Cada caso se resuelve

Er folgte ihr nicht und deswegen verließ sie enttäuscht seine Wohnung. Seufzend saß sie eine Minute später hinterm Steuer. Das würde sie schon irgendwie schaffen und bei einer Kontrolle würde man den Alkohol kaum bemerken. Glücklicherweise ging alles gut und sie war froh, als sie zu Hause war. Kaum hatte sie sich auf das Sofa verzogen, bemerkte sie, dass sie eine SMS bekommen hatte. Tränen stiegen ihr in die Augen. Warum hatte er sich so anders verhalten, wenn seine Nachricht so eindeutig war? Schnell antwortete sie ihm.

Ich wusste gar nicht, dass man einen schönen Kuss neuerdings mit einem „aufschlussreich“ abstempelt. Anscheinend bin ich zu unbedeutend für Ihre Welt. Ich verstehe Ihre Nachricht nicht. Was hat sich plötzlich verändert?

Als er zwei Stunden später zurückkam, bemerkte er die neue Nachricht. Er hatte gefühlte Ewigkeiten am See gesessen und über den Abend nachgedacht. Irgendwie hatte er sich das alles anders vorgestellt.

Sie haben so abweisend reagiert, dass ich jede weitere Geste für unangemessen erachtet habe. Dafür bitte ich um Verzeihung. Sollten Sie dennoch an einem Praktikum interessiert sein, leite ich das an einen Kollegen weiter. Mit mir werden Sie wohl nicht mehr zusammenarbeiten wollen.

Schon das Schreiben schmerzte. Aber es blieb keine andere Wahl. Was er gespürt hatte, war nur eine Täuschung des Alkohols gewesen.

Seine Nachricht verletzte sie und im ersten Moment wusste sie überhaupt nicht, wie sie das wieder in Ordnung bringen sollte. Vor allem hatte sie zwei Stunden auf seine Nachrichte geantwortet und wäre beinahe eingeschlafen. Aber sie musste jetzt alles auf eine Karte setzen.

Ich bin nur an einem Praktikum interessiert, wenn ich es bei Ihnen machen kann.

Er hatte sie schon bei ihrem ersten Treffen fasziniert, aber da hatte sie definitiv andere Dinge im Kopf gehabt. Auch jetzt sollte sie einem Mann eigentlich nicht so schnell wieder nah sein, aber er war einfach anders.

Er lächelte schwach, als er ihre Nachricht las. Es schmeichelte ihm, wie sie dachte und er merkte, dass auch er Fehler gemacht hatte. Ihnen war beiden der Alkohol zu Kopf gestiegen und hatte sie anders handeln lassen, als sie es unter anderen Umständen getan hätten.

Können wir die letzten Stunden nicht einfach vergessen und bei der Früchteverkostung noch einmal anfangen?

Vielleicht könnten sie ihr Verhältnis wenigstens soweit klären, dass sie ihr Praktikum absolvieren konnte. Das war er ihr schuldig.

Sie lächelte über seine Nachricht und wischte sich über die Wangen. Sollte sie es nochmal riskieren, alkoholisiert zu fahren? Da würde sie zuerst Pep fragen.

Wenn du jetzt noch zu mir kommst…Mein Sofa ist groß genug…

Sie musste daran denken, wie sie bereits in der ersten Nacht eng aneinander gekuschelt dort gelegen hatten. Lächelnd griff sie erneut nach ihrem Handy.

Obst habe ich auch

Er ließ sich einfach nach hinten fallen und starrte an die Decke. Nur für den Bruchteil einer Sekunde dachte er daran, was passierte, wenn man ihn alkoholisiert am Steuer erwischte. Viel mehr machte er sich Sorgen, ob es wieder so ausarten würde wie zuvor. Er mochte diese junge Frau einfach und hatte gedacht, es würde auf Gegenseitigkeit beruhen. Sein Handy piepste und er musste einfach lachen. Das reichte als Argument. Trotzdem schwang er sich lieber auf sein Fahrrad. Es war warm genug und so war es ihm immer noch sicherer als mit dem Auto.
Nervös klingelte er eine gute Stunde später an der Tür von Helenas Haus. Er hatte nichts mehr geschrieben, aber auch nicht gedacht, dass er so lange brauchen würde. Deshalb würde es ihn auch nicht wundern, wenn sie schon längst schlief.

