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Der Titel ist nicht alles

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Der Titel ist nicht alles Empty Der Titel ist nicht alles

Beitrag von Joachim Löw Do 4 Sep 2014 - 18:15

Der Titel ist nicht alles Wherev10

Er hatte diesen Tag bestimmt nicht herbeigesehnt. Auch wenn die Änderung im Team schon seit Wochen und Monaten feststand, wurde sie jetzt einfach zu konkret. „Kommst du?“ Kurz zuckte er zusammen und sah dann zur Tür. „Sicher“, murmelte er und betrat wenig später gemeinsam mit dem Pressesprecher des DFB die kleine Bühne. Während die Journalisten ihre Fotos machten, musste er daran denken, was Hansi ihm vor einigen Tagen gesagt hatte. „Du siehst frisch aus.“ Und das aufrichtige Lächeln, das er ihm bei diesen Worten geschenkt hatte, hatte er nur erwidern können. Er fühlte sich auch gut, solange er nicht an den 1. September dachte. Dieses Datum hätte er am liebsten aus seinem Kalender gestrichen. Denn seit diesem Tag gingen sie beide offiziell verschiedene Wege. Seine Brust zog sich unangenehm zusammen. Er hatte dieses Gefühl so lange verdrängt, da schaffte er es auch weiterhin. Es brachte niemandem etwas, wenn er zugab, wie sehr ihn Hansis Wechsel wirklich traf. Doch das schob er jetzt beiseite. Es blieb ihm nichts anderes übrig.

Nach einer kurzen Begrüßung war es auch schon an ihm, die derzeitige Situation im Team darzulegen. Aber zunächst sprach er noch einmal die außergewöhnliche Stimmung an, die während der WM in Brasilien geherrscht hatte. Vor seinem inneren Auge sah er sofort wieder das Campo und die einzigartige Kulisse, vor der sie trainieren und spielen durften. Doch auch, wenn sie den Triumph genossen hatten, brachte diese WM auch große Veränderungen mit sich. Er atmete tief ein und machte eine unschlüssige Handbewegung. Er hoffte, dass  niemandem auffiel, dass er vielleicht einen Augenblick zu lange gezögert hatte. „Die Situation, was unser Team betrifft, hat sich auch ein bisschen verändert“, begann er immer wieder mit Unterbrechungen und spielte nervös an seiner Tasse. Auf den Espresso hatte er heute ganz besonders bestanden. Er wusste, dass er diese Routine brauchte, denn die heutige Pressekonferenz würde ihm alles abverlangen. Instinktiv ließ er seinen Blick durch den Raum gleiten. Sein Unterbewusstsein suchte jemanden, von dem er wusste, dass er nicht hier war. Aus den Medien hatte er erfahren, dass sein ehemaliger Co-Trainer heute in anderen Städten unterwegs war und erst morgen zum Spiel und zur Verabschiedung kommen würde. „Einer, der mich und unser Team und die Mannschaft lange begleitet hat…“
Er brach ab, als er hörte, wie eine Glasflasche umfiel. Sofort suchten seine Augen nach dem Übeltäter, während er dem Schicksal für diesen Zwischenfall dankbar war, weil er wusste, dass er diesen Satz eh nicht vernünftig hätte zuende bringen können. Als er sah, wie einige Menschen sich umdrehten, folgte er der Bewegung mit den Augen und erstarrte für einen Moment. Das konnte nicht sein. Ihm wurde abwechselnd heiß und kalt. Was machte er hier? Eben noch hatte er sich gewünscht, dass er hier war und seine Worte persönlich hörte und jetzt hätte er ihn lieber am anderen Ende der Welt gewusst. Er würde sich nicht mehr konzentrieren können. Diese Pressekonferenz war eh schon emotional genug, aber dass er hier war, ließ sie für ihn gerade zu seiner persönlichen Hölle werden.
Die Journalisten hatten von seinem kleinen Hänger nichts mitbekommen, da es nur Sekundenbruchteile brauchte, bis er den Satz einfach neu anfing. „Hansi Flick wird in Zukunft nicht mehr dabei sein.“ Diesen Satz hatte er nie aussprechen wollen und dementsprechend hart war auch seine Stimme. Er würde Zeit brauchen, bis er die neue Situation wirklich meistern konnte. Und es schmerzte umso mehr, weil er im selben Raum war und doch nie weiter entfernt. Aber es war auch die einzige Möglichkeit, Hansi zu zeigen, was er ihm bedeutete. Das musste er sich einfach ins Gedächtnis rufen. Denn auch wenn alle Worte, die er sich zurechtgelegt hatte, auf den Fußball ausgerichtet waren, meinte er sie doch so viel persönlicher. „Hansi hatte bei unserem Erfolg, den wir gemeinsam erreicht haben, wirklich auch einen maßgeblichen, einen großen Anteil. Er war für uns in jeder Beziehung, sportlich wie auch menschlich, sehr sehr wichtig.“
Er machte eine Pause und trank einen Schluck Wasser, weil er sonst befürchtete, dass seine Stimme zu sehr zitterte. Die Kameras klickten unerlässlich und doch konnte er das gerade ausblenden. Stockend fuhr er fort, wobei er seinen Blick immer wieder durch den Raum gleiten ließ und das Mikro vor sich neu ausrichtete. Nur Hansi würde wissen, dass er das aus reiner Nervosität tat. Sie hatten so viel Zeit miteinander verbraucht, dass sie die kleinen Macken des jeweils anderen einfach kannten. Deshalb hatte er es ihm auch nie übelgenommen, wenn er ihn nach einem Sieg auf dem Platz umarmt und einfach hochgehoben hatte. Es war pure Freude und Erleichterung, dass sie gewonnen hatten. Irgendwann hatte er sie sogar genossen, weil er ihm selten näher gewesen war.
„Aber ich freue mich natürlich auch jetzt für ihn, dass er da ist, wo er ist – nämlich als Sportdirektor. Er hat diese Entscheidung auch getroffen. Und ich glaube, in dieser Funktion als Sportdirektor werden natürlich auch die Weichen des deutschen Fußballs für die Zukunft entscheidend mitgestellt.“ Das war der Teil, der von ihm erwartet wurde. Er sollte auf die Wichtigkeit der Position hinweisen und dass er keine Probleme damit hatte, Hansi als seinen Chef zu akzeptieren. Dass diese Forderung des DFB in seinen Augen lächerlich war, hatte er nicht sagen können. Wie hätte er dem Mann, für den er so viel mehr empfand, Steine in den Weg legen können?

