and I wonder if I ever cross your mind.

and I wonder if I ever cross your mind.
Ann-Kathrin Vida && Mario Götze

Wer es eine gute Idee nach Frankreich zu reisen? Ann-Kathrin wusste es nicht. Aber probieren musste sie es. zu Hause in Köln weit weg von ihrem Ex-Mann, der sich zur Europameisterschaft natürlich am Austragungsort befand, hatte die junge Blondine es nicht mehr ausgehalten. Also hatte sie schließlich einen riesigen Koffer gepackt und war vom Flughafen Köln-Bonn nach Frankreich geflogen. Über diese verdammte Trennung kam sie nicht hinweg. Sie verstand es einfach nicht. Warum war sie plötzlich nicht mehr gut genug für den Fußballer gewesen? Wenigstens das wollte sie erfahren und vielleicht - so hoffte Anni - konnten sie Freunde bleiben oder er würde ihre sogar eine zweite Chance geben. Darum kämpfe würde sie. Unbedingt wollte sie dem Mann mit den talentierten Füßen beweisen, dass sie die richtige Frau für ihn war. Gleich nach ihrer Ankunft hatte sie ihm eine SMS geschrieben und irgendwann hatte er eingewilligt sich mit ihr zu treffen. Ihr Herz hatte einen Hüpfer gemacht und sie hatte vorgeschlagen sich am Meer zu treffen. In Marseille war das Hotel der Mannschaft und auch Ann-Kathrin hatte an der Cote d'Azure ein Zimmer bezogen. Mit nackten Füßen stapfte sie durch den Sand. Einen blauen Bikini trug das Model unter ihrem leichten Sommerkleid und die obligatorische Sonnenbrille fehlte auch nicht. Ihre Tasche und ein Handtuch lagen einige Meter weiter im Sand. Schließlich setzte sie sich auf ihre Badetuch und wartete. Sie warf einen Blick auf ihr I-Phone und hoffte inständig er würde wenigstens auftauchen.  

Anni zupften den Träger ihres Kleides zurecht, der bei ihrem kleinen Spaziergang von ihrer Schulter gerutscht war. Dann sah sie auf ihr Handy. Er hatte sich nicht gemeldet also würde er hoffentlich gleich kommen. Das Model zuckte zusammen als ein Schatten auf sie fiel. Doch als sie die vertraute Stimme hörte, lächelte sie leicht und sah zu ihm hoch. "Hey Mario." sagte sie. Früher hätte sie ihn mit einem Wort wie Schatz oder Liebling begrüßt doch diese Zeiten waren vorbei. Ann-Kathrin seufzte innerlich bei dem Gedanken. "Willst du dich setzen oder wollen wir einen Spaziergang machen?" fragte sie ihren Ex-Freund. Ihr selbst wäre es lieber hier sitzen zu bleiben, weil sie diesen Abschnitt des Strands trotz des guten Wetters weitgehend für sich alleine hatten, aber sie überließ ihm die Entscheidung. Wenn er schon zugestimmt hatte sie zu sehen, sollte er sich wengistens einigermaßen wohlfühlen. "Wie gefällt dir Frankreich?" wollte die junge Dame wissen um das Gespräch nicht gleich mit dem unangenehmen Thema fortzusetzen.

Ein Lächeln um spielte ihre Lippen. "Okay." antwortete sie und musterte ihn kurz. Er hatte sich nicht verändert in der Zeit, in der sie ihn nicht gesehen hatte. Zu ihrem Bedauern wirkte er zufrieden - auch ohne sie. Was hatte sie denn geglaubt? Dass sie hierher kommen würde und er sie mit offenen Armen empfing? Sie verfluchte sich für ihre Naivität. Dennoch freute sie sich darüber, dass er gekommen war. "Wahrscheinlich habt ihr Jungs einen straffen Zeitplan, hmm?" fragte sie. "Aber ich hab auch noch nicht viel gesehen. Das Hotel, den Strand, den Flughafen und den wunderbaren Ausblick von meinem Zimmer aus." erklärte sie. Interessierte ihn das überhaupt? Keine Ahnung. Sie traute sich einfach nicht ihn schon jetzt auf die Trennung anzusprechen. Also übte sie sich weiter in belanglosem Small-Talk in der Hoffnung sie würde ihn nicht zu sehr langweilen. "Ich muss unbedingt shoppen gehen, aber ich hab ja noch ein paar Tage Zeit." stellte Anni fest.