Sie legte das Handy auf den Tisch und wartete auf eine Antwort. Als nach einer halben Stunde nichts mehr kam, ging sie nach oben und zog sich eine kurze Hose und ein Top an. Das Kleid war zu unbequem und er würde jetzt sicher nicht mehr kommen. Sie schaltete gerade den Fernseher ein, da klingelte es. Schnell war das Gerät wieder aus und sie ging zur Tür. „Pep“, begrüßte sie ihn überrascht. Er sah ein wenig aus der Puste aus und als sie neben ihn schaute, wusste sie auch warum. „Komm rein.“ Besorgt musterte sie ihn, als er seine Jacke auszog. Vorsichtig legte sie ihre Hand an seine Wange. „Du bist viel zu warm.“

„Pep.“ Er fuhr sich verlegen über die Stirn. „Komme ich unpassend?“ Immerhin war es mittlerweile reichlich spät. „Komm rein.“ Erleichtert folgt eer ihr und zog sich seine Jacke aus. Die Fahrt war anstrengend gewesen und scheinbar merkte man ihm das auch an. „Du bist viel zu warm.“ Zögernd lehnte er sich ihrer Hand entgegen. „Ich hatte es einfach eilig“, murmelte er und doch wusste er nicht, ob sie überhaupt etwas verstanden hatte.

„Komme ich unpassend?“ Schnell schüttelte sie den Kopf. Dass sie eventuell falsch gekleidet war, daran dachte sie gar nicht. Als er sich ihrer Berührung entgegen lehnte, strich sie sanft über seine Haut. „Ich hatte es einfach eilig.“ Deswegen brauchte er sich trotzdem nicht so überanstrengen. „Ich bin froh, dass du hier bist.“ Sie entfernte ihre Hand, aber nur um nach seiner zu greifen und ihn mit ins Wohnzimmer zu nehmen. Als sie nebeneinander saßen, wandte sie sich wieder an ihn. „Wo waren wir stehengeblieben?“

„Ich bin froh, dass du hier bist.“ Lächelnd drückte er ihre Hand und folgte ihr. Er war ebenfalls froh. Wenn er sich vorstellte, dass sie ihn nicht hätte sehen wollen, wurde ihm ganz anders. „Wo waren wir stehen geblieben?“ Er musste einfach grinsen. So direkt hatte er sie nicht eingeschätzt. „Ich weiß auch nicht“, murmelte er übertrieben nachdenklich und streckte seine Hand aus, um vorsichtig über ihre Lippe zu streicheln. „Da war irgendwas mit Erdbeeren…und…dir…“ Er hatte sich immer weiter zu ihr gebeugt und küsste sie schließlich zögernd.

Sein Grinsen verunsichert sie. War sie zu schnell gewesen? Dabei wollte sie doch nur die Situation wieder zurückbringen. „Ich weiß auch nicht.“ Als er begann, über ihre Lippen zu streichen, schloss sie die Augen und ließ sich von den herrlichen Gefühlen in ihrem Körper treiben. „Da war irgendwas mit Erdbeeren…und…dir…“ Der Kuss war anders als zuvor, aber sie war ihm nicht weniger abgeneigt. Sanft erwiderte sie den Kuss und rutschte noch weiter zu ihm. Das Gefühlschaos vor ein paar Stunden war vergessen.

