler abzunehmen. Dass sie dabei unsanft zusammenprallten, war nicht seine Absicht und er stand leise stöhnend auf. Doch ein schneller Blick sagte ihm, dass ihnen beiden nichts passiert war. Zur Sicherheit machte er ein paar Sprünge, doch alles war in Ordnung. Sein Gegenspieler sah das allerdings anders und rannte wütend auf ihn zu. Beschwichtigend hob er die Hände, doch der Spanier redete ununterbrochen auf ihn ein. „It was your fault. The game goes on. Move.“ Er wollte Robin beiseite ziehen, doch er taumelte zurück, ehe er reagieren konnte. „Hey“, wies er den Spanier zurecht. Das musste wirklich nicht sein. Auf den Schiedsrichter redeten sie gleichermaßen ein und er riss erschrocken die Augen auf. Sein Eingreifen war doch keine Notbremse gewesen. Auch seine Mannschaftskollegen kamen jetzt dazu und Sami verdeutlichte seinen Standpunkt. Als schließlich eine gelbe Karte in Richtung des Spaniers gezückt wurde, konnte er sich ein kurzes Lächeln nicht verkneifen. Sein Verhalten war unprofessionell und überflüssig gewesen. „Alles okay?“, fragte er leise an Robin und fasste ihn am Arm.

Er war froh, dass ihnen noch weitere Spieler dazu kamen, die mehr Erfahrung hatten. Schließlich entschied der Schiedsrichter sogar, dass es eine gelbe Karte für den Spanier gab. Er blieb ernst, denn er wollte keine weitere Auseinandersetzung riskieren. Aber als Roman zu ihm kam und ihn am arm berührte, musste er doch lächeln. „Alles okay?“ Er nickte und ging dann zurück auf seine Position. Hier musste er sich konzentrieren und bis zur Halbzeit passierte so ein Fehler nicht mehr. Allerdings war für beide Mannschaften auch kein Tor gefallen. Spanien machte es ihnen nicht leicht. In der Kabine saß er bloß auf seiner Bank und hörte den Worten der Spieler zu. Es beruhigte ihn, wenn er das Gefühl hatte, die Zeit würde still stehen. Dann ging das Spiel weiter und Spanien wurde deutlich aggressiver. Immer wieder geriet er mit seinem persönlichen Gegner aneinander. Der nervte ihn so langsam wirklich. Es gab Ecke für Spanien. Er sah den Ball kommen und ahnte, dass der Ball weit reinkommen würde. Deswegen lief er in die Richtung. Aber der Spanier überlegte sich dasselbe. Sie sprangen hoch und er spürte bloß einen harten Stoß gegen seinen Kopf. Danach passierte alles in Zeitlupe. Er prallte auf den Boden und blieb liegen. Ein Pfiff ertönte. Der Spanier zog ihn grob wieder auf die Beine. Kurz sah er in sein Gesicht und bekam doch nicht richtig mit, was passierte. Dann wurde ihm erneut schwindelig und er konnte sein Gleichgewicht nicht mehr halten. Das letzte, was er sah, waren die Grashalme, die ihm im Gesicht piksten.

Das Spiel nahm an Aggressivität zu. Hilfreich für die Mannschaft war das sicher nicht. Immer wieder gab es Fouls und immer öfter trafen sie Robin. Er merkte, dass vor allem einer es auf ihn abgesehen hatte. Doch so sehr er es wollte, er konnte nichts tun. Sein Tor durfte er einfach nicht verlassen. Bei der Ecke wippte er aufmerksam auf und ab. Doch der Ball flog weit am Tor vorbei. Dafür sah er, wie der Spanier und Robin gleichzeitig zum Ball gingen. Aber im Gegensatz zu ihm stand Robin nicht wieder auf. Sofort rannte er auf die Stelle zu, an der sich bereits einige Spieler versammelten. Er sah, wie der Spanier Robin auf die Füße zog, aber er merkte sofort, dass er gar nicht bei Bewusstsein war. Wütend stieß er den Spanier zur Seite und kniete sich neben ihn. Mit den Handschuhen konnte er zwar nicht viel machen, aber es reichte ihm gerade schon, ihn zu berühren. Vorsichtig drehte er ihn auf den Rücken und sah schon die Stelle über seinem Auge, die sich langsam verfärbte. Allerdings reagierte Robin gar nicht. „Hey“, murmelte er und schlug ihm leicht gegen die Wange. Währenddessen eilten bereits die Ärzte auf das Feld und verfrachteten ihn auf eine Trage. Wütend drehte er sich zu dem Spanier und stellte ihn zur Rede, bis der Schiedsrichter ihn beiseiteschob und die rote Karte gegen Spanien zückte.

