Mr. Wet-Look

„Leider konnte ich noch nicht weg. Caro brauchte meine Hilfe.“ Er nickte. Sie hatte von Anfang an einen kompetenten Eindruck gemacht und der bestätigte sich immer mehr. Brasilien ist ein wundervolles Land. Auch wenn die Menschen teilweise nicht viel Geld besitzen, scheinen sie alle glücklich zu sein und die WM-Stimmung ist wirklich überall greifbar. Ich freue mich schon sehr auf das nächste Spiel.“ Lächelnd hörte er ihr zu. Sie schien sich wirklich mit der WM zu identifizieren, vergaß dabei aber nicht die Probleme, die immer wieder angesprochen wurden. Aber antworten konnte er nicht. Denn gerade, als er den Mund öffnete, sprang sie auf seinen Schoß und kreischte laut. Erschrocken zuckte er zusammen und hielt sie doch reflexartig fest. „Da! Da!“ Er brauchte einen Moment, um die Situation zu verstehen und lehnte sich ein Stück vor, damit er um sie herumsehen konnte. Jetzt wusste er, was sie meinte. „Keine Angst“, murmelte er. „Die tut Ihnen nichts.“ Ohne sie loszulassen, streckte er eine Hand aus und knickte einen kleinen Ast ab, mit dem er die Spinne aus ihrer Sichtweite beförderte. „Geht es wieder?“, fragte er leise und streichelte ihr nach kurzem Zögern über ihren Hinterkopf.

„Keine Angst. Die tut Ihnen nichts.“ Sie sah nicht dabei zu, wie er die Spinne entfernte. Das war ihr zu ekelig. „Geht es wieder?“ Sie schloss für einen kurzen Moment die Augen, als er ihren Kopf berührte. Ein Kribbeln breitete sich in ihrer Magengegend aus. Was er da tat, war ziemlich angenehm. Trotzdem durfte sie nicht auf seinem Schoß sitzen. Das war verboten. Sie lehnte sich ein Stück zurück und war ihm plötzlich viel zu nah. Unsicher sah sie zu ihm. „Danke“, murmelte sie leise und konnte ihren Blick einfach nicht von ihm abwenden.

Er lächelte sie beruhigend an. Ihre Unsicherheit wegen der Spinne konnte sie ablegen. Die würde ihr nichts mehr tun. Aber dass sie deshalb so panisch reagieren würde... „Danke.“ Er schüttelte den Kopf. „Das war doch selbstverständlich. Ich hätte Sie doch nicht weiter diesem Untier ausliefern können“, lächelte er. Etwas in ihm weigerte sich, sie darauf hinzuweisen, dass sie sich wieder neben ihn setzen konnte. Hansi hatte Recht. Seine letzte Beziehung lag lange zurück und diese junge Frau zog ihn in ihren Bann. Dass ihm jemand direkt auf den Schoß sprang, hatte er auch noch nicht erlebt. Vorsichtig hob er eine Hand und legte sie an ihre Wange. „Sie sehen ziemlich blass aus.“ Besorgt musterte er sie.

„Das war doch selbstverständlich. Ich hätte Sie doch nicht weiter diesem Untier ausliefern können.“ Er benahm sich gerade wie ihr Retter und irgendwie gefiel ihr das. Sie wollte keinen Mann, der sie nicht beschützen konnte. Als er seine Hand an ihre Wange legte, zuckte sie zusammen und lächelte anschließend doch. „Sie sehen ziemlich blass aus.“ Unsicher wandte sie den Blick ab. „Ich habe wirklich Angst vor den Tieren.“ Sie fuhr sich durch die Haare und atmete tief durch. „Tut mir leid, wenn ich sie erschreckt habe.“ Wieder sah sie zu ihm und erneut waren sie sich so nah. Doch dieses mal berührte sie ihn und legte sanft eine Hand auf seine Brust.

