Mr. Wet-Look

„Sie können mir ruhig die Wahrheit sagen. Ich werde Sie deswegen nicht verurteilen. Manchmal werfen einen Kleinigkeiten schon aus der Bahn.“ Sie spannte sich an. Seit wann hatten Männer solche Stimmungsschwankungen? Erst war der Trainer so überaus nett zu ihr, dann herrschte er sie an und jetzt zeigte er Mitgefühl. Die Gedanken in ihrem Kopf rasten und er verwirrte sie. Aber wenn er eh schon ahnte, dass sie ihm nicht die Wahrheit sagte, konnte sie ihn auch ansehen. „Ich habe einfach nicht damit gerechnet, dass Sie so…kalt sein würden.“ Mehr durfte sie nicht sagen. Sie wusste, dass sie sonst viel zu viel von sich preisgeben würde. „Ich habe nicht gedacht, dass Sie sich von Kleinigkeiten aus der Bahn werfen lassen. Sie wirken immer so ruhig.“

„Ich habe einfach nicht damit gerechnet, dass Sie so…kalt sein würden.“ Er ballte seine Hand zur Faust und wandte den Blick ab. Kälte war genau die passende Beschreibung für das, was er gerade fühlte. Aber sie hatte tatsächlich zugegeben, dass sie wegen ihm geweint hatte. „Ich habe nicht gedacht, dass Sie sich von Kleinigkeiten aus der Bahn werfen lassen. Sie wirken immer so ruhig.“ Er seufzte leise und rutschte ein Stück näher zu ihr. Vorsichtig legte er einen Arm um sie. „Ich wollte Sie niemals verletzen.“ Es tat ihm wirklich leid. So war er normalerweise nicht. „Mich werfen auch keine Kleinigkeiten aus der Bahn.“ Er wusste nicht, wie er noch mehr sagen sollte. Schließlich wollte er sich ihr auch nicht aufdrängen.

Sie zuckte erschrocken zusammen, als sie sah, wie er seine Hand ballte. Wenn sie jetzt wieder etwas falsch gemacht hatte…Doch dann rutschte er zu ihr und legte einen Arm um sie. Überrascht sah sie ihn an. Was wurde das denn jetzt? Aber auch wenn sie Angst hatte, sich ihm jetzt noch viel mehr verraten zu können, genoss sie die Nähe. Denn sie wusste, dass es solche Situationen nicht oft geben würde und auch das hier schon eine Ausnahme war. „Ich wollte Sie niemals verletzen.“ Diese Worte sorgten dafür, dass sie sich an seine Schulter lehnte. Das war der Mann, den sie kennengelernt hatte. Doch als sie merkte, was sie tat, zog sie sich sofort wieder zurück. Sie würde sich beherrschen können. „Mich werfen auch keine Kleinigkeiten aus der Bahn.“ Irritiert runzelte sie die Stirn. Aber das hatte er doch eben gesagt. Oder hatte er nicht sich selbst gemeint? Eigentlich war es auch egal. „Ich weiß, wir kennen uns quasi gar nicht und ich renne Sie grundsätzlich nur um, aber…wenn Sie reden wollen…“ Sie sprach nicht weiter, weil sie eh schon das Gefühl hatte, zu weit zu gehen.

Als sie sich an seine Schulter lehnte, lächelte er. Sie war wirklich eine reizende junge Dame und alleine dafür, dass er das gerade dachte, sollte er sich schämen. Doch sie hatte irgendeine Wirkung auf ihn, die ihn für einen kurzen Moment die Probleme mit seiner Frau vergessen ließ. „Ich weiß, wir kennen uns quasi gar nicht und ich renne Sie grundsätzlich nur um, aber…wenn Sie reden wollen…“ Er schüttelte den Kopf und strich einmal sanft über ihren Arm. „Sie haben sicher genug eigene Belange, um die Sie sich kümmern müssen. Meine würden sie nur zusätzlich belasten.“ Nicht einmal Jogi hatte er sich seiner Trennung bezüglich anvertraut. Wie könnte er sich einer so jungen Frau aufdrängen? Das erschien ihm einfach falsch.