Ann-Kathrin lehnte sich zurück und stützte sich mit den Händen hinter ihrem Rücken im Sand ab. Sie hörte ihm aufmerksam zu. Früher war sie ihm manchmal ins Wort gefallen; aber diesen Fehler hatte sie sich abgewöhnt, da recht deutlich geworden war, dass Mario das nicht schätzte. Seine Frage war ihr fast ein bisschen unangenehm. "Um ehrlich zu sein, habe ich noch gar keinen Rückflug. Ich wollte sehen, wie gut mir mein spontaner Urlaub gefällt. " erklärte sie und gab sich Mühe unbefangen zu klingen. 'Und was aus uns wird.' fügte sie in Gedanken hinzu. Sie vermisste ihn. Hier zu sitzen war einerseits schön, da sie ihn länger nicht gesehen hatte und andererseits eine Qual, weil sie ihn nicht berühren konnte wie früher oder ihren Kopf an seine Schulter legen.

Ihre Haltung fiel ein bisschen zusammen als er sie auf den eigentlich Grund ihres Treffens ansprach. Sie starrte auf das Badetuch und vergrub ihre Füße im Sand während sie sich fragte wie sie alles was sie wissen und los werden wollte, formulieren konnte ohne ihm Vorwürfe zu machen oder verletzend zu werden. Sie war sich ziemlich sicher, dass sie ihn damit für immer verlieren würde und so einen Fehltritt wollte sie vermeiden. Ann-Kathrin schluckte und sah zu ihm herüber. "Ich vermisse dich." gab sie zu. "Und ich verstehe nicht, warum es so plötzlich geendet hat, das mit uns." stellte sie fest und seufzte. Selten fiel ihr das Reden so schwer wie jetzt. "Weißt du, ich... ich dachte wir wären glücklich? Hab ich was falsch gemacht?" wollte sie wissen. Irgendwas musste es doch geben; was der Grund für das Aus ihrer Beziehung war.

Sie schüttelte leicht den Kopf. Wenn er ihr zustimmte, warum trennte er sich dann von ihr? Ann-Kathrin verstand das nicht. Vielleicht wollte sie es auch nicht verstehen. Sie wollte einfach, dass es endete wie ein böser Traum und sie neben ihm aufwachte. Dass das nicht passieren würde, wusste sie. Dennoch würde sie gerne die Zeit zurück drehen. Oft hatte sie das Gefühl, sie brauchte ihn um sich komplett zu fühlen. Warum fiel einem der Wert von etwas erst auf, wenn man etwas verloren hatte? "Also willst du mir sagen, dass deine Gefühle für mich verschwnden sind? Von dem einen auf den anderen Tag?" fragte sie. "Das kann doch nicht sein, Mario." Sein Lächeln half ihr nicht. Sie wandte sich ab und starrte auf das Meer hinaus.

Sie drehte sich wieder zu ihm und beobachtete ihn. Eben schien er sich seiner Entscheidung noch so sicher und jetzt schien er selber mit den Worten zu ringen. Zu hören, dass es eine andere Liebe für ihn gab fühlte sich an wie ein Messerstich ins Herz. Wenn man jemanden liebte, dann verliebte man sich nicht zur gleichen zeit in jemand anderen. Also waren seine Worte die bittere Wahrheit. Er liebte sie nicht mehr, während es für sie niemand anderen gab. Ann-Kathrin blinzelte, als sie merkte, dass ihr Tränen in die Augen stiegen. Schnell drehte sie sich weg und wischte sich mit der Hand durchs Gesicht. Sie schluckt hart bevor sie antwortete: "Also gibt es eine andere für dich?" Sie schüttelte leicht den Kopf und suchte nach Worten für das, was sie gerade fühlte. Es tat weh. Anders konnte man es nicht beschreiben. "Wow, dann wünsche ich dir viel Glück." murmelte sie und wurde gegen Ende immer leiser.

Sie nickte. Was sollte sie darauf erwidern? Dass sie hoffte, das alles gut wurde und er glücklich wurde? Das wäre schon eine ziemliche dreiste Lüge, denn gerade tat sie nichts davon. Natürlich sollte man einem Menschen, den man liebte, das Beste wünschen. Aber Ann-Kathrin wollte nicht wahr haben, dass jemand anderes für ihn sein Ein und Alles war und nicht sie, die ihn doch so sehr geliebt hatte. Es war ihr nicht immer gelungen das zu zeigen, aber jetzt da sie ihn velroren hatte, spürte sie es umso mehr. Sie hoffte, dass man nicht hörte, dass sie den Tränen nah war, als sie schließlich doch etwas sagte. "Das tut mir leid. Ist ein ätzendes Gefühl zu glauben oder zu wissen, dass der andere einen nicht liebt." gab sie zu. Immerhin ging es ihr gerade nicht anders.