Im Gegensatz zum letzten Mal erwiderte Helena den Kuss und vielleicht hatte er zuvor darauf gewartet und weil diese Reaktion ausgeblieben war, anders reagiert, als er es gedacht hatte. Lächelnd legte er seine Hände an ihr Gesicht und ließ sie doch langsam zu ihrem Nacken wandern, um sie weiter zu sich zu ziehen. Schon vom Fahrradfahren war ihm warm, doch jetzt schloss sich noch ein Kribbeln an, das er schon jetzt nicht mehr missen wollte. Irgendwann lehnte er sich doch ein Stück zurück und hielt ihren Blick fest. „Eindeutig die bessere Alternativ für die Fortsetzung von eben“, lächelte er und strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht.

Er zog sie noch näher zu sich und sie legte ihre Hände auf seine Brust. Diese Nähe sollte noch viel länger bestehen bleiben. Allerdings ging ihr bald die Luft aus und sie war ein wenig erleichtert, dass er sich zurückzog. „Eindeutig die bessere Alternative für die Fortsetzung.“ Verlegen senkte sie den Blick und sie wusste, dass sich ihre Wangen röten würden. Dass er ihr eine Strähne aus dem Gesicht strich, verstärkte den Effekt nur noch. „Ganz sicher“, murmelte sie leise. Irgendwie spürte sie die Anziehung zwischen ihnen noch viel deutlicher. Sie hob den Blick und war fasziniert von seinen dunklen braunen Augen. Doch dann konnte sie seinen Lippen nicht mehr widerstehen und küsste ihn einfach erneut.

"Ganz sicher." Er lachte leise. Er durfte nichts mehr überstürzen und musste gleichzeitig abwarten, wie Helena sich verhielt. Das war sicherlich nicht die leichteste Übung. So in Gedanken merkte er erst einen Augenblick später, dass sie ihn erneut küsste und verlor das Gleichgewicht, sodass sie auf ihm landete. "Sorry", murmelte er in den Kuss und legte seine Arme sanft um sie, damit sie nicht vom Sofa fiel.

Als sie plötzlich auf ihm lag, war sie kurz irritiert. „Sorry.“ Da sie den Kuss nicht unterbrechen wollte, hielt sie einfach den Mund und genoss den Moment. Irgendwann ging ihr allerdings die Luft aus und sie lehnte sich ein Stück zurück. Ihre Haare rahmten sein Gesicht ein, was beinahe niedlich aussah. Lächelnd strich sie sich die Strähnen aus dem Gesicht. Irgendwie wusste sie nicht, was sie sagen oder tun sollte. So würde ein kollegiales Verhältnis nie funktionieren.

Sie genossen die gemeinsame Nähe und er wollte sie auch nicht wieder loslassen. Doch irgendwann kitzelten ihre Haare zu sehr und er lehnte sich zurück. Wie er aussah, wollte er gar nicht wissen. Aber durch ihre Haare musste er aussehen wie der letzte Depp. Als Helena jedoch kaum eine Reaktion zeigte und lediglich lächelte, war er verwirrt. War das nicht das gewesen, was sie gewollt hatte? „Alles…okay?“, fragte er zögernd und musterte sie eindringlich.

„Alles okay?“ Sie hauchte ihm noch einen flüchtigen Kuss auf die Lippen und rutschte dann tiefer, um ihren Kopf auf seine Brust zu legen. „Warum sollte es nicht okay sein?“ Eigentlich war es nicht richtig, so nah bei ihm zu sein, obwohl José vor nicht allzu kurzer Zeit gegangen war. Aber das zwischen ihnen war besonders und sie wollte es nicht so einfach beenden. „Ich fühle mich irgendwie schuldig“, flüsterte sie und wusste nicht, ob er es verstanden hatte.

„Warum sollte es nicht okay sein?“ Er lachte leise. Bei ihrem letzten Kuss war es ziemlich desaströs geendet. Deshalb hatte er sich lieber vergewissert. „Stimmt“, lächelte er dann und hauchte ihr einen Kuss auf den Kopf, ehe er sanft über ihren Rücken streichelte. „Ich fühle mich irgendwie schuldig.“ Irritiert richtete er sich ein Stück auf und sah auf sie herunter. „Schuldig?“, hakte er leise nach, weil er sich nicht sicher war, ob er das Wort richtig verstanden hatte.