Er wollte seine Hand schon zurückziehen, als sie zusammenzuckte. Zusätzlich erschrecken wollte er sie nicht. Doch dann lächelte sie und er beließ seine Hand an ihrer Wange. „Ich habe wirklich Angst vor den Tieren.“ Er nickte und drehte ihr Gesicht sanft wieder zu sich. „Dann sehen Sie auch nicht dorthin, wo sie gerade saß“, bat er sie lächelnd und nahm anschließend seine Hand von ihrer Wange. „Tut mir leid, wenn ich Sie erschreckt habe.“ Er schüttelte den Kopf. „Das muss Ihnen nicht leid tun, weil ich mich nicht erschreckt habe.“ Er lächelte schwach. „Na gut...aber nur ein bisschen, weil plötzlich eine junge Frau auf meinem Schoß saß“, fügte er leise hinzu und sah mit Verwunderung auf die Hand, die jetzt auf seiner Brust lag. Es fühlte sich nicht schlecht an, vielmehr ging von der Berührung eine angenehme Wärme aus, die sich langsam in ihm ausbreitete.

„Das muss Ihnen nicht leid tun, weil ich mich nicht erschreckt habe. Na gut...aber nur ein bisschen, weil plötzlich eine junge Frau auf meinem Schoß saß.“ Sie wurde ein wenig verlegen und wollte dann von seinem Schoß rutschen, aber seine Arme hinter ihrem Rücken hielten sie davon ab. Durch den kurzen Ruck kam sie ihm noch ein Stück näher. Eine unwiderstehliche Anziehungskraft ging von ihm aus. „Sie sind...ich...“ Unsicher sah sie ihn an. Da war etwas zwischen ihnen und sie konnte nicht beschrieben, was es war. Aber es war ziemlich angenehm und das durfte nicht sein.

Automatisch hielt er sie fest, als sie zurückrutschen wollte. Er schob es darauf, dass er sie nicht fallen lassen wollte. Doch vielleicht hätte er nicht so hastig reagieren sollen, denn sie hatte wohl nicht damit gerechnet und taumelte gegen ihn. Trotzdem konnte er nur lächeln. „Sie sind...ich...“ Er runzelte die Stirn und sah sie fragend an. Sie hatte doch keinen Grund, jetzt so unsicher zu werden. „Entschuldigung“, lächelte er und zog seine Arme zurück. „Ich wollte Sie hier nicht festhalten.“

„Entschuldigung. Ich wollte Sie hier nicht festhalten.“ Das, was er jetzt tat, gefiel ihr überhaupt nicht. Er durfte sie doch festhalten. Vorsichtig griff sie nach seinen Armen und schob sie wieder um ihrem Körper. „Aber dadurch falle ich nicht runter.“ Sie sah ihn unsicher an und lächelte dann schwach. Was sie tun durfte und was nicht, zeigte er ihr überhaupt nicht. Aber sie spürte bloß, dass sie die Nähe zu ihm unbedingt wollte, aber nicht durfte. Dann hörte sie plötzlich ein Knacken und dachte wieder an eine ekelige Spinne. Augenblicklich rutschte sie wieder näher zu ihm.

Er lächelte in sich hinein, als sie einfach nach seinen Armen griff und sie um seinen Körper legte. Wenn sie das so von selbst tat...Vorsichtig verstärkte er die Umarmung und streichelte kurz mit seinem Daumen über ihren Rücken. Sie stellte Dinge mit ihm an, von denen er nicht erwartet hatte, dass sie ihm hier passieren würden. Als sie dann noch enger zu ihm rutschte, lächelte er sie sanft an. Sie sollten das hier nicht tun und sie könnten jederzeit gesehen werden, aber es war ihm merkwürdigerweise egal. „Ich befürchte, ich muss Sie doch noch weiter hier festhalten. Nicht, dass die Spinne zurückkommt“, murmelte er und zwinkerte ihr zu.

Sie fühlte sich unheimlich wohl in seiner Nähe. Als er ihr dann über den Rücken strich, seufzte sie leise. „Ich befürchte, ich muss Sie doch noch weiter hier festhalten. Nicht, dass die Spinne zurückkommt.“ Sie rutschte noch näher zu ihm. „Die Gefahr ist wirklich zu groß.“ Lächelnd lehnte sie ihre Stirn gegen seine und merkte erst dann, wie nah sie ihm plötzlich wieder war. Sie hob den Blick und versank in seinen braunen Augen. Vorsichtig strich sie ihm über die Wange. „Danke, dass Sie mich beschützen.“