Was er dann sagte, könnte ihm zum Verhängnis werden, wenn es nicht mehr im Zusammenhang zitiert wurde. Aber es war ihm egal. Dieses Mal suchte er gezielt den Blick des Mannes, über den er gerade sprach. „Hansi hat natürlich die Kompetenz, den Kopf, das Herz und diese Hingabe, da auch die richtigen Impulse zu setzen.“ Und er hatte noch so viel mehr, doch davon durfte er nichts sagen. Seiner Ausstrahlung, seinem Lächeln und dem Blick aus seinen blauen Augen konnte einfach niemand widerstehen. Er jedenfalls war ihm schon längst erlegen. Nie würde er vergessen, wie sie nach der Niederlage gegen Italien vor zwei Jahren bis tief in die Nacht zusammengesessen hatten. Hansi war für ihn da gewesen und das hatte ihm unglaublich viel bedeutet. Er hatte gesehen, wie müde er war und trotzdem hatte er sich nicht davon überzeugen lassen, ins Bett zu gehen. „Wir stehen das gemeinsam durch.“ Diese Worte würde er nie vergessen.
„Von daher möchte ich mich an dieser Stelle bei ihm auch nochmal für unsere hervorragende Zusammenarbeit herzlich bedanken und ich freue mich auf unsere etwas neue Zusammenarbeit in Zukunft.“ Er schluckte und hoffte, dass niemand so nah heranzoomte, dass man die Tränen in seinen Augen sah. Dass er immer wieder Pausen gemacht und sich selbst unterbrochen hatte, war sein großes Glück gewesen. Andernfalls hätte er sich sicher erklären müssen. Und das hätte er nicht gekonnt. Noch einmal sah er in die Ecke, in der er die blauen Augen entdeckte, die ihn immer anstrahlten, und schenkte ihm ein warmes Lächeln, mit dem er doch so viel mehr ausdrücken wollte.
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Beitrag von Hansi Flick Do 4 Sep 2014 - 19:44

Müde drehte er sich auf die andere Seite und wollte verdrängen, dass sein Wecker klingelte. „Doofes Ding“, murmelte er und setzte sich schließlich doch auf. Verschlafen rieb er sich die Augen und schlurfte dann ins Badezimmer. Er hatte in der letzten Nacht wenig geschlafen, wie immer, wenn wichtige Termine kurz bevor standen. Heute würde der DFB eine Pressekonferenz zusammen mit dem Bundestrainer abhalten und alle wichtigen neuen Entscheidungen bekannt geben. Auch seine Verabschiedung gehörte dazu. Er seufzte, als er sein Spiegelbild betrachtete. Das Angebot des DFBs hatte er damals einfach nicht ablehnen können. Die Perspektive, noch weiterzukommen, als er es jetzt bereits war, hatte ihn einfach gepackt. Es ging nicht darum, dass er unbedingt Karriere machen wollte -das hatte er längst getan an Jogis Seite. Viel mehr interessierte ihn die Tatsache, viele neue Leute kennenzulernen. Außerdem war er immer jemand gewesen, der im Hintergrund arbeitete und nach der Europameisterschaft 2012 waren die Medien und auch die Fans sehr nah an ihn herangetreten. Sie forderten Kampagnen, Werbedrehs und mehr Auftreten in der Öffentlichkeit. Das konnte er ihnen einfach nicht geben. Genau deswegen hatte er gehen müssen. Auch wenn es ihm so unheimlich schwer gefallen war, die Mannschaft zurückzulassen. Wer wusste schon, ob sich alle mit einem neuen Co-Trainer einleben würden? Vielleicht würde es schlechter laufen. Allein der Gedanken daran war schrecklich. Die Mannschaft und vor allem die Spieler und Trainer waren ihm ans Herz gewachsen. Niemals würde er wollen, dass ihnen jemand schadete. Dafür würde er in seiner neuen Position auch definitiv sorgen.

Sein Gedankenkarussell hatte sich immer weiter gedreht und so hatte er sich dazu entschieden, heute nicht nach Dortmund zu fahren, sondern den DFB noch einmal zu unterstützen und bei der Pressekonferenz dabei zu sein. Er fand es einfach nicht richtig, seinen Cheftrainer dort den Medien auszuliefern. Außerdem war er nicht nur sein Chef und Kollege. Er war sein bester Freund geworden in den letzten Jahren. Sie hatten schon von Anfang an miteinander funktioniert, aber irgendwann hatten sie sich einfach besser verstanden. Es kamen private Treffen hinzu und irgendwann hatte er schon fast zu seinem Alltag gehört.
Nun stand er etwas weiter hinten in der Ecke und beobachtete seinen Freund, wie er sich hinsetzte und wie immer das Mikrofon richtete. Auch sein Espresso musste jedes Mal dabei sein. Er schmunzelte und lauschte dann der Einführung der Pressekonferenz durch ihren Pressesprecher. Dann erhob Jogi die Stimme und erzählte lebhaft von ihrem Weg zum Titel. Kurz schloss er die Augen und hatte die Bilder selbst wieder vor Augen. Er wusste genau, wie er mit dem Team zusammen die Spiele gesehen hatte oder selbst an der Seitenlinie gestanden hatte und am Ende den Pokal berühren durfte. Dann wurden die neueren Ereignisse angesprochen und er öffnete die Augen. Vorbei waren die schönen Vorstellungen, die ihn vier Wochen lang begleitet hatten. „Die Situation, was unser Team betrifft, hat sich auch ein bisschen verändert.“ Jogi untertrieb mal wieder maßlos. Drei ihrer wichtigsten Spieler hatten sich entschlossen, andere Wege zu gehen und diese zu ersetzen, würde keine leichte Aufgabe werden. „Einer, der mich und unser Team und die Mannschaft lange begleitet hat...“ Er wusste, dass gleich sein Name fallen würde und machte einen Schritt zur Seite. Dabei warf er ein Glas um, das neben ihm auf den Tisch stand. Sofort hatte er die Aufmerksamkeit der Medien auf sich gezogen. 'Wieso bist du auch so ungeschickt?', wies er sich innerlich korrekt und blickte doch nur in Jogis Richtung, damit die Aufmerksamkeit wieder ihm galt. „Hansi Flick wird in Zukunft nicht mehr dabei sein.“ Er vergrub seine Hände in seinen Hosentaschen. Das war die Realität und trotzdem tat es ihm weh, dass sein Chef es nochmal aussprach. Seine Entscheidung würde bestehen bleiben. Trotzdem spürte er, dass es Jogi nicht leicht fiel.
„Hansi hatte bei unserem Erfolg, den wir gemeinsam erreicht haben, wirklich auch einen maßgeblichen, einen großen Anteil. Er war für uns in jeder Beziehung, sportlich wie auch menschlich, sehr sehr wichtig.“ Er schluckte. Solche persönlichen Worte hatte er noch nie von Jogi während einer Pressekonferenz gehört. Am liebsten wäre er zu ihm gegangen und hätte ihn einfach umarmt, so wie er es nach den gemeinsamen Siegen immer getan hatte. Kurz wurde er an eine andere, eher unschöne Situation erinnert. Jogi hatte sich bei einem Spiel so aufgeregt, dass er auf die Tribüne geschickt wurde. Das war der einzige Moment, in dem er ihn einmal völlig wütend gesehen hatte. Doch auch damals war er für ihn da gewesen und hatte ihn behutsam in die Richtung geschoben. Nach dem Spiel hatte er gemerkt, wie leid es ihm getan hatte und hatte sich gleich um eine Richtigstellung in den Medien mit ihm gekümmert. Das lag schon wieder so lange zurück. Umso mehr freute es ihn, dass Jogi das alles nicht vergessen hatte und ihm diese Dinge vor der ganzen Welt mitteilte.
Doch genau diese Erkenntnis, schien Jogi aus dem Konzept zu bringen. Die Medien würden es nicht bemerken, aber er kannte ihn einfach viel zu gut. Immer wieder griff er nach dem Mikro und musste es anders richten. Lächelnd sah er ihm dabei zu. Immer wieder brach er bei seinen Erläuterungen ab und er merkte, dass er immer wieder seinen Blick suchte. Durch seine eigenen Blicke versuchte er, ihm Mut zu machen und ihm zu sagen, wie stolz er war, dass er so einen tollen Freund hatte.
„Aber ich freue mich natürlich auch jetzt für ihn, dass er da ist, wo er ist – nämlich als Sportdirektor. Er hat diese Entscheidung auch getroffen. Und ich glaube, in dieser Funktion als Sportdirektor werden natürlich auch die Weichen des deutschen Fußballs für die Zukunft entscheidend mitgestellt.“ Er bemerkte, dass auch immer wieder Reporter zu ihm sahen und so konnte er leider wenig tun, außer Jogi stumm zu vermitteln, wie dankbar er ihm war, dass er seine Entscheidungen akzeptierte und unterstütze. „Hansi hat natürlich die Kompetenz, den Kopf, das Herz und diese Hingabe, da auch die richtigen Impulse zu setzen.“ Seine Augen waren immer größer geworden. „Jogi“, murmelte er leise und musste sich beinahe die Tränen verdrücken. „Von daher möchte ich mich an dieser Stelle bei ihm auch nochmal für unsere hervorragende Zusammenarbeit herzlich bedanken und ich freue mich auf unsere etwas neue Zusammenarbeit in Zukunft.“ Er würde immer für ihn da sein. Das nahm er sich vor. Es gab Moment, die schweißten Menschen noch enger zusammen und genau dieser war einer davon. Jogis Lächeln machte den Augenblick nur noch angenehmer. Sie waren beste Freunde und das könnte niemand mehr ändern. Auch wenn er jetzt als Sportdirektor arbeitete. Er würde irgendwie immer in seiner Nähe bleiben.
Nachdem sich die Medien verzogen hatten, folgte er Jogi in den abgesperrten Bereich und zog ihn, ohne ein Wort zu sagen in seine Arme. „Danke“, hauchte er leise und kämpfte mit den Tränen. Er zog ihn noch weiter zu sich. „Du bist der beste Freund, den man sich wünschen kann.“
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Beitrag von Joachim Löw Do 4 Sep 2014 - 21:05