Er wusste nicht mehr, was mit ihm passierte. Um ihn herum waren so viele Geräusche und irgendwann hörte er jemand, der seinen Namen sagte. Doch es war nicht Roman. Die Stimme kannte er zu gut. Er blinzelte und langsam kamen die lauten Geräusche wieder zurück. Über ihm kniete ein älterer Mann. MüWo. Der Mannschaftsarzt. Aber was machte er denn bei ihm? „Robin? Hörst du mich?“ Er wollte antworten und gab doch nur ein leises Krächzen von sich. „Mats, ich setze ihn gleich zu dir. Pass auf ihn auf, während ich was auf der Kabine hole.“ Zwei Männer griffen unter seine Arme und halfen ihm zur Bank. „Aber...spielen“, murmelte er. Anscheinend rannten schon wieder Spieler auf dem Feld. Da musste er doch hin. „Das brauchst du heute nicht mehr. Du hast ja ganz schön einen abbekommen.“ Mats lächelte und deutete auf sein Auge. Langsam hob er die Hand und zuckte dann zusammen. Das brannte. Plötzlich wurde es wieder laut und einige Spieler rannten in die Kabinen. War das Spiel vorbei? Er wusste es nicht. Ihm war bloß immer noch schwindelig.

Er drehte fast selbst durch, als Robin mehr zur Seite getragen wurde, als dass er selbst lief. So hatten sie sich das beide nicht vorgestellt. „Roman, zurück ins Tor“, forderte Sami ihn auf und drehte ihn in Richtung Spielfeld. Er nickte. So schwer es ihm auch fiel, er musste dieses Spiel gewinnen. Trotzdem konnte er nicht verhindern, dass sein Blick immer wieder in Richtung Ersatzbank schweifte. Robin saß neben Mats und schien zumindest halbwegs wieder unter den Lebenden zu sein. Als der größere Teil im Stadion plötzlich jubelte, zuckte er zusammen. Er hatte den Ball einfach nicht kommen sehen. Fluchend warf er den Ball auf das Spielfeld und peitschte die Mannschaft wieder nach vorne. Das Gegentor war seine Schuld gewesen, das wusste er. Dass sie trotzdem noch gewannen, erleichterte ihn ungemein. Doch die wartenden Reporter ließ er einfach stehen, weil er in die Kabine wollte. „Wie geht es ihm?“, fragte er Mats ungehalten, als er ihn sah. „Er ist etwas neben der Spur, aber sonst…Lasst euch bloß nichts anmerken“, fügte er mit deutlich leiserer Stimme hinzu und er erstarrte. „Was? Aber…“ Abe Mats sah ihn bloß eindringlich an und verschwand. Hatten sie so unvorsichtig gehandelt? Der Gedanke verschwand, als er Robin auf der Bank sitzen sah und MüWo ihn nochmals untersuchte. „Hey, Kleiner“, machte er auf sich aufmerksam und hockte sich vor ihn. „Du hast doch versprochen, dass du die Arbeit heute für mich übernimmst.“ Lächelnd legte er eine Hand auf seine Schulter und musterte ihn besorgt. Mehr durfte er gerade nicht.