Sie bekam eine Gänsehaut und hoffte, dass er es nicht merken würde. Aber dass er ihr über den Arm streichen würde…das war so überraschend gekommen und hatte sich außerdem viel zu gut angefühlt. „Sie haben sicher genug eigene Belange, um die Sie sich kümmern müssen. Meine würden Sie nur zusätzlich belasten.“ Sie lächelte ihn vorsichtig an. „Ich kann verstehen, dass Sie nicht mit mir reden wollen und bin Ihnen auch bestimmt nicht böse.“ Das musste er einfach wissen. Aber trotzdem galt ihr Angebot immer noch, auch wenn er es abgelehnt hatte. „Aber falls doch…Sie wissen ja, wo mein Zimmer ist.“ Sie wurde rot. Natürlich hatte sie das nicht gemeint, aber ihr Kopf lieferte ihr gerade eine völlig andere Situation, auf die man diese Worte auch anwenden konnte und sie betete, dass er nicht auf ihre plötzliche Verlegenheit eingehen würde.

„Ich kann verstehen, dass Sie nicht mit mir reden wollen und bin Ihnen auch bestimmt nicht böse. Aber falls doch…Sie wissen ja, wo mein Zimmer ist.“ Lächelnd sah er sie an. Sie wollte ihm wirklich helfen, aber das konnte sie gerade einfach nicht. Doch ein wenig irritiert war er schon, als er ihre Verlegenheit bemerkte. Vermutlich war er selber nur so verwirrt, dass er Dinge falsch einschätzte. „Danke für das Angebot. Wenn es Probleme gibt, die nicht gerade ich verursache, können Sie sich ebenfalls gerne melden.“ Er nahm seinen Arm von ihrer Schulter und machte sich dann auf den Weg zurück in sein Zimmer. Wieder setzte er sich auf seinen Schreibtischstuhl und vergrub sein Gesicht in seinen Händen. Was sein Unterbewusstsein ihm gerade vermitteln wollte, war definitiv nicht gut. Sie konnte ihn nicht so sehr ablenken. Es war die Trennung, die ihm zusetzte und nichts anderes. Er wollte das alles nur noch vergessen. Unsicher warf er einen Blick zu seinen Koffer. Er trank nicht. Manchmal entspannte es ihn bloß, wenn er hin und wieder einen Schluck Alkohol hatte. „Vergiss sie“, rief er sich selbst zur Ordnung und holte die Flasche. Schon nach dem ersten Schluck schüttelte es ihn. Immer wieder hatte er über dem Tag verteilt etwas getrunken. Sie hatten alle frei, deswegen fiel es niemandem auf. Doch am Abend konnte er die Wirkung nicht mehr leugnen und auch die leere Flasche vor ihm deutete auf nichts anderes hin. In seinem Kopf drehte sich alles und er beobachtete einfach nur den dunklen Himmel.

„Danke für das Angebot. Wenn es Probleme gibt, die nicht gerade ich verursache, können Sie sich ebenfalls gerne melden.“ Sie sah ihm entgeistert nach. Sie verstand nichts mehr. Aber sie konnte sich ihm nicht aufdrängen. Deshalb stand sie ebenfalls auf und ging in den Bungalow zurück. Arbeit konnte sie immer ablenken und deshalb wunderte es sie nicht, dass es schon dunkel war, als sie von ihrem Laptop aufsah. Sofort bemerkte sie, dass gegenüber noch Licht brannte. Scheinbar war auch der Trainer noch wach. Sie seufzte. Es war alles komplett verworren. Und doch merkte sie, dass sie keine Ruhe hätte, wenn sie nicht den Grund für seine Niedergeschlagenheit wüsste. Deshalb verließ sie leise ihr Zimmer und stand kurz darauf vor seinem. Mit der Ausrede, dem Trainer etwas bringen zu wollen, hatte der Manager sie hereingelassen. Sie atmete tief durch und klopfte einfach an.

Er hatte einige verschwommene Sterne am Himmel entdeckt. Seit wann bewegten die sich denn so stark? Er blinzelte und hörte dann ein Klopfen. Es war frei. Wer störte denn jetzt noch? Langsam stand er auf und lehnte sich einen Moment gegen den Tisch. Er war nur ein bisschen angetrunken. Nicht mehr. Dann ging er zur Tür und griff das erste Mal neben die Klinke. „Verdammt“, zischte er leise und öffnete dann die Tür. Als er seine Angestellte entdeckte, seufzte er innerlich. Wieso entdeckte sie ihn immer, wenn er gerade nicht umgänglich war? Er lehnte sich gegen den Türrahmen und sah sie abwartend an. „Was gibt es denn?“ Er musste sich wirklich zusammenreißen, damit er nicht taumelte. Außerdem waren da wieder viel zu viele Gedanken über die junge Frau in seinem Kopf. Er kniff kurz die Augen zusammen. Das ging nicht. Auch wenn ihm irgendwas in ihm etwas ganz anderes vermitteln wollte.