Die nächsten vierzig Minuten zogen einfach an ihm vorbei. Natürlich war es wichtig, dass die Presse erfuhr, dass Basti die Mannschaft als neuer Kapitän aufs Feld führen würde und wie sie gegen Argentinien vorgehen wollten. Aber sein Inneres wurde von einem anderen Thema beherrscht. Natürlich kannte er Thomas und er würde auch gut mit ihm zusammenarbeiten können. Aber zwischen ihnen würde sich niemals dieses Band ausbilden, wie es zwischen Hansi und ihm bestand. Nachdem auch die letzten Fragen beantwortet waren, stand er auf und verließ zielstrebig den öffentlichen Bereich. Bevor er irgendwie reagieren konnte, wurde er bereits festgehalten. Sofort stieg ihm der vertraute Duft in die Nase. „Danke. Du bist der beste Freund, den man sich wünschen kann.“ Er war froh, dass sie allein waren und lehnte sich gegen ihn. Auch wenn ihm seine Worte einen Stich versetzten, genoss er die Nähe. Kurz ließ er seine Hand über Hansis Rücken wandern. Morgen würden sie sich noch einmal sehen und dann… Automatisch verstärkte sich seine Umarmung. „Das war ich dir schuldig“, flüsterte er und konnte das Zittern in seiner Stimme nicht mehr verbergen.
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Beitrag von Hansi Flick Do 4 Sep 2014 - 21:30

Er spürte, dass Jogi sich gegen ihn lehnte und nahm dies besorgt zur Kenntnis. War er nach der Pressekonferenz so fertig? Er konnte sich das kaum vorstellen. Jogi war immer so gefasst und ließ seinen Gefühlen nur im engsten Kreis freien Lauf. Dann zog er ihn plötzlich noch näher. „Das war ich dir schuldig.“ Er schüttelte den Kopf. „Du bist mir gar nichts schuldig. Wir bleiben immer noch Freunde. Das verspreche ich dir. Mich wirst du nicht mehr so schnell los.“ Und er hoffte inständig, dass Jogi das recht war. Er würde ihre Freundschaft wegen eines Positionswechsels nicht aufs Spiel setzen. Tief durchatmend lehnte er sich zurück und suchte Jogis Blick. Er schien wirklich traurig zu sein und auch er selbst fühlte sich so. „Dein neuer Co-Trainer wird genauso gute Arbeit leisten wie ich. Vielleicht ist er ja sogar noch besser.“ Er lächelte ermutigend. So war er einfach. Er hatte Jogi schon immer unterstützt und ihn aufgepäppelt, wenn es ihm mal nicht so gut ging.
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Beitrag von Joachim Löw Do 4 Sep 2014 - 21:54

„Du bist mir gar nichts schuldig. Wir bleiben immer noch Freunde. Das verspreche ich dir. Mich wirst du nicht mehr so schnell los.“ Er lächelte schwach. Das hatte er erwartet und befürchtet. Er hasste diese Gefühle. Auf der einen Seite wollte er nichts anderes, als in Hansis Nähe sein und auf der anderen Seite wurde ihm bei jedem Zusammensein schmerzlich bewusst, wie sie wirklich zueinander standen. „Natürlich bleiben wir Freunde.“ Hansi brachte Abstand zwischen sie und auch er zog seine Arme zurück. „Dein neuer Co-Trainer wird genauso gute Arbeit leisten wie ich. Vielleicht ist er ja sogar noch besser.“ Er sah sein Lächeln und doch heiterte es ihn nicht auf. „Sicher wird er seinen Job gut machen. Aber er ist dir nicht einmal ansatzweise ebenbürtig“, murmelte er mit belegter Stimme und wandte sich ab. Hansi musste nicht sehen, dass er seine Augen gerade kaum noch unter Kontrolle hatte. „Wir sehen uns morgen beim Spiel“, verabschiedete er sich schnell und saß nur fünf Minuten später schon im Auto. Bis auf diese letzten Minuten hatte er die Konferenz gut gemeistert. Aber in dem Moment, als es darauf angekommen war, hatte er die Kontrolle verloren. Das durfte nicht noch einmal passieren. Er straffte die Schultern und bog auf die Straße ab. Wie er das Spiel morgen bestreiten sollte, war ihm ein großes Rätsel.
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Beitrag von Hansi Flick Do 4 Sep 2014 - 22:22