MüWo kam wieder zu ihm und drückte ihm etwas in die Hand. „Wenn der Schwindel zu stark wirst, nimmst du das und...“ Er drehte sich von ihm weg. „Roman, kannst du vielleicht dafür sorgen, dass er heile nach Hause kommt?“ Vorsichtig lehnte er sich ein Stück zur Seite und entdeckte seinen Freund. Er konnte nicht verhindern, dass sein Lächeln ein bisschen zu verliebt war. Gerade hatte er das alles noch nicht unter Kontrolle. „Hey, Kleiner.“ Er lehnte sich ein Stück nach vorne und sah ihm an. Doch richtig erfassen konnte er ihn immer noch nicht. „Du hast doch versprochen, dass du die Arbeit heute für mich übernimmst.“ Er wollte gerade antworten, da legte Roman seine Hand auf seine Schulter. Diese Geste war einfach schön. Doch dann kamen noch mehr Leute zu ihm und er war überfordert. Was wollten die denn alle von ihm? Er versank immer weiter in seinem Sitz, ehe MüWo sie wegscheuchte. Langsam stand er auf und hielt sich trotzdem noch an Roman fest. Laufen konnte er noch nicht so gut. Jeder Schritt war langsam und ihm trotzdem noch zu schnell.

„Roman, kannst du vielleicht dafür sorgen, dass er heile nach Hause kommt?“ Er nickte sofort. Natürlich würde er Robin in seinem Hotelzimmer abliefern und ihn dort auch nicht alleine lassen. Als die Kabine sich mit den jubelnden Spielern füllte, wurde er unruhig. Mittlerweile kannte er Robin gut genug, um zu wissen, wie es ihm ging. Und gerade war das wirklich alles andere als positiv. „Seid gefälligst leise“, fuhr er sie an und war überrascht, als es dann wirklich still war. Dass MüWo sie schnell in den Mannschaftsbus scheuchte, nahm er mit einem dankbaren Lächeln zur Kenntnis. „Ich glaube, den Bus meiden wir heute“, murmelte er und half Robin auf die Beine. „Geht es?“, fragte er und legte sofort einen Arm um ihn, als er taumelte. Auf dem Flur trafen sie den Manager, mit dem er sich zuvor schon unterhalten hatte. „Bekommen wir das Auto? MüWo hat gesagt, Robin braucht Ruhe und im Bus wird er die nicht bekommen.“ Das entsprach zwar nicht komplett der Wahrheit, aber der Arzt würde ihm wohl nicht widersprechen. Außerdem wusste er, dass Oliver heute mit einem Dienstauto hergekommen war, weil er noch Dinge regeln musste. Der Manager nickte. „Der Fahrer müsste schon dort sein. Und du wirst schnell wieder fit, verstanden?“, lächelte er und klopfte Robin leicht auf die Schulter.

Roman ging mit ihm in die Kabine und er lehnte sich einfach gegen ihn. Er wusste nicht, was er hier sollte. Aber die anderen schienen gut drauf zu sein. „Haben...wir...gewonnen?“, stammelte er und sah zu Roman. Im nächsten Moment wurde der allerdings laut und er zuckte zusammen. „Seid gefälligst leise.“ Er seufzte leise, als es plötzlich ziemlich ruhig wurde. „Ich glaube, den Bus meiden wir heute.“ Er nickte und spürte schnell, dass das keine gute Idee gewesen war. Denn jetzt wurde ihm wieder schwindelig. Die Tabletten in seiner Hand reichte er mit zittrigen Händen Roman. Der wüsste schon, was er damit sollte. Dann musste er wieder laufen, aber durfte sich weiter an Roman festhalten. Eine Person kam auf sie zu und unterhielt sich mit seinem Freund. Aber so richtig bekam er das nicht mit. „Und du wirst schnell wieder fit, verstanden?“ Er murmelte irgendetwas und ging dann mit Roman zum Auto. Dort schloss er einfach die Augen und lehnte sich gegen Roman. „Ich will nach Hause“, murmelte er leise und griff nach der Hand seines Freundes.

