Mr. Wet-Look

„Julia.“ Als er sie berührte, sah sie ihn an. Seine dunklen Augen zogen sie wieder in seinen Bann. „Wieso sollten Sie nicht glücklich sein können? Das eine schließt doch das andere nicht aus.“ Sie schloss erneut die Augen, als er seine Lippen auf ihre Wange legte. Doch der Kuss dauerte länger als erwartet. Irgendetwas war wieder anders zwischen ihnen. „Sie verstehen das nicht“, murmelte sie leise, aber nicht vorwurfsvoll. „Die Beiden sind so glücklich und ich kann ihnen nicht dabei zusehen, weil ich merke...“ Sie wandte erneut den Blick ab. „Ich wäre auch gerne mit jemandem so vertraut und dass ich mich Ihnen mit meinen Problemen aufdränge, ist noch viel schlimmer.“

„Sie verstehen das nicht. Die beiden sind so glücklich und ich kann ihnen nicht dabei zusehen, weil ich merke...Ich wäre auch gerne mit jemandem so vertraut und dass ich mich Ihnen mit meinen Problemen aufdränge, ist noch viel schlimmer.“ Er schüttelte den Kopf und er zwang sie erneut, ihn anzusehen. „Das ist nicht schlimm“, widersprach er ihr und sah sie beruhigend an. Er würde sie jetzt nicht fragen, ob sie einen Freund hätte. Damit würde er sie vor den Kopf stoßen. Denn die Momente zwischen ihnen am Strand waren nicht alltäglich. Aber er spürte, dass sie nie so mit ihm umgegangen wäre, wenn sie einen Freund gehabt hätte. Er wollte ihr helfen. Das merkte er vor allem, als er in ihre traurigen Augen sah. Vermutlich ließ er sich nur deshalb zu seinen nächsten Worten hinreißen. „Vielleicht kann ich Ihnen helfen, glücklich zu sein“, murmelte er stockend und sah sie unsicher an. Er spürte, dass etwas zwischen ihnen anders war, als die Beziehung, die er zu den übrigen Mitgliedern der Mannschaft hatte.

„Das ist nicht schlimm.“ Sie fühlte sich trotzdem schlecht. Wenn sie darüber nachdachte, hatte sie mit dem Bundestrainer geflirtet und warf sich ihm dann so an den Hals. Er musste ja sonst was von ihr denken. Eine ganze Zeit lang herrschte Ruhe zwischen ihnen. Sie überlegte, was sie bloß sagen könnte, aber es fiel ihr einfach nichts ein. „Vielleicht kann ich Ihnen helfen, glücklich zu sein.“ Sein Blick passte nicht zu seinen Worten. Beinahe schien er, es rückgängig machen zu wollen. „Ich...“ Vorsichtig sah sie ihn an. Mit dieser Aussage war sie sichtlich überfordert. „Ich fühle mich geehrt“, begann sie leise und beugte sich zu seinem Ohr. „Aber Sie müssen das nicht sagen.“ Sie hauchte ihm einen sanften Kuss auf die Wange. „Ich verlange nichts von Ihnen.“

„Ich…Ich fühle mich geehrt.“ Er schlug sich innerlich vor den Kopf. Was tat er hier? Er spürte, dass sie sich Hoffnungen machte und auch ihn berührte diese Nähe zwischen ihnen, aber es sprach trotzdem so vieles dagegen. Als sie sich zu ihm beugte, bekam er eine Gänsehaut. „Aber Sie müssen das nicht sagen. Ich verlange nichts von Ihnen.“ Er hatte Hansis Worte noch im Ohr und doch konnte er nicht dementsprechend handeln. „Ich wollte Ihnen nicht zu nahe treten“, murmelte er bestimmt und lehnte sich zurück. „Wir…Ich muss zurück. Es ist eine Ansprache des Bundestrainers geplant und…“ Entschlossen schob er sie von seinem Schoß und achtete trotzdem darauf, sanft mit ihr umzugehen. „Kommen Sie mit?“