„Sicher wird er seinen Job gut machen. Aber er ist dir nicht einmal ansatzweise ebenbürtig.“ Besorgt streckte er seine Hand nach ihm aus. Was erzählte er denn da? Er schien so unheimlich traurig zu sein, dass es ihm selbst wehtat. „Wir sehen uns morgen beim Spiel.“ Er schluckte und zog seine Hand zurück. Mit großen Augen sah er ihm nach. Er musste nicht immer so abweisend zu ihm sein. In der letzten Zeit hatte er das wirklich perfektioniert. Nur weil er traurig war, weil er nicht mehr so oft bei ihm war, musste er ihn wirklich nicht so behandeln. Er seufzte leise und strich sein Sakko gerade. Dann kam auch noch Oliver zu ihm. „Tut mir leid, wenn ich ein wenig gelauscht habe.“ Er winkte ab. Vor dem Manager konnte er ruhig zeigen, dass sie sich so gut verstanden. Darüber war er ja informiert. „Jogi hat ganz oft seinen eigenen Kopf.“ Niemand wusste das besser als er selbst. Aber ganz oft bewunderte er ihn deshalb. „Ich wünschte mir einfach, dass er sich nicht immer so zurückzieht. Wir sind doch Freunde.“ Oliver sah ihn verständnisvoll an. „Jeder geht anders mit einem Jobwechsel um. Vermutlich braucht er einfach Zeit.“ Er nickte und verabschiedete sich dann ebenfalls.
Am nächsten Tag war er wirklich nervös. Sein letzter Auftritt in einem Stadion stand an. Zusammen mit Per, Miro und Phil wartete er darauf, dass man ihn hinaus schickte, wo ein ganzes Stadion auf sie wartete. Als es soweit war und er die Gasse sah, die die Spieler und Trainer gebildet hatten, bekam er sofort glasige Augen. Trotzdem lächelte er. Er schuldete dem Team so viel und sie jubelten ihm noch zu. Den Blumenstrauß nahm er gerne entgegen und beobachtete dann die anderen drei Spieler. Irgendwann war auch dieser Augenblick vorbei und ein Schauer fuhr über seinen Rücken. Jetzt sollte es vorbei sein. Mit glasigen Augen stand er vor Jogi. Auch er hatte in den letzten Jahren immer seinen Rat gesucht. Jetzt brauchte er ihn und konnte ihn doch nur in eine feste Umarmung ziehen. Den Rest des Spiels müsste er dann wohl absitzen und konnte erst dann seine Gefühle freilassen.
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Beitrag von Joachim Löw Do 4 Sep 2014 - 23:05

Er war froh, dass die Mannschaft ihn beschäftigte. Vielleicht forderte er beim Anschwitzen zu viel, aber das würden sie einmal überleben. Immer wieder fiel sein Blick auf die Uhr. Die Zeit, bis das Spiel begann, verging wie im Flug und ehe er sich versah, stand er schon auf dem Platz und bildete ein Spalier für die Spieler, die verabschiedet wurden…und Hansi. Er schluckte, als der Stadionsprecher ihn ankündigte und er an ihm vorbeiging. Die Gefühle, die in ihm tobten, ließen sich nicht beschreiben. Er ließ Hansi nicht aus den Augen und als er den Blumenstrauß entgegennahm, musste er sogar kurz lächeln. Es wirkte etwas ungeschickt und das war so typisch für ihn. Aber wer war auch auf die Idee gekommen, ihm Blumen zu schenken? Innerlich schüttelte er den Kopf. Die Spieler bekamen jeweils ein Trikot und er wusste plötzlich, was er ihm schenken würde. Keine Sekunde wandte er den Blick ab. Erst als Phil, Miro und Per auf ihn zukamen, schloss er jeden von ihnen in seine Arme und wünschte ihnen nochmals alles Gute. Kaum hatte er Per losgelassen, stand Hansi vor ihm. Er war so überrascht, dass er nicht reagieren konnte. Er musste ihn ebenfalls umarmen, sonst würden Fragen gestellt werden. Aber er hatte Angst, nicht damit umgehen zu können und die Gerüchte hochkochen würden. Doch noch ehe er sich etwas überlegt hatte, spürte er eine Hand in seinem Nacken, die ihn entschlossen nach vorne zog. Kurz hatte er Hansis Augen gesehen und in ihnen die gleiche Traurigkeit erkannt, die ihn selbst überkam. „Ich werde dich so vermissen“, hauchte er und vergrub das Gesicht am Hals seines besten Freundes. Er wusste, dass er sich zusammenreißen musste und atmete tief durch. „Wir sehen uns später“, erklärte er mit halbwegs fester Stimme und nahm seinen Platz auf der Trainerbank ein. Kurz fiel sein Blick auf den Sitz neben seinem. Er würde leer bleiben. Da war niemand mehr, der ihn zurückhielt, wenn er sich wieder grundlos aufregte. Kurz schloss er die Augen und konzentrierte sich dann auf das Spiel.
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Beitrag von Hansi Flick Do 4 Sep 2014 - 23:39

„Ich werde dich vermissen.“ Ihm wären beinahe die Tränen gekommen bei Jogis Worten. Er würde ihn ebenfalls schrecklich vermissen und das wurde ihm gerade ziemlich schmerzlich bewusst. Auf der Tribüne atmete er tief durch und konzentrierte sich dann auf den Platz vor ihm. Das Spiel war ein einziges Drama. Anders konnte er den Spielverlauf nicht beschreiben. Er war nur froh, dass es kein bedeutendes Spiel war und die Mannschaft kein großes Problem hätte, sich zu rechtfertigen. Es war immerhin ein Freundschaftsspiel. Aber da kannte er die deutsche Presse zu gut. Erst spielten sie alles als ein unbedeutendes Training ab und am Ende war die Mannschaft eine Blamage. Seufzend ließ er sich weiter in seinen Sitz sinken. Kaum ertönte er Pfiff zur Halbzeit stand er instinktiv auf. Aber es war jetzt nicht mehr seine Aufgabe seine schnelle Analyse vorzutragen. Traurig verzog er sich in den inneren Bereich der VIP-Tribüne. Seine Entscheidung war richtig gewesen. Warum machte er sich jetzt alles so schwer? Er hasste dieses Gefühl. Vermutlich musste er nach diesem Spiel einfach mehr Abstand gewinnen und dann würde sich alles von selbst klären. Mit dieser Einsicht beobachtete er auch noch die zweite Halbzeit. 2:4 sollte das Endergebnis heißen. Das war nicht unbedingt positiv, aber Jogi nutzte diese Spiele auch immer gerne, um neue Dinge auszuprobieren und deswegen war so ein Spiel für ihn immer gut. Er konnte allerdings nicht widerstehen und ging hinunter in Richtung der Spielerkabinen. Noch einmal sah er sich um. Dann entdeckte er Jogi, aber der musste schon weiter zu einem Interview. Er seufzte leise und ging noch einmal auf den Platz. Das Stadion hatte sich mittlerweile geleert. Deswegen gestand er sich eine kleine Schwäche ein und ließ sich neben Jogis Platz auf der Bank nieder. Hier hätte er normalerweise gesessen. Niedergeschlagen sah er nach oben in den Nachthimmel. Ab jetzt ging sein Weg alleine weiter.
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Beitrag von Joachim Löw Fr 5 Sep 2014 - 0:10

Er wollte dieses Spiel einfach abhaken. Es war ein Freundschaftsspiel und er war froh, dass ihre letzte Begegnung positiver ausgegangen war. Die Niederlage war kein Drama, aber alle hatten natürlich etwas anderes erwartet. Trotzdem wusste er, dass ihm wichtige Spieler fehlten. Gegen Schottland würden sie völlig anders auftreten, da war er sich sicher. Dementsprechend gelassen ging er anschließend auch zum Interview. Kurz sah er Hansi, der sich zu den Kabinen verirrt hatte, aber er hatte keine Zeit. Und er wusste auch nicht, was er sagen sollte. Die letzten 90 Minuten hatte er jeden Augenblick gespürt, dass er ihm fehlte. Und auch die Mannschaft schien das zu merken. Die Abstimmungsprobleme waren jedenfalls nicht normal.
Irgendwie hatte er auch das Interview hinter sich gebracht und wusste doch schon zwei Minuten danach nicht mehr, was er eigentlich gesagt hatte. Aber es war auch egal. Spätestens morgen würde er es lesen können. Er wollte bereits zum Mannschaftsbus gehen, als sein Blick auf den Ganz zum Platz fiel. „Ich komme nach“, murmelte er Oliver zu und kehrte um. Er hatte das Gefühl, sich verabschieden zu müssen und das nur hier zu können.
Nachdenklich blieb er an der Seitenlinie stehen und ließ seinen Blick durch das leere Stadion wandern. Er seufzte und setzte sich schließlich in den Mittelkreis. Wie viele Spiele sie zusammen erlebt hatten. Er hatte sie nicht gezählt, aber er wusste, dass er jedes einzelne in Erinnerung behalten würde. „Wie soll es nur weitergehen?“, fragte er leise und ließ sich auf den Rücken fallen.
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Beitrag von Hansi Flick Fr 5 Sep 2014 - 19:10