Wieder schwiegen sie eine Weile. Ann-Kathrin atmete tief durch und wischte sich noch einmal durch die Augenwinkel. Schließlich entschuldigte sich Mario leise. Anni sah auf. Sie wusste nicht was sie sagen sollte. Er gab zu, dass es nicht fair gewesen war sie einfach aus seinem Leben zu schieben. "Ich denke ich hab es dir verziehen, aber ich bin nicht darüber hinweg." murmelte sie. Ganz vergeben hatte sie ihm die ganze Sache auch nicht, zu sehr tat es weh, aber wenn er sich entschuldigte, wollte sie ihm keine Vorwürfe machen. "Aber wenn es jemand anderen für dich gibt, bist du ohne mich wahrscheinlich besser dran..." sagte sie. Er ja - sie nicht und das sollte sich auch so schnell nicht ändern, denn die Zeit mit ihm ging ihr nicht aus dem Kopf.

Sie schüttelte den Kopf. Es waren lieb gemeinte Worte, die er aussprach, aber sie wollte doch gar keinen anderen. Obwohl sie versuchte es zu verhindern, tropften schließlich doch zwei Tränen auf ihr Badetuch, als er sanft über ihre Schulter strich. "Ich möchte niemand anderen." murmelte sie. Als ihr auffiel, wie egoistisch das klang, nahm sie seine Hand und sah ihn an. "Aber mach dir keine Sorgen um mich, ja? Ich bin mir sicher du wirst mit deiner neuen Liebe glücklich." erklärte sie. Natürlich hatte sie Angst davor, dass mit diesem Gespräch alles endete. Aber was sollte sie tun? Er würde bestimmt nicht mit ihr befreundet sein wollen, wenn er wusste, dass sie noch Gefühle für ihn hatte, was recht deutlich war so wie sie sich jetzt anstellte. Aber allein der Gedanke ihn mit jemand anderem zu sehen löste unglaubliche Eifersucht in ihr aus.

Sie merkte, dass er unzufrieden war als er darüber sprach, dass er sich wohl unglücklich verliebt hatte. Sein Ton klang zwar relativ gleichgültig aber seine Augen sagten ihr etwas anderes. Freundschaft - es war also eine gute Freundin, ihn die er sich verliebt hatte. Anni überlegte aber ihr kam niemand in den Sinn. Wahrscheinlich hatte sie alle Frauen aus ihrem Gedachtnis verdrängt, die eine potentielle Gefahr für ihre Beziehung waren. Und trotzdem verlor sie ihn und es war ihr nicht gelungen ihn an ihrer Seite zu halten. "Es tut mir leid." sagte sie leise. Es tat ihr Leid, dass er sich so fühlen musste und auch, dass sie hier saß und ihre Tränen alles nur schlimmer machten. "Danke." schniefte sie und wischte ihre Tränen energisch mit dem Handrücken fort. "Mario?" fragte sie dann.

"Nicht nur deswegen." sagte sie leise. "Es tut mir leid, dass deine Freundin deine Gefühle nicht erwidert und es tut mir leid, dass ich damals nicht gemerkt habe das zwischen uns nicht alles in Ordnung war." Sie machte sich immer noch Vorwürfe. Und in dem Moment als sie das Wort 'Freundin' aussprach, fragte sie sich ob es nicht auch ein Freund sein konnte. Denn davon hätte er eine Menge. Doch würde er sie von einem Tag auf den anderen für einen Mann verlassen? Ann-Kathrin schüttelte leicht den Kopf. Das konnte sie sich nicht vorstellen.
Sie hob den Kopf und sah ihn an. "Wahrscheinlich ist das furchtbar egoistisch von mir; aber meinst du wir könnten Freunde bleiben?" fragte sie da sie das Gefühl hatte es nicht auszuhalten ihn komplett aus den Augen zu verlieren.

Sein Ton war ernst als er ihr widersprach und sie glaubte ihm, dass er jedes Wort so meinte. Es beruhigte sie ein wenig, dass sie keinen Fehler gemacht hatte, auch wenn es dadurch nicht minder weht tat, dass er sie nicht mehr liebte. Ihr Herz machte einen Hüpfer da er sagte, dass nichts gegen eine Freundschaft zwischen der jungen Dame, die immer noch von einer Modelkarriere träumte, und dem Fußballspieler sprach. Schließlich umarmte sie ihn. "Danke." sagte sie. Das erste Danke galt seiner Antwort, doch sie fügte dem noch etwas hinzu. "Danke, dass du hierher gekommen bist und danke für die schöne Zeit." Es huschte sogar ein ehrliches Lächeln über ihre Lippen als sie dies sagte ohne, dass sie sich anstrengen musste.