„Die Gefahr ist wirklich zu groß.“ Er lächelte. Sie schienen beide die gleichen Wunschvorstellungen zu haben. Und er erkannte sich selbst nicht wieder, weil er sich auf diese Dinge einließ. Als sie ihre Stirn gegen seine lehnte, wurde sein Lächeln noch wärmer. Sie zog ihn völlig in seinen Bann. „Danke, dass Sie mich beschützen.“ Er legte seine Hand auf ihre und streichelte vorsichtig darüber. „Sie haben etwas so...schützenswertes an sich“, murmelte er und beugte sich langsam weiter zu ihr. „Wie könnte ich Sie da nicht beschützen?“ Er wusste nicht, was ihn dazu trieb und ob er ihr damit zu nahe trat, aber er lehnte sich vor und hauchte ihr einen vorsichtigen Kuss auf die Wange.

Neugierig sah sie ihm dabei zu, wie er über ihre Hand strich, die sie zuvor auf seine Wange gelegt hatte. „Sie haben etwas so...schützenswertes an sich.“ Sie spürte, wie sie langsam rot wurde. Er brachte sie wirklich dazu, dass sie verlegen wurde. Beinahe wollte sie den Blick abwenden, da beugte er sich weiter zu ihr. „Wie könnte ich Sie da nicht beschützen?“ Sie schloss die Augen, als er ihr einen Kuss auf die Wange hauchte. Jede Freundin hätte sie jetzt davor gewarnt, dass das alles zu schnell ging. Aber sie wollte es gerade gar nicht anders. Sie musste diesem unglaublichen Mann einfach nah sein. Deswegen drehte sie sich zu ihm und wollte ihm ebenfalls einen Kuss auf die Wange hauchen. Da er sich allerdings ebenfalls zu ihr drehte, landete der Kuss eher in seinem Mundwinkel.

Er spürte das Kribbeln, dass sich in ihm breitmachte und er dankte Hansi gerade, dass er ihn so gelöchert hatte. Sonst hätte er diesen Gefühlen wohl niemals so viel Bedeutung beigemessen. Als sie sich bewegte, lehnte er sich zurück und sah sie an. Doch gleichzeitig drehte sie ihren Kopf und im nächsten Moment spürte er ihre Lippen an seinem Mundwinkel. Das Kribbeln verstärkte sich und er musste lächeln. Er lehnte sich nur soweit zurück, dass er sie ansehen konnte. „Hoppla“, flüsterte er und suchte ihren Blick. Und doch war er ihr nicht böse. Vielmehr wollte er ihr gerade noch viel näher sein. Doch das war eindeutig zu viel auf einmal.

„Hoppla.“ Sie lächelte verlegen und wandte dann den Blick ab. „Das war ein Versehen.“ Als sie dann Caro in der Ferne ausmachte, rückte sie von seinem Schoß und stand schließlich auf. „Entschuldigung“, murmelte sie leise und deutete dann Richtung Caro. Der Termin war viel zu schnell vorbei und eigentlich stand sie mehr überflüssig in der Gegend rum, als irgendwem unter die Arme zu greifen. „Wir sehen uns dann später bei der Veranstaltung“, beendete Caro den Termin und ging schon voraus. „Sind Sie später auch dort?“, fragte sie leise.

„Das war ein Versehen.“ Er lachte leise. Das wusste er und er war ihr nicht böse. Wieso auch? Sie hatte schließlich nicht versucht, ihn umzubringen. Und auch diese Denkweise überraschte ihn. Normalerweise unterband er derartige Annäherungsversuche sofort und bei der jungen Frau auf seinem Schoß hoffte er gerade zu darauf, dass sie geschahen. „Entschuldigung.“ Er nickte, weil auch er Frau Kramer in der Ferne erkennen konnte. Während er ihre Fragen ausführlich beantwortete, lag sein Blick häufig auf Frau Sommer, die etwas unschlüssig neben ihnen stand. Irgendwie hatte er da Gefühl, sie wusste gar nicht, was sie tun sollte. Doch eigentlich war es auch egal. Sie machten noch ein paar Fotos und viel zu schnell war alles vorbei. „Wir sehen uns dann später bei der Veranstaltung.“ Er nickte. Die hatte er nicht vergessen. Lächelnd wandte er sich an Frau Sommer. „Sind...“ Doch sie sprach ihn ebenfalls an und deshalb ließ er ihr den Vortritt. „Sind Sie später auch dort?“ Er lächelte. „Selbstverständlich“, antwortete er genauso leise. „Ich wollte Sie genau dasselbe fragen“, fügte er für Frau Kramer unhörbar hinzu und ging dann in Richtung Hotel. Was tat er hier bloß?