Den Kuss auf den Kopf nahm sie lächelnd wahr. Diese Nähe war so leicht. „Schuldig?“ Sie rutschte neben ihn, als er sich so plötzlich aufsetzte. Unsicher gab sie ein Nicken von sich. „Wegen José“, fügte sie noch leiser hinzu und hatte Angst, dass er wütend auf sie war, wenn sie solche Dinge sagte, obwohl sie sich eigentlich geküsst hatten. Josés Kollegen würden ihr sicher vorwerfen, dass sie nur nicht ins Gefängnis wollte.

„Wegen José.“ Er verdrehte die Augen, was Helena nicht sehen konnte. „Es war nicht deine Schuld.“ Das würde er ihr wohl noch ziemlich häufig sagen müssen. „Hätte das Gericht dich freigesprochen, wenn sie es anders gesehen hätten? Ich denke nicht.“ Er wusste, dass sie Zeit brauchte, um all das zu verarbeiten und es sicherlich noch Rückschläge geben würde. Dafür war er mit solchen Fällen einfach viel zu vertraut.

„Es war nicht deine Schuld. Hätte das Gericht dich freigesprochen, wenn sie es anders gesehen hätten? Ich denke nicht.“ Sie seufzte leise und lehnte sich gegen ihn. Er hatte ja Recht. Das musste sie bloß einfach noch in ihrem blöden Kopf reinkriegen. „Ich brauche einfach Ablenkung“, murmelte sie leise und merkte erst im nächsten Moment, wie zweideutig das in dieser Situation klingen konnte.

„Ich brauche einfach Ablenkung.“ Er lachte leise. Das passte nicht zu ihrer schüchternen Art, aber vermutlich hatte sie ihre Worte auch gar nicht so gemeint, wie er sie jetzt verstanden hatte. „Dafür lässt sich sorgen“, schmunzelte er und küsste sie flüchtig auf die Wange, ehe er aufstand und in die Küche ging. Durch den Fall kannte er sich hier halbwegs aus und sie hatte ihm selbst geschrieben, dass sie Obst zuhause hätte. In einer kleinen Schale fand er einige Früchte, die er wie bei sich auf einen Teller drapierte und wieder ins Wohnzimmer brachte. „Mündchen auf“, grinste er und präsentierte ihr eine kleine Traube.

„Dafür lässt sich sorgen.“ Sie lächelte vor sich hin, nachdem er sie so plötzlich auf die Wange geküsst hatte. Als er aufstand und in die Küche verschwand, sah sie ihm bloß verwirrt nach. Was hatte er vor? Doch sie ließ ihn machen und wartete auf ihn. Es dauerte auch nicht lange, da war er wieder bei ihr und hatte einen Teller Obst mitgebracht. „Mündchen auf.“ Sie nahm die Weintraube in den Mund und schloss kurz die Augen. „Du hast die besten Ideen.“ Anschließend hauchte sie ihm einen sanften Kuss auf die Lippen.

„Du hast die besten Ideen.“ Er lächelte. So überraschend war seine Aktion auch nicht gewesen. Trotzdem freute es ihn, wenn es ihr gefiel. „Immer wieder gerne“, murmelte er in den Kuss und zog sie weiter an sich. Doch dann wurden sie durch sein Handy unterbrochen. Seufzend nahm er den Anruf entgegen und stand auf. Wenn es um einen Fall ging, musste er sich an das Dienstgeheimnis halten. Allerdings konnte er das Gespräch schnell wieder beenden. Darum würde er sich am nächsten Tag kümmern. „Ich kann den Kommissar nie ganz vernachlässigen“, entschuldigte er sich und hauchte Helena einen Kuss auf die Stirn.