Plötzlich hörte er Geräusche in seiner Umgebung. Jogi. Ein Lächeln legte sich auf seine Lippen. Er betrat die Spielfläche. Langsam ging er näher und beobachtete ihn von der Seitenlinie aus. Er trug immer noch dieselbe schicke Kleidung, die er auch sonst immer bei den Spielen trug. Kurz erinnerte er sich an die Weltmeisterschaft 2010 und Jogis Glückspulli. Auch er hatte das blaue Kleidungsstück ein paar Mal getragen und würde es immer in Erinnerung behalten. Er machte sich bemerkbar und ging dann zu Jogi, um sich neben ihn zu setzen. „Du müsstest eigentlich bei der Mannschaft sein. Das weißt du?“ Eine Antwort verlangte er nicht. Jogi wusste das selber gut genug und doch war er selbst froh, dass sie noch einmal miteinander sprechen konnten. Er wandte den Blick ab und sah zu den Rängen. Da kam ihm ein Gedanke. „Kannst du dich noch an unsere erste Pressekonferenz erinnern?“
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Beitrag von Joachim Löw Fr 5 Sep 2014 - 20:38

Der Titel ist nicht alles Joachim-loew-karriere-2_400x230
~Die erste Pressekonferenz~


Er hörte die Schritte und drehte den Kopf zur Seite. Hansi. Automatisch musste er lächeln. Niemand sonst würde nachts in einem Stadion sein. „Du müsstest eigentlich bei der Mannschaft sein. Das weißt du?“ Statt einer Antwort drehte er den Kopf wieder zurück und starrte in den Himmel. Natürlich wusste er das und Hansi war sich auch im Klaren darüber, dass es ihm in diesem Moment egal war. „Kannst du dich noch an unsere erste Pressekonferenz erinnern?“ Er lachte leise. „Wie könnte ich das vergessen?“

Hansi war der Wunschkandidat von ihm gewesen und auch der DFB hatte sich positiv über diesen Vorschlag geäußert. Schon bei den ersten Gesprächen war er ihm sympathisch gewesen und er vertrat die gleichen Ansichten wie er. Das war für ihn entscheidend. Ein Assistenztrainer, der grundlegend andere Auffassungen hatte, würde auf Dauer zu Problemen führen. Ende August hatten sie eine Pressekonferenz einberufen, auf der sie ihre Entscheidung bekanntgeben wollten und Hansi als sein neuer Co-Trainer vorgestellt wurde. „Hans-Dieter Flick ist eine hervorragende Ergänzung unseres Trainerteams. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit ihm. ER vertritt, so wie es das Anforderungsprofil an den neuen Assistenten vorsah, eine offensive Fußball-Philosophie und hat in seiner bisherigen Trainer-Tätigkeit bereits neue Wege beschritten.“ Er hatte ihm einen Seitenblick zugeworfen und gelächelt. Ihm war schon bei ihren wenigen Treffen aufgefallen, dass er eher zurückhaltend war. Deshalb hatte er sich auch bereiterklärt, ihn kurz vorzustellen und die Gründe für die Ernennung zu erläutern. Trotzdem hatten sich die Journalisten schließlich auf ihn gestürzt. „Herr Flick, Ihren Vertrag bei Red Bull Salzburg hatten Sie erst zum Beginn der neuen Saison unterzeichnet. Wie sehr belastet es Ihr Verhältnis zum Verein, dass Sie nach ein paar Monaten das Amt schon wieder niederlegen? Hat man nicht versucht, Sie als Trainer zu halten?“ Innerlich hatte er den Kopf geschüttelt, aber für die Reporter waren diese Dinge natürlich von immenser Bedeutung. Dass in wenigen Tagen die Qualifikationsspiele gegen Irland und San Marino stattfanden, schien wirklich nebensächlich zu sein.

„Zwei Trainer, die nie selbst für die Nationalmannschaft gespielt haben. Die Medien wussten auch nicht wirklich wie sie uns einordnen sollten.“ Es hatte Zweifel gegeben, dass ihnen die Kenntnisse über die Abläufe fehlten und das alles ein Reinfall wäre. „Aber dass du als ‚Hans im Glück‘ bezeichnet wurdest, muss dir doch gefallen haben.“ Er hatte ihn lachend so beim Training begrüßt, nachdem er das in der Zeitung gelesen hatte. Kreativ waren sie ja, die Journalisten. „Jetzt setz dich endlich hierhin“, seufzte er und sah Hansi auffordernd an.


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Beitrag von Hansi Flick Fr 5 Sep 2014 - 21:21

„Wie könnte ich das vergessen?“ Er schüttelte lächelnd den Kopf. So eine Antwort hatte er von ihm schon gar nicht mehr erwartet nachdem er so abweisend gewesen war in der letzten Zeit. Doch umso schöner fand er es, dass er ihre ersten gemeinsamen Schritte nicht vergessen hatte. Auch er würde sich immer daran erinnern.

Nervös hatte er Jogi zugelächelt, als dieser ihn vorgestellt hatte und auch die ersten Fragen für ihn beantwortet hatte. Aber dann wurde es ernst. Er mochte diese Medienarbeit nicht, aber als neuer Co-Trainer musste er sich darum kümmern. „Herr Flick, Ihren Vertrag bei Red Bull Salzburg hatten Sie erst zum Beginn der neuen Saison unterzeichnet. Wie sehr belastet es Ihr Verhältnis zum Verein, dass Sie nach ein paar Monaten das Amt schon wieder niederlegen? Hat man nicht versucht, Sie als Trainer zu halten?“ Er hatte immer wieder die Flaschen vor ihm hin und her gestellt, aber setzte dann doch nervös zu einer Antwort an. „Es gab Bemühungen des Vereins. Aber ich habe dem Vorstand erklärt, was sich mir für eine Chance bietet und schließlich war es für beide Parteien akzeptabel.“ Er nahm einen Schluck Wasser und musste dann bereits die nächste Frage beantworten. „Eine weitere Frage an Sie, Herr Flick. Sicher sind Sie sich Ihren neuen Aufgaben bewusst. Was erwarten Sie und was wird Ihr erstes Ziel sein?“ Die Medien wussten wirklich, wie sie ihn aus dem Konzept bringen konnten. Kurz hatte er zu Jogi gesehen und der hatte ihm ermutigend zugelächelt. „Das ist eine große Herausforderung für mich, auf die ich mich riesig freue. Jetzt will ich meinen Teil dazu beitragen, dass wir eine erfolgreiche EM-Qualifikation spielen und dann den Titel gewinnen, so wie es Joachim Löw als Ziel ausgegeben hat“ Man schien mit seinen Antworten zufrieden zu geben und es durfte nur noch eine letzte Frage gestellt werden. „Herr Flick, wie genau ist der DFB mit Ihnen in Kontakt getreten? Wie hat das alles begonnen? Und dann noch eine weitere Frage. War es für Sie, wie eine Art Vorstellungsgespräch?“ Er atmete tief durch. „Zunächst mit einem Gerücht. Eine Freundin hat mich angerufen und mir gesagt, dass sie irgendwo gehört hätte, dass ich ein Kandidat für den Posten des Co-Trainers bei der deutschen Nationalmannschaft bin. Ich habe dann gedacht, hoppla, und habe mir Hoffnung gemacht. Ich habe einen Anruf von Oliver Bierhoff bekommen. Wir haben uns dann alle zusammen einen oder zwei Tage später in München getroffen.“ Ein weiterer tiefer Atemzug und dann fuhr er fort. „Wir haben uns unterhalten, über Fußball gesprochen und unsere Vorstellungen ausgetauscht. Die Ideen von Joachim Löw und Oliver Bierhoff mussten ja auch zu dem passen, was ich für richtig halte. Es war ein gegenseitiges Kennenlernen. Jogi hatte ich vorher vielleicht vier, fünfmal gesehen. Oliver und ich kannten uns im Grunde gar nicht. Nur auf dem Platz bin ich ihm ein paar Mal auf die Füße gestiegen.“ Er lachte kurz. „Aber das Gespräch war super. Meine Wahrnehmung war, dass es gleich gepasst hat. Inhaltlich und menschlich.“ Danach war der offizielle Teil für ihn vorbei und Jogi und Oliver berichteten noch über einige Neuerungen.