„Verdammt.“ Sie runzelte die Stirn. Störte sie ihn etwa bei irgendetwas? Das würde das Licht erklären, aber andererseits war es spät und er würde bestimmt nicht mehr arbeiten. Als er ihr dann doch öffnete, war sie erleichtert. Zumindest so lange, bis sie ihn ansah. „Was gibt es denn?“ Zu einem anderen Zeitpunkt hätte sie vermutlich nicht die Augen von ihm abwenden können, weil er am Türrahmen lehnte, aber jetzt schlug ihr der Geruch von Alkohol entgegen. „Herr Flick“, sprach sie ihn bestürzt an und betrat das Zimmer. Sofort entdeckte sie die Flasche auf dem Schreibtisch. Innerlich verdrehte sie die Augen und sie hatte tausend Dinge im Kopf, die sie ihm sagen wollte, aber irgendwie wirkte er so hilflos, dass sie es nicht übers Herz brachte. Deshalb legte sie ihm eine Hand auf den Arm und sah bestimmt an. „Ich glaube, wir sollten uns hinsetzen.“ Sie wartete nur kurz, ob er etwas einwenden würde und setzte sich schließlich neben ihn auf das Sofa. „Auch bei größeren Kleinigkeiten muss man nicht so eine Flasche im Alleingang leeren.“

„Herr Flick.“ Er seufzte leise, als sie an ihm vorbei lief. Langsam drehte er sich um und sah, dass sie wohl seine Flasche entdeckt hatte. Doch als sie dann wieder vor ihm stand und ihn ziemlich energisch ansah, konnte er überhaupt nichts mehr einschätzen. „Ich glaube, wir sollten uns setzen.“ Er nickte. Langsam ging er zum Sofa und fiel mehr darauf, als dass er sich setzte. „Auch bei größeren Kleinigkeiten muss man nicht so eine Flasche im Alleingang leeren.“ Ihr Verhalten gefiel ihm gerade überhaupt nicht. Was bildete sie sich ein? Sie kannte ihn doch gar nicht. „Und warum glauben Sie, dass sie über mich urteilen können?“ Er war wieder lauter geworden und wollte es doch eigentlich nicht tun. „Wenn ich so viel trinken will, dann ist das ganz alleine meine Entscheidung.“ Außerdem hatte er so zumindest für ein paar Stunden den ganzen Stress vergessen können.

Sie schüttelte den Kopf. Er hatte eindeutig zu viel getrunken. „Und warum glauben Sie, dass Sie über mich urteilen können?“ Sie zuckte zusammen. Wenn sie betrunken war, konnte sie nicht mehr so energisch reden. Und vor allem nicht so laut werden. „Wenn ich so viel trinken will, dann ist das ganz alleine meine Entscheidung.“ Ihr Blick wurde finster. „So langsam reicht es. Ich habe etwas gegen Doppelmoral. Ihren Spielern predigen Sie, dass sie sich bewusst ernähren sollen, weil das ja so wichtig ist und insgeheim ist Ihnen selbst das scheinbar völlig egal.“ Sie schüttelte den Kopf. „Ich verstehe Sie wirklich nicht mehr. Anscheinend hatte ich Recht, als ich heute gedacht habe, dass Sie beim unserem…Zusammentreffen…Ihr wahres Gesicht gezeigt haben.“ Allein die Worte auszusprechen, schmerzte. Aber sie durfte keine Schwäche zeigen. „Vermutlich haben Sie mir den sympathischen Chef nur vorgespielt, damit ich brav meine Arbeit mache und gar nicht erst darüber nachdenke, wegen irgendetwas Kritik zu üben.“ Sie stand auf und sah auf ihn herab. „Sie lassen niemanden an sich heran. Ich habe Ihnen angeboten, mit mir zu reden und ich wollte mich nur erkundigen, wie es Ihnen geht. Aber scheinbar ist Ihnen das ja eh völlig egal.“ Sie drehte sich um und ging zum Fenster. Wenigstens einmal wollte sie den Ausblick sehen, den er aus seinem Zimmer hatte. Als sie das Licht gegenüber sah, schluckte sie. Sie wusste, dass sie für diesen Ausraster ihre Koffer packen konnte. „Ich hatte wirklich ein vollkommen falsches Bild von Ihnen, Herr Flick.“ Traurig wandte sie den Blick ab und ging zur Tür.