Er hatte sich eine Flasche Wasser genommen und saß jetzt mit Robin auf der Rückbank des Autos. „Nimm die“, bat er ihn und hielt ihm eine Tablette und das Wasser entgegen. „Das hilft dir.“ Anschließend legte er einen Arm um ihn und streichelte vorsichtig über seine Schulter. Ich will nach Hause.“ Er nickte und drückte seine Hand. „Wir sind in Spanien“, erklärte er. „Wir fahren jetzt ins Hotel und da bringe ich dich sofort auf dein Zimmer. Wir fliegen erst morgen Nachmittag zurück, du kannst also schlafen“, erzählte er mit leiser Stimme. „Und wir haben gewonnen“, fügt e er lächelnd hinzu.

„Nimm die.“ Er nickte und versuchte irgendwie, diese blöde Pille zu schlucken. „Das hilft dir.“ Roman musste ihm helfen und er fühlte sich nicht gut dabei. Aber er hatte Recht. Vielleicht half es ihm ja. Sein Freund umarmte ihn, zumindest wollte er das in seinem Kopf so nennen und streichelte über seine Schulter. Er schloss einfach die Augen und konzentrierte sich auf die Berührung. „Wir sind in Spanien. Wir fahren jetzt ins Hotel und da bringe ich dich sofort auf dein Zimmer. Wir fliegen erst morgen Nachmittag zurück, du kannst also schlafen. Und wir haben gewonnen.“ Er lächelte. „Du Gewinner.“ Irgendwie war er ins Hotelzimmer gekommen. Aber er wusste nicht mehr genau wie. Das Bett war sehr bequem und er kroch auch gleich unter die Decke.

„Du Gewinner.“ Er lachte leise. „Das bist du auch“, widersprach er ihm und streifte mit seinen Lippen kurz Robins Haare. Das war schon riskant genug, aber er wusste auch, dass der Fahrer sich auf die Straße konzentrieren musste. Sie waren schneller im Hotel als der Rest und deshalb konnte er auch unbemerkt in Robins Zimmer bleiben, um sicher zu sein, dass er schlief. Vorsichtig half er ihm, sich hinzulegen und breitete die Decken über ihm aus. „Brauchst du sonst noch etwas?“, fragte er leise und streichelte ihm durch die Haare. „Kann ich etwas für dich tun?“ Dass er mittlerweile selbst ziemlich müde war und nur noch ins Bett wollte, verschwieg er. Wenn er etwas für seinen Freund besorgen sollte, würde er das auch noch tun.

Roman deckte ihn zu und er sank lächelnd weiter in die Kissen. Er sorgte wirklich dafür, dass er gut schlafen konnte und trotzdem fehlte er neben ihm. „Brauchst du sonst noch etwas?“ Er schloss die Augen, als er ihm durch die Haare strich und schnurrte leise. Da war er wohl einem Hund gerade nicht unähnlich. Er wusste, wie sehr er es liebte, wenn man ihm durch die Haare streichelte. „Kann ich etwas für dich tun?“ Er schob Roman ein Stück zurück und hob dann einfach die Decke an. „Da ist noch Platz.“

Er hatte mit allem gerechnet, aber nicht damit, dass Robinihn einfach von sich schob. Aber wenn er alleine sein wollte, würde er das akzeptieren. „Da ist noch Platz.“ Er lachte und verstand, was er ihm sagen wollte. „Na wenn das so ist“, antwortete er und setzte sich neben ihn. „Ich würde aber wenigstens gerade noch duschen“, vertröstete er ihn und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange. „Schlaf ruhig schon. Ich beeile mich auch.“ Sanft streichelte er ihm noch einmal durch die Haare und verschwand dann kurz im Bad. Er konnte es einfach nicht leiden, nach dem Spiel nicht zu duschen. Seine Haare waren noch ziemlich feucht, aber das würde wohl niemanden stören. „Bin wieder da“, flüsterte er, um Robin nicht zu wecken. Denn ob er schlief, konnte er so nicht erkennen.