„Ich wollte Ihnen nicht zu nahe treten.“ Kurz bebte ihre Unterlippe, aber dann riss sie sich zusammen. Er hatte absolut Recht. Sie mussten professionell bleiben. „Wir…Ich muss zurück. Es ist eine Ansprache des Bundestrainers geplant und…“ Dass er sie so abwehrte, versetzte ihr allerdings doch einen Stich. „Kommen Sie mit?“ Sie nickte und stand auf. „Ich gehe mich vorher nochmal frisch machen.“ Lächelnd fuhr sie sich über die Wange. Sie musste jetzt spielen. Nachher könnte sie über alles nachdenken. „Dann werde ich Ihnen meine ganze Aufmerksamkeit schenken.“ Er hatte sie gehen lassen und so war sie schnell im Badezimmer gewesen. Vermutlich hatte sie sich in etwas verrannt. Ihre Gefühle waren nur Aufregung und Bewunderung gewesen. Sie wischte sich über die Wangen. Das musste es sein. Mit dieser Feststellung ging sie zurück zu den anderen und lauschte gebannt den Worten des Bundestrainers. Danach applaudierte sie lächelnd. Er wusste, wie er Reden zu halten hatte.

„Ich gehe mich vorher nochmal frisch machen. Dann werde ich Ihnen meine ganze Aufmerksamkeit schenken.“ Er hatte nur leicht gelächelt und dann den Weg zu den anderen eingeschlagen. Das alles war völlig anders verlaufen, als er es geplant hatte. Und diese Nähe, als sie auf seinem Schoß gesessen hatte, war mehr als vertraut gewesen. Aber sie war jung. Viel jünger als er. Und es wäre ein Fehler, ihr Hoffnungen zu machen. Er konnte sie nicht den Medien zum Fraß vorwerfen.
Trotzdem ruhte sein Blick immer wieder auf ihr, während er das Wort an die Mannschaft richtete. Sie alle hatten ein Ziel und auf das wollte er sie fokussieren. Nachdem er geendet hatte, lächelte er leicht und setzte sich dann wieder an den Tisch. „Nächstes Mal bist du dran“, murmelte er Hansi zu und griff nach der Wasserflasche. Nach der langen Rede musste er dringend etwas trinken. Doch er zuckte zusammen, als seine Hand die von Frau Sommer streifte, die im gleichen Moment nach der Flasche griff.

Über die Bemerkung von Herrn Löw gegenüber seinem Co-Trainer konnte sie nur lächeln. Ein wenig Neckerei war nie verkehrt. Doch sie wollte jetzt wirklich etwas trinken. Herr Löw hatte allerdings wohl den selben Einfall und so berührten sich ihre Hände. Schnell zog sie ihre Hand zurück. Sie wollte diese Nähe nicht zulassen, weil sie das beide so beschlossen hatten. Trotzdem konnte sie erneut nicht leugnen, dass sich die Berührung gut anfühlte. Deswegen lächelte sie nur knapp, nahm sich die Flasche und goss erst ihm und dann sich ein Glas Wasser ein. Das war höflich. „Sie haben eine wirklich gute Rede gehalten“, lächelte sie und nippte an dem Wasserglas.

Er lächelte, als sie ihm etwas einschenkte und dann nach ihrem Glas griff. Sie schien genauso auf Normalität bedacht zu sein wie er. „Sie haben eine wirklich gute Rede gehalten.“ Er nahm ebenfalls sein Glas und trank einen Schluck. „Danke“, lächelte er. „Aber so aufmerksam sind die Spieler selten“, murmelte er und sah kurz durch den Raum. Das Buffet war eröffnet und die Schlange dort wurde immer länger. Auch an ihrem Tisch standen jetzt alle auf. „Wollen wir auch gehen?“, fragte er. Er selbst hatte jetzt wirklich Hunger, aber er würde sie nicht alleine am Tisch sitzen lassen. Das gehörte sich einfach nicht.

„Danke. Aber so aufmerksam sind die Spieler selten.“ Sie lachte leise. „Alle warten darauf, dass Sie das Essen eröffnen.“ Kaum hatte er das getan, schien sich die Spieler beinahe darum zu schlagen. Aber sie störte das nicht. Viel Appetit hatte sie heute Abend sowieso nicht. „Wollen wir gehen?“ Eine Einladung des Bundestrainers würde sie allerdings nicht ablehnen. Deswegen nickte sie und folgte ihm dann. Er ließ ihr den Vortritt und benahm sich auch sonst wie ein richtiger Gentleman. Es schmeichelte ihr und sie wollte ihm das eigentlich nicht zeigen, aber das ein oder andere verlegene Lächeln entwich ihr doch. Als sie wieder am Tisch saßen, benahm sie sich dann aber doch wieder normal und unterhielt sich mit ihm. Doch auch hier lächelten sie sich immer mal wieder an.