„Zwei Trainer, die nie selbst für die Nationalmannschaft gespielt haben. Die Medien wussten auch nicht wirklich wie sie uns einordnen sollten.“ Er wusste ganz genau, was Jogi meinte und doch hatte alles sehr gut funktioniert. Die Mannschaft hatte unter ihrer Leitung ganz neue Formen angenommen und sie konnten stolz auf jeden einzelnen sein. „Aber dass du als ‚Hans im Glück‘ bezeichnet wurdest, muss dir doch gefallen haben. Jetzt setz dich endlich hierhin.“ Er nickte und ließ sich dann neben ihm nieder. „Für mich war das damals überhaupt nicht wichtig. Ich war immer nur nervös und aufgeregt und wollte unbedingt alles richtig machen, damit mich nicht wieder jemand rauswirft.“ Die Sache mit Hoffenheim hatte bei ihm mehrere Monate sehr tief gesessen. „Kannst du dich noch an meinen Bart erinnern?“ Lachend fuhr er sich über das Kinn. Das war damals irgendwie so entstanden.
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Beitrag von Joachim Löw Fr 5 Sep 2014 - 21:50

„Für mich war das damals überhaupt nicht wichtig. Ich war immer nur nervös und aufgeregt und wollte unbedingt alles richtig machen, damit mich nicht wieder jemand rauswirft.“ Er ließ ihn nicht aus den Augen. Hansi hatte ihm damals erzählt, wie sehr es ihn getroffen hatte, als Hoffenheim den Vertrag aufgelöst hatte. „Du hast alles richtig gemacht.“ Den Drang, ihn zu umarmen, unterdrückte er. Sie waren sich gerade so nah, dass er den Moment nicht zerstören wollte. „Kannst du dich noch an meinen Bart erinnern?“ Lachend drehte er sich zu ihm. „Oh ja. Du sahst auf einmal so viel jünger aus“, erwiderte er und dachte daran, wie er ihn amüsiert gemustert hatte, als sie sich zum Trainingslager getroffen hatten. Und dennoch… „Ohne hast du mir trotzdem besser gefallen“, lächelte er und zwinkerte ihm zu.
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Beitrag von Hansi Flick Fr 5 Sep 2014 - 22:00

„Du hast alles richtig gemacht.“ Er lächelte ihn aufrichtig an. Damals hätte man ihm das tausend mal sagen können, er hätte es doch nicht geglaubt. Doch als er ihn auf den Bart ansprach, wurde die Situation deutlich lockerer und angenehmer. „Oh ja. Du sahst auf einmal so viel jünger aus.“ Er musste ebenfalls lachen. „Ich wollte unbedingt eine Veränderung.“ Dass das ziemlich lächerlich gewesen war, wusste er mittlerweile auch. Aber damals hatte es ihm nun mal gefallen. „Ohne hast du mir trotzdem besser gefallen.“ Er verschränkte gespielt beleidigt die Arme. Das war ja wohl die Höhe. „Findest du mich mit etwa nicht schön?“ Es war nur ein kleines Spiel, das er hoffentlich verstehen würde. Trotzdem fand er es schön, hier mit ihm zu liegen und sich an alte Dinge zu erinnern. Vielleicht sollten sie das öfter tun, damit sie in Kontakt blieben.
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Beitrag von Joachim Löw Fr 5 Sep 2014 - 22:15

„Findest du mich mit etwa nicht schön?“ Innerlich zuckte er zusammen. Aber er hatte auch gelernt, sich das nicht mehr anzumerken. Denn das hätte viel zu häufig zu brenzligen Situationen nach sich gezogen. „Du warst zu jeder Zeit wunderschön und bist es immer noch, zufrieden?“ Wie froh war er, dass er das alles mit einem Grinsen überspielen konnte. „Aber so gerne ich auch noch länger hier sitzen und mit dir in Erinnerungen schwelgen würde…wir sollten wohl los.“ Er wusste, dass ein Abschied für lange war, aber diese Zeit hier auf dem Platz hatte ihm geholfen. Und er würde es hoffentlich nicht bereuen, wenn er ihm jetzt einen Vorschlag machte. „Hansi…sehen wir uns wieder? Bammental und Freiburg sind nicht so weit entfernt und…“ Unsicher sah er ihn an.
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Beitrag von Hansi Flick Fr 5 Sep 2014 - 22:57

„Du warst zu jeder Zeit wunderschön und bist es immer noch, zufrieden?“ Zuerst waren ihm diese Worte ziemlich befremdlich, aber Jogis Grinsen ließ ihn die wahre Botschaft dahinter erkennen und er musste ebenfalls lächeln. „Aber so gerne ich auch noch länger hier sitzen und mit dir in Erinnerungen schwelgen würde…wir sollten wohl los.“ Er seufzte leise. Gerade jetzt hatte er nicht von ihm weg gewollt. Sie hatten so schöne Erinnerungen miteinander geteilt und das sollten sie festhalten. „Hansi…sehen wir uns wieder? Bammental und Freiburg sind nicht so weit entfernt und…“ Er nickte sofort. Für ihn stand das überhaupt nicht in Frage. „Das machen wir. Am besten telefonieren wir morgen und legen gleich einen Termin fest und dann sprechen wir wieder über die alten Zeiten.“ Er strahlte Jogi förmlich an. Diese Idee war einfach hervorragend.
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Beitrag von Joachim Löw Fr 5 Sep 2014 - 23:02