„Na wenn das so ist. Ich würde aber wenigstens gerade noch duschen.“ Wenn Roman das entschied, könnte er das sowieso nicht ändern und er wollte es auch gar nicht. Den Wangenkuss nahm er lächelnd nur Kenntnis. „Schlaf ruhig schon. Ich beeile mich auch.“ Er versuchte, sich wach zu halten und doch fielen ihm irgendwann die Augen zu. Gerne würde er sagen, dass das Spiel anstrengend gewesen war. Aber daran konnte er sich nicht einmal mehr ansatzweise erinnern. „Bin wieder da.“ Er murmelte unverständliche Worte und drehte sich zu ihm. Ihre Blicke trafen sich und er lächelte schwach. „Deine Haare.“ Sie schienen noch ziemlich nass zu sein.

Vorsichtig setzte er sich erneut auf die Bettkante und lächelte. Robin sah verschlafen zum Anbeißen aus. Und wenn er nicht verletzt gewesen wäre, wären ihm jetzt ganz andere Sachen eingefallen. „Deine Haare.“ Seine Stimme riss ihn aus seinen Gedanken. Dass Robin ihn ansah, hatte er gar nicht gemerkt. Entschuldigend fuhr er sich durch die Haare. „Ich wollte dich nicht lange alleine lassen“, murmelte er und rutschte unter die Decke. Da der Jüngere sich so zu seinen Haaren geäußert hatte, blieb er auf Abstand. Er konnte verstehen, wenn ihn das störte. „Schlaf“, forderte er ihn auf und legte ihm die Hand auf die Brust. So hatte er wenigstens nicht das Gefühl, alleine zu sein und er würde merken, wenn etwas war.

Roman sah beinahe unwiderstehlich aus, als er sich durch die Haare strich, die durch die Nässe eine schwarze Färbung angenommen hatten. „Ich wollte dich nicht lange alleine lassen.“ Er lächelte. Das passte zu Roman. Er versuchte, ihn immer zu beschützen und auf ihn aufzupassen. „Schlaf.“ Fragend sah er zu Roman. Warum war der denn jetzt so weit weg? Auch die Berührung an seiner Brust reichte ihm nicht. Deswegen rutschte er einfach näher zu seinem Freund und legte den Kopf auf seiner Brust ab. „Jetzt ja.“ Beruhigt schloss er die Augen und zog die Decke bis zum Kinn. Er liebte es gemütlich.

„Jetzt ja.“ Er schmunzelte und schlief wenig später ebenfalls ein. Dass er Robin am nächsten Tag in Wolfsburg abliefern musste, gefiel ihm nicht wirklich. Aber er wusste, dass seine Mannschaftsärzte ihn besser kannten. Zumindest in medizinischer Hinsicht.
Aber auch er musste den Arzt in Dortmund wieder einmal aufsuchen. Seine Schulter machte ihm schon seit längerem Probleme, aber er hatte die Schmerzen immer heruntergespielt. Die Nachrichten, dass bereits nach einem Nachfolger gesucht wurde, waren auch an ihm nicht vorübergegangen. Er wollte noch so lange spielen, aber wenn der Verein andere Pläne hatte, musste er sich fügen. Trotzdem musste er seinen Arm untersuchen lassen und erhielt kurz darauf die Diagnose, dass er seine Nerven in der Schulter gereizt waren und er in eine Art Reha sollte. „Wie lange?“ Das war das einzige, das er fragte. „Du tust zwei Wochen gar nichts und dann sehen wir weiter.“ Er schluckte. Diese Formulierung kannte er. „Kopf hoch, Roman. Das wird wieder. Und Mitch wird dich würdig vertreten, bis du wieder fit bist.“ Er lächelte schwach und fuhr nach Hause. Niedergeschlagen ließ er sich auf das Sofa fallen und schrieb eine SMS an Robin. Von seiner Diagnose schrieb er nichts. Damit musste er ihn nicht auch noch belasten.