Er schob sie kurzerhand vor sich ans Buffet, als sie zögerte und lächelte zuvorkommend. Er wusste, wie er sich einer Frau gegenüber zu verhalten hatte. Dass sie ihn immer wieder ansah, entging ihm nicht. Dafür war er zu aufmerksam und schien genau darauf zu achten, wie sie reagierte. Wieder am Tisch lächelte er sie ebenfalls an und begann ein belangloses Gespräch mit ihr. Wo die anderen abgeblieben waren, wusste er nicht. Aber merkwürdigerweise störte es ihn gerade überhaupt nicht. „Haben Sie das hier probiert?“, fragte er irgendwann und sah sie an. Als sie verneinte, nahm er ihr die Gabel aus der Hand und hielt sie ihr kurz darauf vor den Mund.

„Haben Sie das hier probiert?“ Sie sah kurz auf ihren Teller. Das hatte sie wohl nicht. Deswegen schüttelte sie den Kopf. „Ich weiß nicht mal genau, was das überhaupt ist“, gab sie ehrlich zu. Als er ihr kurz darauf die Gabel vor den Mund hielt, lächelte sie und probierte es zumindest. „Mhhh. Das ist köstlich.“ Begeistert sah sie erst zu ihm und dann auf die Gabel in seiner Hand. Vorsichtig nahm sie diese entgegen und versuchte, nicht zu blöd zu lächeln, als sich ihre Finger berührten. „Dann müssen Sie aber das hier probieren.“ Lächelnd griff sie nach seiner Gabel und ließ auch ihn etwas essen. Dabei beobachtete sie seine Lippen vielleicht einen Moment zu lange. Doch dann wandte sie sich wieder ihrem Essen zu und lächelte ein wenig nervös. Nach dem Essen gingen sie nach draußen und vertraten sich die Beine. Irgendwann wurde es allerdings wirklich kalt und sie strich sich über die Arme. „Ich wusste gar nicht, dass die Temperaturen hier so variieren können.“

„Dann müssen Sie aber das hier probieren.“ Er lachte leise und probierte ebenfalls. „Unsere Köche haben sich wirklich selbst übertroffen.“ Immer wieder sah er zu ihr und merkte, dass sie still vor sich hin lächelte. Sie konnten die Situation am Strand wohl doch nicht so leicht vergessen. Einerseits musste er es und andererseits wollte er es nicht. „Begleiten Sie mich nach draußen?“, fragte er, nachdem sie fertig waren und sich überall kleine Grüppchen zusammenfanden. Kurz darauf gingen sie gemeinsam über das Hotelgelände und gelangten schließlich erneut an den Strand. Das Meer hatte auf ihn eine Anziehungskraft, die er so nicht kannte. Anders war es auch nicht zu erklären, dass er jeden Morgen seine Runde hier drehte. „Ich wusste gar nicht, dass die Temperaturen hier so variieren können.“ Überrascht sah er, wie sie sich über die Arme strich. „Sagen Sie doch einfach etwas“, murmelte er und zog sich das Jackett aus. „Es wird hier abends wirklich ziemlich frisch“, erklärte er und hängte ihr die Jacke um die Schultern. Sie waren nicht weit gegangen, als plötzlich ein Handy klingelte. „Entschuldigung. Das ist meins.“ Suchend fuhr er sich mit den Händen in die Hosentaschen, doch da war es nicht. „Darf ich?“, fragte er leise und tastete seine Jacke ab. Warum hatte er das Handy auch in die Innentasche stecken müssen? Als er es endlich in der Hand hatte, hörte es auf zu klingeln. Seufzend ließ er es los und es glitt zurück in die Tasche. Seine Hand hingegen befand sich immer noch viel zu nah an ihrem Körper und legte sich wie von selbst auf ihren Rücken. „Handys klingeln immer…im unpassendsten Moment.“ Er wurde immer leiser und konnte den Blick nicht von ihren Augen abwenden.