„Das machen wir. Am besten telefonieren wir morgen und legen gleich einen Termin fest und dann sprechen wir wieder über die alten Zeiten.“ Er lachte leise und stand auf. Hansi war immer noch so ordnungsliebend und plante alles bis ins kleinste Detail durch. „Ich warte auf deinen Anruf“, lächelte er, weil er genau wusste, dass sein Freund deutlich beschäftigter sein würde als er. Auch wenn es für ihn das Qualifikationsspiel vorzubereiten galt, musste er nicht quer durch Deutschland reisen. Als sie nebeneinander auf dem Parkplatz standen, drückte ihm einer der Ordner einen Schlüssel in die Hand. Dann hatte Oliver also einen Dienstwagen organisiert. „Das war…schön“, begann er leise und sah ihn an. Auch Hansis Augen wirkten nicht mehr so traurig wie noch bei der Verabschiedung. Trotzdem würde er ihn vermissen, aber er würde darüber hinweg kommen. Irgendwie musste er das schaffen. „Wir hören morgen voneinander“, verabschiedete er sich und zog ihn in eine freundschaftliche Umarmung, ehe er sich ins Auto setzte und zum Mannschaftshotel fuhr.
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Beitrag von Hansi Flick Mo 8 Sep 2014 - 22:11

„Ich warte auf deinen Anruf.“ Er würde sich ganz sicher melden. Auch wenn er nebenbei viel um die Ohren hatte. Er würde seinen besten Freund doch nicht vergessen. Sie gingen gemeinsam durch den Spielertunnel. Es fühlte sich wie früher an. Nach jedem Spiel waren sie oft die ersten in der Kabine gewesen und die letzten, die das Stadion dann verlassen hatten. Nun standen sie nebeneinander auf dem Parkplatz. „Das war...schön. Wir hören voneinander.“ Die Umarmung fühlte sich schön an, so wie ihre Umarmungen immer waren. Trotzdem sah er ihm lange nach. Dieses Kapitel in seinem Leben war vorbei. Er konnte ab jetzt nicht mehr Trainer sein und mit den Jungs über den Platz laufen. Jetzt würde er sich verantwortungsvolleren Aufgaben witmen.
Am nächsten Morgen drehte er sich seufzend auf die andere Seite. Er war nicht mehr zurück nach Bammental gefahren, sondern hatte in einem Hotel übernachtet. Arbeiten konnte er allerdings nur zuhause, deswegen trat er auch gleich die lästige Fahrt an und traf gegen Nachmittag ein. Er parkte sein Auto in der Garage und ging dann ins Haus. Kurz begrüßte er seine Frau und stellte fest, dass sie einen eigenartigen Geruch an sich hatte. Das war ihm in den letzten Wochen immer mal wieder aufgefallen. Aber er hatte sich nichts besonderes dabei gedacht. Silke war so oft unterwegs gewesen bzw. er war so selten zuhause, dass das schon mal vorkommen konnte. Er verzog sich in sein Arbeitszimmer und griff zuerst nach dem Telefon. Jogi stand gerade an erster Stelle. Erleichtert stellte er fest, dass sein Freund zu erreichen war. „Hallo, Jogi. Ich bin's, Hansi. Ich wollte mich ja nochmal melden...Wie wäre es, wenn wir uns...treffen?...Das ist schwierig. Okay. Und wenn wir es schon in einer Woche machen?....Gut. Dann sehen wir uns in einer Woche...Ich freue mich...Tschüss, Jogi.“ Er legte auf und fühlte sich unheimlich gut. Der Kontakt würde bestehen bleiben. Da war er sich sicher.
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Beitrag von Joachim Löw Di 9 Sep 2014 - 14:47

Lachend hatte er Hansi begrüßt, als der ihn angerufen hatte. So schnell hatte er den Anruf auch nicht erwartet. Trotzdem waren es gefühlte Ewigkeiten, seit er das letzte Mal seine Stimme gehört hatte. Doch so einfach, wie Hansi sich das vorstellte, war es leider nicht. Ihre Terminkalender sahen jetzt einfach anders aus. So war es auch erst möglich, dass sie sich in einer Woche treffen konnten. Seufzend legte er das Telefon zur Seite. Eine Woche war viel zu lang. Wenn er sich vorstellte, dass sie manchmal täglich zu Spielen gefahren waren, um die Spieler zu beobachten. Das alles war vorbei. Eine Welle der Wehmut überkam ihn. Er würde definitiv Zeit brauchen, um damit umzugehen. Und Thomas musste er auch noch einarbeiten. Solche Aufgaben mochte er gar nicht. Er liebte es, wenn Menschen automatisch wussten, was sie tun mussten. Wie Hansi…
Die Woche ging trotzdem schnell um. Das Spiel gegen Schottland gewannen sie und doch verloren sie erneut einen ihrer wichtigsten Spieler. Warum gerade Marco dieses Los gezogen hatte, immer kurz vor Schluss eine Verletzung zu erleiden, wusste er nicht. Der Dienstag würde ihm wohl in besonderer Erinnerung bleiben. Der Empfang in seiner Heimat war überwältigend gewesen und er hatte er nie gedacht, dass sie so etwas auf die Beine stellen würden. Aber irgendwann war er auch froh, nur im Bett zu liegen. Nachdenklich sah er auf sein Handy und entdeckte die Notiz, die er sich gemacht hatte. Er schlug sich vor die Stirn. Wenn er das vergessen hätte…Eilig fuhr er am nächsten Tag ins DFB-Zentrum und organisierte alles.
In den nächsten Tagen gab es wieder viele Gespräche und er war froh, als die Woche endlich vorbei war und er im Auto saß. Glücklicherweise gab es keinen Stau und er stand schon wenige Stunden später vor Hansis Tür. Lächelnd nahm er das Päckchen und klingelte.
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Beitrag von Hansi Flick Di 9 Sep 2014 - 16:01

Er hatte sich am Wochenende das Spiel gegen Schottland im Stadion angesehen. Sie gewannen und doch wusste er, dass Jogi mit dem Ergebnis nicht zufrieden war und er wäre es auch nicht gewesen. Aber es war nicht mehr seine Aufgabe, mit Jogi zu diskutieren und zu analysieren. Er fuhr sich durch die Haare und zog seinen Mantel enger. Ihm war in letzter Zeit so häufig kalt. Es war wirklich schrecklich. Er konnte absolut nichts dagegen tun. Kopfschüttelnd fuhr er wieder nach Hause und konzentrierte sich auf seine Arbeit. Zu Beginn ging es häufig darum, dass er verschiedene Clubs in den verschiedenen Ligen kennenlernte. Nur so wäre eine professionelle Zusammenarbeit in Zukunft gesichert. Das eigentliche Problem war allerdings, dass seine Vorgänger nie regelmäßige Aufgaben hatten, die sie zu erledigen hatten. Der Arbeitsbereich war so vielseitig und es war ihm wichtig, dass er eine gewissene Routine und vor allem Ordnung in die Sache bekam.
In den nächsten Tagen arbeitete er ein Konzept heraus und war mit sich selbst wirklich zufrieden. Das sah alles wirklich viel besser aus in seinen Augen. Es gab vier große Teile, denen er kleinere Aufgaben zugeteilt hatte. So fertigte er auch die Ordner an und benutzte für jedes der vier Felder eine andere Farbe für die Abhefter. Zufrieden stand er vor seinem Schrank und bemerkte erst dann, dass es schon wieder mitten in der Nacht war und legte sich schlafen.
Am nächsten Morgen war er allerdings schon wieder früh auf den Beinen. Er würde sich heute mit Jogi treffen und da würde er sich das blaue Hemd anziehen, das er sonst immer so gerne trug. Sie würden über alte Erlebnisse reden und dementsprechend konnte er sich auch kleiden. Dann klingelte es auch schon und er wurde lächelnd von seinem Freund begrüßt. „Hi“, gab er fröhlich zurück und ließ Jogi eintreten. „Silke ist mit den Mädels in die Stadt gefahren. Wir haben also das ganze Haus für uns.“ Er grinste und ging dann mit ihm ins Wohnzimmer. „Musst du noch zur Post?“ Fragend deutete er auf das Paket in seiner Hand.
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Beitrag von Joachim Löw Di 9 Sep 2014 - 16:50