Wie geht es dir? Ich hoffe, deine Wölfe kümmern sich angemessen um ihm Wölfchen

Die nächsten Tage schlichen nur so vorbei. Da es ihm auch am nächsten Tag nicht viel besser ging, hatte Roman ihn einfach nach Wolfsburg gefahren. Der Abschied war schrecklich gewesen. Der Ligaalltag würde sie wieder einholen und da waren Treffen kaum möglich. Außerdem hieß für ihn seine Diagnose, dass er zwei Wochen eine Kur machen durfte oder wie auch immer sie das nennen wollten. Er durfte absolut nichts tun, außer sich entspannen und vielleicht hin und wieder mal ein paar Runden schwimmen. Frustriert fiel er am Abend aufs Sofa und schaltet den Fernseher an. Nicht mal seine Lieblingschips schmeckten ihm. Dann klingelte plötzlich sein Handy. Er schmunzelte. Jetzt war er auch noch ein Wölfchen. Aber er hatte nichts dagegen. Bei Roman war das immerhin noch etwas anderes.

Das Wölfchen wurde zum Zwangsurlaub verdonnert und darf zwei Wochen nichts tun
Ich hoffe, dass es bei dir besser läuft.
Robin

Am nächsten Morgen durfte er schon seine Sachen packen. Er hatte beinahe seine ganzen Jogginghosen eingepackt. Aber was sollte er auch sonst tragen? Es würde so langweilig werden. Auch wenn um ihn herum genug Leute waren, würde er sich einsam fühlen. Einige Stunden später fuhr er auf den riesigen Parkplatz. Er holte seine Sachen und war reichlich irritiert, als er ein Dortmunder Kennzeichen in der Nähe sah. War das nicht Romans Auto?

Er seufzte. Dann würden sie sich also einige Wochen gar nicht sehen. Aber es war zu Robins Besten. Das musste er sich einfach immer wieder einreden, dann würde er schon damit klarkommen. Seine Antwort war ziemlich halbherzig und dann musste er sich auch schon damit beschäftigen, seine Sachen zu packen. Er hatte sich für eine Einrichtung entschieden, die so abgelegen war, dass keine Journalisten ihn finden würden. Das brauchte er wirklich nicht. Wenn er sich erholen sollte, wollte er das ohne stündliche Nachfragen, wie denn sein Zustand sei. Die Fahrt dauerte nicht allzu lange und er war froh, dass das Personal ihn wie jeden anderen behandelte. Eine Sonderstellung wollte er nicht. Sein Programm würde er abarbeiten, um so früh wie möglich zurück nach Dortmund zu können. Dass alle ‚Patienten‘ hier eigene kleine Appartements hatten, fand er gar nicht so schlecht. So konnte er sich zurückziehen und wäre nicht den Blicken der anderen ausgesetzt, wenn er zu den Mahlzeiten musste. Ziemlich schnell hatte er sich eingerichtet und schaute missmutig in seinen Kleiderschrank. Schon hier erkannte man deutlich, dass es kein Partyurlaub war. „Was solls“, murmelte er und schnappte sich seine Tasche, um das Gelände zu erkunden. Er wollte schwimmen gehen, weil der Doc ihm das geraten hatte und schmunzelte, als er das Schwimmbad sah. Das würde jemandem gefallen. Schnell machte er ein Selfie, auf dem die Außenfassade und vor allem die Rutsche ebenfalls erkennbar war und schickte es an Robin.

Ich gehe schwimmen und was machst du?

Er schüttelte den Kopf. Sein Kopf wollte ihm vermutlich einreden, dass Roman hier war, weil er sich das so sehr wünschte. Seufzend ging er zu seinem Apartment. Es war alles sehr schön eingerichtet und doch würde er sich hier einsam fühlen. Nachdem er sich eingerichtet hatte, zog er sich seine Jogginghose an und wollte eine Runde das Gelände erkunden, da bekam er ein Bild von Roman. Lächelnd betrachtete er ihn. Anscheinend schien es ihm an seinem Urlaubsort gut zu gefallen. Er machte sich jetzt allerdings erst auf den Weg und steckte das Handy weg. Es war wirklich schön hier. Die Apartments lagen quasi in einem Wald, durch den viele kleine Wege führten. Er suchte das Zentrum und stand vor einem riesigen Gebäude. Dafür hatte man hier viel Werbung gemacht. Doch dann sah er genauer hin. Das kannte er doch. Verwirrt sah er auf sein Handy. Er stand genau da, wo Roman zuvor gestanden hatte.

Geh nochmal genau dahin, wo du eben gestanden hast.