„So langsam reicht es. Ich habe etwas gegen Doppelmoral. Ihren Spielern predigen Sie, dass sie sich bewusst ernähren sollen, weil das ja so wichtig ist und insgeheim ist Ihnen selbst das scheinbar völlig egal.“ Erschrocken sah er sie an. So hatte er sie noch nie erlebt und doch imponierte es ihm ein bisschen, dass sie ihm widersprach. „Ich verstehe Sie wirklich nicht mehr. Anscheinend hatte ich Recht, als ich heute gedacht habe, dass Sie beim unserem…Zusammentreffen…Ihr wahres Gesicht gezeigt haben.“ Ihre Worte trafen ihn mehr als sie es sollten. Das war sicher nicht sein wahres Ich. Aber jetzt sah er, was er mit seinem Verhalten anrichtete. „Vermutlich haben Sie mir den sympathischen Chef nur vorgespielt, damit ich brav meine Arbeit mache und gar nicht erst darüber nachdenke, wegen irgendetwas Kritik zu üben.“ Das war jetzt aber wirklich absurd. Er hatte ihr nie etwas vorgespielt bis auf seine Verhalten ihr gegenüber in den letzten Tagen. „Sie lassen niemanden an sich heran. Ich habe Ihnen angeboten, mit mir zu reden und ich wollte mich nur erkundigen, wie es Ihnen geht. Aber scheinbar ist Ihnen das ja eh völlig egal.“ Als sie aufstand, musste er schlucken. Ihre Worte waren unfair und sie verletzten ihn. Vermutlich fühlte sie sich nicht anders. „Ich hatte wirklich ein vollkommen falsches Bild von Ihnen, Herr Flick.“ Das konnte er allerdings wirklich nicht so stehen lassen. Er würde alles nur noch schlimmer machen, aber er musste etwas tun. Deswegen folgte er ihr schnell, drehte sie um und drängte sie gegen die geschlossene Tür. Einen Moment sah er sie an und der ganze Schmerz der letzten Tage spiegelte sich in seinen Augen wieder. „Sie haben keine Ahnung, was ich durchmachen musste“, flüsterte er und küsste sie dann einfach. Er hatte nie gedacht, dass sich ein so verzweifelter Kuss so schön anfühlen würde. Ohne auf ihre Reaktion zu achten, legte er seine Arme um sie und zog sie noch enger an sich. Sie hatte in ihm gelesen wie in einem offenen Buch und dann die falschen Schlüsse gezogen. Jetzt wollte er ihr zeigen, wie er wirklich sein konnte.

Ein kleiner Teil in ihr hatte gehofft, dass er sie aufhalten würde. Aber nichts passierte. Deshalb legte sie ihre Hand an den Griff und drückten ihn herunter. Doch dann wurde die Tür wieder zugedrückt und im nächsten Moment drängte sie jemand dagegen. Ihre Augen weiteten sich vor Schreck, weil sie ihn nicht hatte kommen hören. „Was machen Sie denn da?“ Auch ihr Atem ging schneller und sie konnte sich nicht bewegen. Er war so nah bei ihr, dass sie plötzlich allen Schmerz in seinem Gesicht sehen konnte. „Sie haben keine Ahnung, was ich durchmachen musste.“ Sie war trotz allem erleichtert. Dann würde er sich vielleicht doch öffnen und mit ihr reden. Und dann würden sie… Sie vergaß, was sie tun würden, weil im nächsten Moment seine Lippen auf ihren lagen und sie seine Verzweiflung nicht nur in seinen Augen sehen, sondern auch spüren konnte. Das war falsch. Sie würde es bereuen und er sowieso. Doch als sie ihre Hände auf seine Brust legte, um ihn zurückzuschieben, zog er sie nur enger an sich. Er wusste nicht, was er da tat und sie würde daran zerbrechen. Und doch konnte sie sich seiner Anziehung nicht entziehen. Sie ließ ihre Hände über seine Brust gleiten, bis sie sie hinter seinem Nacken verschränkte und ihn noch enger an sich zog. Sie wusste, dass es ein Fehler war und doch war es der schönste Fehler, den sie je begangen hatte.