„Selbstverständlich. Ich wollte Sie genau dasselbe fragen.“ Doch bevor sie ihm antworten konnte, war er schon verschwunden. Kurz war sie enttäuscht, aber dann redete sie sich ein, dass er aus ihrer Frage gedeutete hatte, sie würde auch kommen. Sie ging gemeinsam mit Caro zurück und verschwand dann in ihr Zimmer. Mit großen Herzklopfen lehnte sie sich gegen ihre Zimmertür. Ihre Begegnung mit Herrn Löw war unglaublich gewesen. Sie hatte auf seinem Schoß gesessen und sie hatten sich gegenseitig berührt und geküsst, zwar nur auf die Wange, aber immerhin. Verträumt lächelte sie und ging dann zu ihrem Schrank. Heute Abend würde sie ein Kleid tragen. Definitiv. Sie suchte sich ein weißes Kleid heraus, das gerade so alles notwendige bedeckte. Direkt unterhalb des Ausschnittes war es mit Pailletten verziert und eine aufgerüschte, zweite Schicht fiel bis zum Saum des Kleides herunter. Dann sprang sie unter Dusche, las noch ein bisschen und machte sich dann fertig. Nervös betrat sie den Raum. Es war ein schickeres Essen, zu dem alle etwas netter gekleidet kommen sollten. Ihr Sommerkleid passte also. Als sie Caro und Hansi entdeckte, ging sie zu ihnen und sah sich um. Aber der Bundestrainer war noch nicht hier.

Er hatte noch einige Dinge erledigen müssen und schließlich ziemliche Zeitprobleme gehabt. Doch irgendwie hatte er es doch geschafft und eilte im schwarzen Hemd über das Gelände. Zwar war der Anlass offizieller, aber im Jackett war es ihm einfach zu warm. Deshalb hatte er es einfach im Bungalow gelassen. Als er durch die Tür trat, sah er Hansi und die beiden Frauen bereits zusammenstehen. Sie hatten ihn noch nicht bemerkt, deshalb konnte er seinen Blick ausgiebig über Frau Sommer wandern lassen. Sie sah hinreißend aus, das konnte er einfach nicht leugnen. Auch wenn das Kleid in seinen Augen etwas länger sein konnte. Vermutlich müsste er sie nicht nur vor Spinnen, sondern auch vor hormongesteuerten Fußballspielern beschützen. Der Gedanke ließ ihn schmunzeln. „Guten Abend zusammen“, begrüßte er sie und griff lächelnd nach den Händen von den beiden Frauen, um sie einmal im Kreis zu drehen. „Sie sehen bezaubernd aus“, erklärte er und wandte sich kurz an Hansi. „Möchtest du auch?“, grinste er und hielt ihm eine Hand entgegen. Irgendwie hatte er gerade besonders gute Laune.

„Guten Abend zusammen.“ Sie lächelte glücklich. Die Stimme war ihr ziemlich vertraut geworden in den letzten Stunden. „Sie sehen bezaubernd aus.“ Er drehte sowohl Caro als auch sie im Kreis. Doch irgendwie störte es sie ein bisschen, dass Caro gerade dieselbe Aufmerksamkeit bekam. Schließlich war sie doch eher mit Herrn Flick hier. „Möchtest du auch?“ Doch der Co-Trainer schüttelte nur den Kopf und griff nach Caros, um sie kurz im Kreis zu drehen. „Bleib du lieber bei deiner Begleitung.“ Sie lächelte schwach. Caro und er warfen sich so schöne Blicke zu und sie stand bloß wieder unschlüssig herum. Doch dann wurde sie von einer Berührung an ihrem Oberschenkel wachgerüttelt. Erschrocken drehte sie sich um und sah in das grinsende Gesicht von Mats Hummels, der sich aber bereits wieder entfernte. Unsicher drehte sie sich wieder um und verschränkte die Arme.