„Sagen Sie doch einfach etwas.“ Mit großen Augen sah sie dabei zu, wie er sich das Jackett auszog. Er sah einfach so unglaublich gut aus. „Es wird hier abends wirklich ziemlich frisch.“ Sie lächelte, als sie seine Jacke um ihre Schultern trug. Das fühlte sich plötzlich so unheimlich vertraut aus. Doch dann klingelte sein Handy und sie spürte das Vibrieren ganz in ihrer Nähe. „Entschuldigung. Das ist meins. Darf ich?“ Sie nickte und ließ ihn näher zu sich treten. Als er sie dabei fast berührte, erschauderte sie. Es fühlte sich so unheimlich gut an und doch musste sie sich zusammenreißen. Dann ließ er auch noch seine Hand auf ihrem Rücken wandern und sie stolperte ihm noch einen Schritt entgegen. „Handys klingeln immer…im unpassendsten Moment.“ Als er sie dann auch noch ansah, wurde ihr Blick sanft. „Herr Löw“, flüsterte sie leise und ließ ihre Hand zu seiner Brust wandern. Dann waren sie sich plötzlich noch viel näher und sie beugte sich noch weiter zu ihm.

Er hatte sie aufgefangen und jetzt lehnte sie einfach an ihm. Ein angenehmes Kribbeln machte sich in seinem Bauch breit. Es fühlte sich richtig an. „Herr Löw.“ Lächelnd sah er auf sie herunter. Eigentlich war er da ziemlich altmodisch, aber… „Ich glaube, diese Förmlichkeiten können wir lassen“, erklärte er leise. Doch ehe er weitersprechen konnte, spürte er durch sein Hemd, wie kalt ihre Hand war und umschloss sie einfach mit seiner. „Julia“, tadelte er sie leicht vorwurfsvoll und schüttelte den Kopf. „Sie gehören dringend ins Warme.“

„Ich glaube, diese Förmlichkeiten können wir lassen.“ Sie lächelte leicht und nickte schließlich. „Joachim“, hauchte sie leise. „Julia“, tadelte er sie leicht vorwurfsvoll. Unsicher sah sie ihn an. Was hatte sie getan? „Sie gehören dringend ins Warme.“ Was? Eben war noch so eine schöne Stimmung zwischen ihnen gewesen und jetzt wollte er sie ins Warme bringen. Aber sie mussten wieder normal miteinander umgehen. Was vielleicht hätte passieren können...Da wollte sie eigentlich gar nicht drüber nachdenken. „Ja. Vielleicht ist es besser so.“

„Ja. Vielleicht ist es besser so.“ Er merkte, dass die Stimmung kippte. Dabei war das gar nicht seine Absicht gewesen. Er wollte bloß nicht, dass sie krank wurde. „Kommen Sie mal mit“, murmelte er und führte sie auf den Weg zurück. Das Gelände zwischen den Bungalows war mit kleinen Lampen erleuchtet und das war bei den Schuhen, die sie trug, vermutlich auch besser so. Als sie zu ihrem Bungalow kamen, spürte er ihre Reaktion und legte ihr deshalb eine Hand auf den Rücken, um sie weiterzuschieben. Kurz darauf standen sie im Wohnraum seines Hauses und er drehte sich lächelnd zu ihr. „Ich wollte den Abend nicht einfach so enden lassen.“ Zögernd griff er nach ihrer Hand und führte sie zu dem großen Sofa. Als sie saß, griff er nach einer der Decken und legte sie neben sie. „Möchten Sie etwas trinken?“

„Kommen Sie mal mit.“ Sie nickte und ließ sich von ihm zurück auf den Weg führen. Doch dann standen sie vor Joachims Bungalow und sie wurde unsicher. Das passte doch alles nicht. Er wollte normal mit ihr umgehen und jetzt landeten sie in seinem Zimmer? Aber sein Blick beruhigte sie und so folgte sie ihm trotzdem. Der Bundestrainer war niemand, der sie einfach nur ausnutzen würde- „Ich wollte den Abend nicht einfach so enden lassen.“ Sie seufzte leise, als er sie mit sich auf das Sofa nahm. Die Decken waren wirklich nett, aber gerade konnte sie das alles nicht mehr haben. Da war so viel Anziehung zwischen ihnen. Es ging nicht normal zwischen ihnen. „Möchten Sie etwas trinken?“ Sie schüttelte den Kopf. „Ich kann das alles nicht.“ Sie überbrückte den Abstand zwischen ihnen und sie presste ihre Lippen verlangend auf seine.