Er hatte schon fast damit gerechnet, dass sie ihn von sich stoßen würde. Aber es passierte nichts. Stattdessen strich sie über seine Brust und erwiderte den Kuss. Ein undefinierbares Kribbeln machte sich in ihm breit und er wollte noch viel mehr von diesen Gefühlen haben, die den ganzen Schmerz einfach verdrängten. Als sie ihn näher zu sich zog, drängte er sie noch enger gegen die Tür. Er spürte ihren Körper, gegen den er sich selbst drängte und er konnte kaum glauben, was er tat. Aber eigentlich war es ihm ziemlich egal. Sie bescherte ihm Gefühle, die seine Frau ihm schon seit längerem verweigerte und sie war jetzt für ihn da, wenn es ihm wirklich schlecht ging. Sie schien ihn zu verstehen und das alles verstand er trotz des Alkohols. Anscheinend schickte dieser klare Gedanken. Er ließ erst von ihr ab, als ihm die Luft ausging und sah sie dann atemlos an. Sie hatte so schöne blaue Augen. Das war ihm zuvor nie so bewusst aufgefallen. Sanft strich er mit einer Hand über ihre Wange. „Ich wollte Sie nie so schlecht behandeln.“

Sie erkannte sich selbst nicht wieder. Unter normalen Umständen hätte sie sich nie auf das hier eingelassen. Aber der Kuss ließ die Schmetterlinge in ihrem Bauch fliegen und sie dachte nicht mehr darüber nach, wie es danach weitergehen würde. Als er sich noch weiter an sie drängte, seufzte sie leise in den Kuss. Wie konnte er so gut küssen? Ihr Körper war eine einzige Gänsehaut und ihr Herz raste. Als er sich schließlich von ihr löste, sah sie ihn atemlos an. Sie wusste, dass ihre Wangen gerötet waren und doch war es ihr egal. Er war schuld daran und dieses Mal nicht, weil sie in irgendein Fettnäpfchen getreten war. „Ich wollte Sie nie so schlecht behandeln.“ Sie stellte erleichtert fest, dass auch sein Atem schneller ging. Vorsichtig schmiegte sich ein Stück in die Berührung an ihrer Wange. „Und ich wollte Sie nie so anfahren“, murmelte sie und sah ihn entschuldigend an, während sie ihre Hand ebenfalls sanft an seine Wange legte. „Wir haben wohl beide überreagiert.“

Er strich erneut über ihre Wange und ihm entgingen ihre geröteten Wangen nicht. Dass er dafür verantwortlich war, gab ihm ein gutes Gefühl. „Und ich wollte Sie nie so anfahren.“ Er lächelte sanft, als sie über seine Wange strich. Das fühlte sich wirklich schön an. „Wir haben wohl beide überreagiert.“ Da hatte sie Recht und eigentlich taten sie es jetzt auch noch. Doch wollte er das nicht mit ihr diskutieren, wenn er nicht bei klarem Verstand war. Deswegen zog er sie vorsichtig mit zum Bett und setzte sich mit ihr darauf. Was sie gerade von ihm dachte was er für Absichten hatte, war ihm gerade nicht so wichtig. Er legte eine Hand an ihre Wange und beugte sich wieder zu ihr, um sie zu küssen.

Ihr wurde warm, als er sie anlächelte. Sie wollte nicht, dass er so distanziert zu ihr war, sondern sie so warm anlächelte wie jetzt. Aber was sollte sie tun? Sie wollte ihn nicht alleine lassen, weil es ihm schlecht ging und sie immer noch nicht wusste, was ihn belastete. Und doch wollte sie sich nicht aufdrängen. Als er ihr die Entscheidung abnahm und sie mit sich zog, war sie erleichtert. Doch dann fand sie sich auf seinem Bett wieder und hielt den Atem an. Das ging jetzt wirklich schnell. Zu schnell. Doch ehe sie etwas sagen konnte, hinderte er sie mit einem Kuss daran. Und wieder erlag sie ihm und erwiderte den Kuss sanft. Doch dieses Mal behielt sie ihre Konzentration und zog sich vorsichtig zurück. „Herr Flick, was…was wird das hier?“ Sie sah ihn unsicher an. Er überforderte sie gerade einfach mit allem.