Er schüttelte bei Hansis Bemerkung den Kopf. Das war wirklich überflüssig. Aber er würde nicht darauf eingehen. Außerdem war sein Freund eh schon wieder abgelenkt. Deshalb drehte er sich auch zu Frau Sommer, die gerade die Arme verschränkte. Hinter ihr ging Mats bereits zu seinem Tisch und er verengte die Augen. „Wenn er Ihnen zu nahe kommt...“, murmelte er und ließ den Spieler dabei nicht aus den Augen. Das würde er der Mannschaft ganz schnell abgewöhnen. Auch wenn sie genauso alt waren, gehörten die Frauen zum Team hinter dem Team und hatten dementsprechend behandelt zu werden. Doch damit würde er sich jetzt nicht weiter befassen. „Darf ich Sie zu Ihrem Tisch begleiten?“, fragte er lächelnd und hielt ihr galant seinen Arm entgegen.

„Wenn er Ihnen zu nahe kommt...“ Sie schüttelte den Kopf. „Ich kümmere mich selbst darum. Danke.“ Seufzend strich sie sich eine Strähne aus dem Gesicht. Wieder glitt ihr Blick zu dem glücklichen Paar und ihre Stimmung besser sich nicht wirklich. Aber das ließ sie sich nicht anmerken. „Darf ich Sie zu ihrem Tisch begleiten?“ Sie lächelte. Er konnte wohl nichts für ihr Stimmungstief. Schließlich konnte sie nicht erwarten, dass er sie so glücklich machte. „Ich habe keinen Tisch.“ Das entsprach der Wahrheit und trotzdem erschien es ihr zu unhöflich. „Gerne“, fügte sie deswegen schnell hinzu. Zusammen mit Herr Flick und Caro saß sie am Tisch. Sie unterhielten sich alle gut. Doch zwischen Herrn Löw und ihr passierte nichts. Sie unterhielten sich, aber sonst war da kein Blick oder auch nur irgendeine Bemerkung. Als Caro und ihr Trainer weiter so herzlich miteinander umgingen, konnte sie das nicht mehr mit ansehen. „Ich bin müde. Bitte entschuldigt mich.“ Damit war sie schnell aus dem Speisesaal geflüchtet. Schon draußen stiegen ihr die Tränen in die Augen und sie zog sich die Schuhe aus, um zum Strand zu gehen. Frustriert ließ sie sich in den Sand fallen und weinte einfach nur stumm. Sie durfte überhaupt nichts erwarten und sie hasste sich dafür, dass sie so neidisch war.

„Ich kümmere mich selbst darum. Danke.“ Er nickte. Es war auch nur ein Angebot gewesen, weil er gemerkt hatte, dass sie manchmal etwas schüchtern war. „Ich habe keinen Tisch...Gerne.“ Er runzelte die Stirn. Wieso sie glaubte, dass sie keinen Tisch hatte, war ihm ein Rätsel. Aber vermutlich hatten den beiden niemand Bescheid gesagt. „Wir haben Sie an unseren Tisch genommen“, erklärte er, während er ihren Stuhl zurückzog und sich anschließend neben sie setzte. Die Gespräche waren unterhaltsam und doch lag sein Blick immer wieder verwirrt auf Frau Sommer. Sie wirkte so still und anders als noch zuvor am Strand. Aber vielleicht hatte er einfach zu viel in die Situation hineininterpretiert. Deshalb hielt er sich auch zurück und ließ keine Gelegenheit aufkommen, die eine zu enge Beziehung zwischen ihnen andeutete. Doch das fiel ihm wahnsinnig schwer und doch würde er sie nicht bloßstellen, indem er etwas falsches sagte. „Ich bin müde. Bitte entschuldigt mich.“ Sofort sahen drei Augenpaare ihr nach. Doch sie achtete nicht auf sie, sondern stand einfach auf und ging. Hansis Blick war mehr als eine Aufforderung und er stand ebenfalls auf. „Wartet nicht auf mich“, murmelte er seinem Freund zu und verließ das Gebäude. Kurz sah er zu dem Bungalow der Frauen, doch er lag völlig im Dunkeln. Irgendetwas stimmte nicht. Einem inneren Impuls folgend ging er zum Strand. Sie waren sich hier so merkwürdig nah gewesen, dass er dort sicher eine Idee bekommen würde, wo sie zu finden war. Doch er musste nicht weit gehen und sah sie schon im Sand sitzen. Dieser Anblick bereitete ihm noch mehr Sorgen und er eilte zu ihr. Vorsichtig setzte er sich neben sie und sah, dass sie weinte. Wieder ließ er seinen Bauch entscheiden und zog sie an seine Brust. „Julia, was ist denn los?“, fragte er leise und merkte gar nicht, dass er gerade alle Förmlichkeiten außer Acht ließ.