Julia schüttelte den Kopf und er setzte sich neben sie. So genau wusste er auch noch nicht, was er jetzt tun sollte. Aber es war ihm falsch vorgekommen, sie einfach zu ihrem Bungalow zu bringen und sie dort alleine zu lassen. „Ich kann das alles nicht.“ Er senkte den Blick oder eher wollte er es. Denn im nächsten Moment spürte er ein Paar Lippen, dass sich drängend auf seine legte. Überrascht weiteten sich seine Augen, doch Julia ließ ihn nicht zurückweichen. Das hatte er nun wirklich nicht erwartet, aber das Kribbeln in seinem Bauch verstärkte sich bloß noch. „Julia“, murmelte er und legte seine Hand an ihre Wange, ehe er den Kuss wesentlich ruhiger erwiderte und sie vorsichtig näher zu sich zog.

Sie spürte seine Überraschung und hoffte, dass er diese Spannung auch fühlte. „Julia.“ Er sollte ihr keinen Vortrag halten. Als er über ihre Wange strich, war sie nicht beruhigt. Doch dann küsste er sie ebenfalls. Ein wahnsinniges Kribbeln breitete sich in seinem Bauch aus. „Joachim“, hauchte sie überwältigt und zog ihn weiter zu sich. Zwar war sein Kuss viel ruhiger als ihrer, aber das störte sie nicht. Bereitwillig ging sie ebenfalls vorsichtiger vor. Die Gefühle, die sich durchfluteten, waren atemberaubend und so musste sie sich doch relativ schnell wieder von ihm lösen. Unsicher sah sie ihn an. Das hätte sie nicht tun dürfen. „Es tut mir leid“, murmelte sie und senkte den Blick.

„Joachim.“ Eine Gänsehaut bildete sich in seinem Nacken. Die Gefühle, die gerade von ihm Besitz ergriffen, hatte er viel zu lange nicht mehr spüren dürfen. Zögernd legte er seine Hand an ihre Seite und lehnte sich weiter zu ihr, als sie ihn zu sich zog. Wieder war alles völlig anders verlaufen als geplant. Aber wie schon zuvor fühlte es sich richtig an. Deshalb verschwand das Kribbeln auch sofort, als sie sich abwandte. „Es tut mir leid.“ In seiner Brust zog es sich unangenehm zusammen. Er ließ sich darauf ein, ließ ihre Nähe zu und dann distanzierte sie sich so plötzlich von ihm. „Ich weiß nicht, wofür Sie sich entschuldigen, aber wenn Sie diesen Kuss als Fehler ansehen…“ Er schüttelte den Kopf und stand auf.

Steffis Handy klingelte und sie ging dran. Es war ihre Mutter und das was sie ihr mitteilte war definitiv nicht gut und völlig unerwartet. "Scheiße, scheiße, scheiße.", fluchte sie nach dem sie aufgelegt hatte. Sie rannte hinüber zum Empfangshaus und checkte mit den Damen am Empfang nach Flügen zurück nach Deutschland. Unterstützung bekamen sie, nachdem Steffi ihre Notlage erklärt hatte auch vom DFB-Reisebüro. Während sie auf die Flugbestätigung wartete, schrieb sie einen Brief an Julia und Caro.

Hallo ihr zwei,

Es tut mir leid, dass ich mich nicht mehr richtig bei euch verabschieden kann und auch bei der Führungsriege. Aber ich muss zurück nach Deutschland. Meine Großmutter ist in ihrer Wohnung gestürzt und es sieht nicht gut aus. Und ich will nicht tausende Kilometer entfernt sein, wenn sie stirbt. Ich will sie einfach noch einmal sehen. Caro du weißt was ich meine, damals bei meinem Opa war ich schon nicht da und ich mache mir nach wie vor noch große Vorwürfe. Ich weiß nicht, ob ich zurückkomme. Ich habe mit dem DFB-Reisebüro zumindest eine Option dafür abgesprochen.

Ich packe nur noch schnell meine Sachen und dann geht die Fähre und der Kleinbus bringt mich zum Flughafen.

Ich wünsche euch beiden viel Erfolg und Spaß. Julia, ich würde mich freuen, wenn wir uns auch nach Brasilien noch mal sehen könnten. Wünscht den Jungs Glück.

Ich werd euch vermissen.