Er musterte Hansi und seufzte leise. Sein Freund hatte eindeutig zu viel gearbeitet. Und es gab niemanden mehr, der ihn ermahnte, auf sich zu achten. „Silke ist mit den Mädels in die Stadt gefahren. Wir haben also das ganze Haus für uns.“ Er lachte leise. Trotz allem hatte Hansi seine gute Laune nicht verloren. Dass er seine Frau erwähnt hatte, überhörte er. Sie war ihm schon lange ein Dorn im Auge, aber er durfte nichts sagen. Auch in diesem Fall nicht. „Dann kann die Party ja steigen“, lächelte er und folgte ihm ins Wohnzimmer. Hier fühlte er sich einfach zuhause. Sie hatten so oft hier über Analysen gebrütet, weil es gemütlicher war, als in einem Büro zu hocken. „Musst du noch zur Post?“ Verwirrt sah er ihn an und merkte erst jetzt, dass er das Paket noch in der Hand hielt. „Was? Oh, nein…das…“ Er hob den Blick und sah Hansi zögernd an. „Das ist für dich“, erklärte er deutlich leiser und hielt es ihm entgegen.
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Beitrag von Hansi Flick Di 9 Sep 2014 - 17:15

„Was? Oh, nein...das...“ Er lächelte ihn weiter unverwandte an. Jogi schien etwas verwirrt zu sein. „Das ist für dich.“ Jetzt war er doch überrascht. Er hatte weder Geburtstag noch war irgendetwas anderes gewesen. Neugierig nahm er das Paket an sich und legte es doch zuerst auf den Tisch. „Moment.“ Er ging in die Küche und holte sich eine Schere. Wer klebte auch einen Karton so zu? Schnell hatte er das lästige Klebezeug entfernt und öffnete das Paket. Das war ein Trikot. Mit großen Augen nahm er es heraus und drehte es einmal um. „Jogi“, murmelte er atemlos und erkannte sowohl seinen Namen als auch die Nummer Eins. Das wollte er sofort anziehen. Es schien ja seine Größe zu sein. Er öffnete die Knöpfe seines Hemds und zog sich dann den Stoff über den Kopf. Neugierig ging er zu dem Spiegel im Flur und betrachtete sich. Er war definitiv kein Spieler, aber es freute ihn doch, dass Jogi so an ihn gedacht hatte. Lächelnd ging er zurück zu seinem Freund und zog ihn fest in seine Arme. „Danke, Jogi. Das Trikot ist toll.“ Doch eine Sache war ihm nicht ganz klar. „Aber wieso die Eins?“
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Beitrag von Joachim Löw Di 9 Sep 2014 - 18:50

Er grinste, als Hansi mit dem Paket ziemlich unsanft umging. Zum Glück war nichts Zerbrechliches darin, sonst hätte er eingreifen müssen. Wirklich darüber nachgedacht hatte er auch nicht, als er es eingepackt hatte. Aber irgendwie war es ziemlich amüsant, wie er damit kämpfte. „Jogi.“ Jetzt konnte er nur noch sanft lächeln und spürte, wie sein Körper angenehm kribbelte. Normalerweise war Hansi immer ruhig und ließ keine großen Emotionen zu. Aber mit dem Trikot schien er wirklich nicht gerechnet zu haben. Dass er sich dann allerdings das Hemd aufknöpfte, hatte er nicht vorhergesehen. Er biss sich auf die Zunge. Der Anblick, der sich ihm bot, war einfach zu verlockend und doch wusste er, dass es besser weggeschaut hätte. Denn so wusste er, dass er sich Hansi immer genau so vorstellen würde, wie er jetzt vor ihm stand. Und das würde ihn nochmal in Bedrängnis bringen. Deshalb war er trotz allem froh, als er das Trikot über den Kopf zog. „Danke, Jogi. Das Trikot ist toll.“ Er schloss ihn automatisch in seine Arme und legte den Kopf einen Moment auf Hansis Schulter. „Gern geschehen.“ Also hatte er alles richtig gemacht und Erleichterung durchströmte ihn. „Aber wieso die Eins?“ Er war froh, dass Hansi ihn nicht ansehen konnte. Diese Frage hatte er befürchtet. „Weil du sie verdient hast“, antwortete er. Die Worte hatte er sich schon vorher zurechtgelegt. Dass er seine Nummer Eins war, konnte er ihm ja nicht sagen. „Ohne dich hätte ich das alles doch nicht geschafft“, murmelte er und zog ihn ein Stück weiter zu sich.
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Der Titel ist nicht alles Empty Re: Der Titel ist nicht alles

Beitrag von Hansi Flick Di 9 Sep 2014 - 19:12

Dass Jogi seinen Kopf auf seine Schulter legte, zeigte ihm bloß, dass ihr Verhältnis unglaublich eng war und sie sich gegenseitig vertrauten. „Gern geschehen.“ Es war deutlich mehr wert als diese zwei Worte. „Weil du sie verdient hast. Ohne dich hätte ich das alles doch nicht geschafft.“ Er hätte Jogi gerne gedankt, aber es gab keine Worte dafür wie tief ihre Freundschaft eigentlich war. „Ach Jogi.“ Er schuldete ihm diese wundervolle Freundschaft und das könnte er nie wieder gut machen. Ihr Moment wurde abgerundet, als „Auf Uns“ im Radio gespielt wurde. Lächelnd lehnte er sich zurück, stand auf und stellte das Radio laut. „Kannst du dich daran noch erinnern?“, sagte er deutlich lauter und strahlte Jogi an. Das Lied hatten sie gehört, als sie in Maracana Weltmeister geworden waren. Sein neues Trikot passte da perfekt zu. Leise sang er mit und schloss einen Moment die Augen. Diese Erinnerungen würde ihm niemand mehr nehmen können. Doch dann riss er sich zusammen. Er war hier nicht alleine. „Willst du auch einen Kaffee?“ Nachdem Jogi genickt hatte, ging er in die Küche und suchte alles zusammen.
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Beitrag von Joachim Löw Di 9 Sep 2014 - 20:12

„Ach Jogi.“ Er lächelte vor sich hin. Sie waren sich so vertraut und würden es vermutlich auch immer sein. Denn solange er Hansi nichts von seinen Gefühlen verriet, sah er keinen Grund, warum ihre Freundschaft zerbrechen sollte. Als er dann plötzlich das Radio lauter stellte und auch noch anfing, zu singen, konnte er nur noch laut loslachen. „Kannst du dich daran noch erinnern?“ Immer noch lachend nickte er. Wie könnte er das vergessen? Es war ihr großer Triumph gewesen. „Aber deine Gesangskünste waren mir entfallen“, grinste er und folgte ihm dann doch in die Küche. Bei Kaffee konnte er einfach nicht ‚nein‘ sagen. „Wie kommst du eigentlich klar?“, fragte er und lehnte sich gegen den Tisch.
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