Sie hörte Schritte hinter sich und wischte sich verstohlen über die Wangen. Niemand musste sie so sehen. Eigentlich hatte sie auch keinen Grund, traurig zu sein. Als sie bemerkte, dass Herr Löw es sich neben ihr bequem machte, wollte sie nur wegrennen. Ihn wollte sie gerade noch viel weniger sehen. Was sollte das alles denn? Er hätte einfach mit Herrn Flick und Caro am Tisch sitzen können und sich nett unterhalten. Das war besser als ihre Gesellschaft. Doch bevor jemand von ihnen etwas sagte, zog er sie an sich. Sie schloss die Augen, vergrub ihr Gesicht in seinem Hemd und legte eine Hand auf seine Brust. „Julia, was ist denn los?“ Ihr Herz machte einen Sprung, als er ihren Namen sagte. Das klang so vertraut. Trotzdem umhüllte sie die Traurigkeit wieder und sie zog sich nur ein winziges Stück zurück. „Ich bin schrecklich“, schluchzte sie leise und weitere Tränen liefen ihr über die Wangen. „Herr Flick und Caro sehen so vertraut aus und ich komme mir dabei so erbärmlich vor.“ Sie war immer leiser geworden und versteckte dann wieder ihr Gesicht an seiner Brust.

Als sie sich an ihn lehnte, hielt er sie nur noch weiter fest. „Ich bin schrecklich. Herr Flick und Caro sehen so vertraut aus und ich komme mir dabei so erbärmlich vor.“ Er runzelte die Stirn. „Aber...wieso denn?“ Das verstand er gerade wirklich nicht. Aber ihn beschlich die die Ahnung, dass ihr Verhalten beim Essen dazu beigetragen hatte. „Haben Sie etwas dagegen, dass Hansi und Frau Kramer sich...näher stehen?“ Während er sprach, begann er, leicht über ihren Rücken zu streichen. Irgendwie musste er diese Situation ja klären und wenn sie beim Anblick der beiden so sensibel reagierte.

„Aber...wieso denn? Haben Sie etwas dagegen, dass Hansi und Frau Kramer sich...näher stehen?“ Schnell schüttelte den Kopf und lehnte sich dann wieder ein Stück zurück. Vorsichtig strich sie sich über die Wangen. Seine Berührungen waren so angenehm, aber darauf konnte sie sich gerade nicht konzentrieren. „Ich gönne ihnen ihr Glück, aber...aber...ich will doch auch nur glücklich sein.“ Schuldbewusst senkte sie den Blick. Sie war so neidisch und hatte es dem Bundestrainer auch noch gesagt. Außerdem nannte er sie wieder Frau Sommer und nicht mehr Julia. Sie hatte es versaut.

Er war froh, dass sie den Kopf schüttelte. Sonst hätten sie wirklich alle ein Problem gehabt. „Ich gönne ihnen ihr Glück, aber...aber...ich will doch auch nur glücklich sein.“ Er schloss die Augen und atmete tief durch, als sie den Blick abwandte. Hansi hatte gesagt, er solle über sein Verhältnis zu ihr nachdenken. Wenn er richtig lag, war sie schon viel weiter in dem Gefühlskarussell. Und deshalb musste er jetzt auch äußerst behutsam mit ihr umgehen. „Julia“, sprach er sie leise an und legte seine Hand an ihre Wange, als sie ihn nicht ansah. „Wieso sollten Sie nicht glücklich sein können?“ Mit sanfter Gewalt brachte er sie dazu, ihn anzusehen. „Das eine schließt doch das andere nicht aus“, lächelte er und hauchte ihr zur Unterstützung seiner Worte einen Kuss auf die Wange, wobei seine Lippen länger auf ihrer Wange verweilten, als es hätte sein müssen.