Küsschen Steffi

Während sie das schrieb, tropften kleine Tränen auf das Papier, sie hatte sich die Reise definitiv anders vorgestellt gehabt. Sie faltete den Brief und schob ihn in den Umschlag. Gerade als sie die Lasche des Umschlags hineinsteckte, kam die Flugbestätigung. Das Ticket war am Checkin hinterlegt und sie musste nur noch packen. Schniefend machte sie sich taumelnd auf den Weg zurück ins Bungalow. Sie konnte vor lauter Tränen das Schlüsselloch nicht finden und erst als eine Hand die ihre führte ging die Tür auf. Sie sah sich nach der helfenden Hand um und blickte in das besorgt aussehende Gesicht von Per. "Was ist los?", fragte er, als er das Elend in ihrem Gesicht entdeckte. "Ich muss ... Zurück ... Deutschland ... Oma ... Im Sterben.", stammelte sie schniefend. Der Londoner sagte nichts, sondern zog sie erst einmal in eine Umarmung. Nach ein paar Minuten ließ er sie los. "Soll ich dir beim Packen helfen? Du machst nicht den Eindruck, dass du das alleine hinbekommst." Steffi nickte vorsichtig. Er zog sie ins Haus und in ihr Zimmer, routiniert nahm er sich ihren Koffer und packte schweigend Sachen wie Hosen, Blusen, T-Shirts ein. Steffi hatte sich aufs Bett gesetzt, nach wie vor nahezu unfähig zu denken und zu handeln. Als er soweit alles eingepackt hatte, was unverfänglich war, stand er vor ihr und wedelte mit der Hand vor ihrem Gesicht "Deine Unterwäsche müsstest du alleine einpacken, es sei denn es ist okay, dass ich sie anfasse.", erinnerte er sie ans Packen. Wie ferngesteuert erhob sie sich und packte den Rest zusammen, Per hatte unterdessen ihren Laptop abgestöpselt, die Kamera in der Tasche verstaut und auch den Laptop schob er in die Tasche. Steffi war im Bad wie versteinert stehen geblieben und die Tränen rannten ihre Wangen hinunter. Es tat Per unheimlich weh, sie so leiden zu sehen. Er beschloss sie zum Flughafen zu begleiten, damit sie während der Zeit bis zum Abflug nicht alleine war. Er nahm ihr die Kosmetiktasche aus der Hand und packte auch die letzten Sachen ein. Die Kleidung die sie vom DFB bekommen hatte, packte er als letztes in den Koffer, das würde sie zumindest daran erinnern. Als sie im Bad war, hatte er heimlich seine Nummer und e-Mail Adresse in ihr Handy gespeichert und ihre Nummer in seinem Handy. Er würde ihr schreiben, sobald sie im Flieger saß, vielleicht war es einfach wichtig, dass sie jemanden hatte, den sie anrufen konnte. Als er den Koffer verschloss, sah er den Briefumschlag, "Lass ihn uns an deine Tür kleben und dann los fahren.", sagte er sanft und übernahm das Ankleben des Umschlags und nahm ihr Gepäck.

Gemeinsam waren sie wieder am Empfangshaus, wo der kleine Bus bereits wartete. "Falls wer fragt, ich bin mit zum Flughafen gefahren.", erklärte er kurze seine Abwesenheit und stieg mit Steffi in den Bus. Steffi hatte irgendwann den Kopf an seine Schulter gelehnt und er strich ihr sanft durchs Haar. Er war sich sicher, dass sie erschöpft genug war, im Flugzeug schlafen zu können. "Es wird alles gut.", murmelte er leise. "Du wirst sehen, wenn sie spürt, dass du da bist, geht es ihr besser." Die Überfahrt mit der Fähre ging schnell und auch die Fahrt zum Flughafen dauert gefühlt nicht so lange, wie wenn die gesamte Mannschaft an Bord war. Am Flughafen holte er ihr Ticket, zum Glück war alles so arrangiert worden, dass sie keine unnötigen Wartezeiten hatte. Der Flug würde in einer Viertelstunde gehen. "Weißt du, ich hätte gern mehr von dir erfahren, aber das können wir nachholen. Meld dich einfach bei mir, wenn was ist.", erklärte er ernst mit einem kleinen Lächeln. Und als er den Blick von Steffi sah, schob er er "Wirst schon sehen, was ich meine." hinter her. Als der Flug aufgerufen wurde, nahm er sie nochmal in den Arm. "Pass auf dich auf und ich meine es ernst. Meld dich bei mir. Wenigstens wenn du angekommen bist." Steffi sah ihn traurig an "Danke Per, danke für alles.", sagte sie und ging mit ihrem Handgepäck zum Flugzeug. Als sie drin war, schrieb er die SMS.

Kopf hoch, ich werde für dich da sein.
P.

Während sie gerade das Handy ausmachen wollte, vibrierte es in ihrer Hand und als sie die Nachricht las, musste sie trotz der Umstände Lächeln. Sie versuchte ihn im Terminal auszumachen und entdeckte ihn, wie er sich die Nase an der Scheibe plattdrückte. Sie schrieb ein kurzes

Mach ich, ganz bestimmt.
S.

Und machte dann das Handy aus. Viele Flugstunden nach Deutschland lagen jetzt vor ihr.

„Ich weiß nicht, wofür Sie sich entschuldigen, aber wenn Sie diesen Kuss als Fehler ansehen...“ Er stand auf und sie senkte schuldbewusst den Kopf. Jetzt hatte sie anscheinend alles falsch gemacht. Doch sie müsste ihm das noch erklären. „Ich weiß doch auch nicht, was los ist“, sagte sie aufgebracht und sprang auf. „Sie haben doch deutlich klar gemacht, was sie nicht wollen und jetzt sagen Sie solche Dinge. Ich weiß nur, dass ich völlig verwirrt bin und Sachen mache, die ich nicht tun sollte. Es tut mir leid.“ Damit drehte sie sich um und verließ sein Zimmer. Das sollte so nicht enden, aber irgendwie musste sie gerade flüchten. Es war alles so anders und merkwürdig.

„Ich weiß doch auch nicht, was los ist. Sie haben doch deutlich klar gemacht, was Sie nicht wollen und jetzt sagen Sie solche Dinge. Ich weiß nur, dass ich völlig verwirrt bin und Sachen mache, die ich nicht tun sollte. Es tut mir leid.“ Er konnte ihr nur noch nachsehen. Die Situation war wirklich mehr als kompliziert und es schien egal zu sein, was er tat, weil er es immer vermasselte. Er hatte gedacht, seine Reaktion wäre eindeutig gewesen, aber scheinbar hatte er sich geirrt. Aber er beschloss, sie jetzt nicht zu bedrängen. Das wäre vermutlich nicht richtig. Seufzend verzog er sich deshalb in sein Zimmer.

Sie hatte sich in ihr Zimmer verzogen und einfach versucht, zu schlafen. Was machte sie bloß für einen Unsinn? Hatte sie sich etwa in den Trainer verliebt? Das durfte sie nicht. Auch wenn sie mit Caro darüber gesprochen hatte. Ihre Beziehung wäre unmoralisch und hatte er nicht auch eine Freundin? Es war alles so kompliziert. So saß sie am Nachmittag auch noch in ihrer langen Schlafanzughose und ihrem Top auf dem Bett und starrte ins Leere. Das war alles nicht richtig. Eigentlich sollte sie jetzt mit ihm und Caro über das Training sprechen. Aber es ging einfach nicht. Dieser Kuss stand zwischen ihnen. Wieso hatte sie ihn auch küssen müssen?

Er hatte sich den Kopf über alles zerbrochen und doch keine Lösung gefunden. Er musste sich eingestehen, dass Frau Sommer…Julia ihm nicht gleichgültig war. Aber er verstand sie nicht. Einerseits schien sie seine Nähe zu suchen und dann lehnte sie ihn so entschieden ab. Hatte sie wirklich nur Angst? Es wäre verständlich und doch hatte er geglaubt, ihr die mit seinen Gesten genommen zu haben. Er seufzte. So brachte das alles nicht. Außerdem wartete die Arbeit auf ihn. Irritiert stellte er fest, dass nur Frau Kramer bei der Sitzung war. Und immer wieder schweiften seine Gedanken zu der jungen Frau, die sich so in seinen Kopf geschlichen hatte. Er würde auf jeden Fall noch einmal mit ihr reden müssen. Deshalb suchte er sie auch im Anschluss an das Gespräch direkt auf. Vor dem Haus fielen ihm die vielen Blumen und Sträucher auf und einem inneren Impuls folgend, pflückte er eine von ihnen und stand kurz darauf vor ihrer Tür. Leise klopfte er an.