Sie ließ sich nicht auf ihn ein, sondern zog sich zurück. Fragend sah er sie an. Hatte er jetzt doch etwas falsch gemacht? Dass es an ihm liegen könnte, schloss er aus bzw. sein Kopf wollte es gerade einfach nicht begreifen. „Herr Flick, was…was wird das hier?“ Dann schätzte sie ihn doch falsch ein. Trotzdem zog er sie einfach auf seinen Schoß und hielt sie fest. „Ich werde Sie nicht verletzen. Das habe ich gesagt.“ Er könnte sie niemals zu etwas zwingen. „Außerdem war das nicht meine Absicht.“ Er hatte wirklich nicht daran gedacht, jetzt mit ihr zu schlafen. Dafür hatte er dann doch noch genug Gehirnzellen übrig. Der Rest war allerdings Grauzone. Deswegen hauchte er ihr jetzt nur einen kurzen Kuss auf die Lippen.

Immer noch verunsichert ließ sie sich auf seinen Schoß ziehen. Das half ihr nicht dabei, die Situation zu verstehen. Und wer wusste, was er tun würde, wenn er getrunken hatte. „Ich werde Sie nicht verletzen. Das habe ich gesagt. Außerdem war das nicht meine Absicht.“ In ihr machte sich Erleichterung breit. Dieses Mal hatte sie ihn wirklich falsch eingeschätzt. Aber sie kannten sich wohl wirklich noch nicht lange genug, dass sie sich ein richtiges Bild von ihm hatte machen können. „Danke“, hauchte sie, als er sich zu ihr beugte. Aber der Kuss hätte auch ruhig länger dauern können und dieser Gedanke beschämte sie. Sie war nicht so, aber er stellte alles auf den Kopf. Aber wenn er sie schon zweimal küsste, durfte sie das auch mindestens einmal tun. Vorsichtig legte sie ihre Hand an seine Wange und wartete auf eine Reaktion. Als er sie nicht von ihrem Handeln abhielt, beugte sie sich langsam vor und küsste ihn schließlich sanft.

„Danke.“ Das war wirklich nicht nötig gewesen, aber er nahm es lächelnd zur Kenntnis. Als sie ihn berührte, ließ er sie machen. Er war gespannt, was sie tun würde und dass sie ihn dann küsste, war einfach nur schön. Vorsichtig zog er sie noch enger an sich und rutschte mit ihr weiter auf das Bett. Er richtete das Kissen auf, lehnte sich an und hielt sie in seinen Armen. Auch wenn er ein wenig angetrunken war, achtete er noch auf ihre Reaktionen. Er würde ihr nicht wehtun, auch wenn er ihr gerade nur nah sein wollte. Sie sollte es auch wollen. Irgendwann löste er sich von ihren Lippen. Er verspürte Müdigkeit, aber dieser Moment sollte jetzt nicht enden. Also zog er sie wieder zu sich und küsste sie.

Als er es sich bequemer machte, folgte sie ihm und lehnte sich an ihn. Sie hatte keine Angst, dass er sie bedrängen würde, nachdem er ihr das versprochen hatte. Und seine Nähe mochte sie gerade viel zu sehr, als dass sie sie aufgeben wollte. Jeder Kuss, den sie sich schenkten, schien schöner als der vorherige zu sein. Und auch wenn sie nicht wusste, was da jetzt zwischen ihnen war, wusste sie eines ganz genau. Sie wollte heute Nacht nicht alleine in ihrem Bett liegen und von diesem Abend träumen. „Herr Flick?“, murmelte sie und sah ihn an. Selbst im schwach erleuchteten Zimmer konnte sie immer noch die Farbe seiner Augen erkennen. „Ich…“ Sie atmete tief durch und nahm ihren ganzen Mut zusammen. „Haben Sie etwas dagegen, wenn…darf ich…heute Nacht…hier schlafen?“ Sie biss sich auf die Zunge und wartete angespannt auf eine Antwort.

Die Zeit schien stehen zu bleiben und er vergaß alles um sich herum. Sie vernebelte seine Sinne und er wusste kaum noch wo oben und unten war. Doch schließlich holte sie ihn zurück in die Realität. „Herr Flick?“ Er erwiderte ihren Blick und doch fiel es ihm jetzt schon deutlich schwerer, weil der Alkohol ihn müde machte. „Ich…“ Fragend sah er sie an. Was wollte sie denn sagen? „Haben Sie etwas dagegen, wenn…darf ich…heute Nacht…hier schlafen?“ Er brauchte einen Moment, um zu verstehen, warum sie das sagte und trotzdem zuvor beinahe vor seiner Nähe geflüchtet war. Doch richtig kam die Botschaft dann doch nicht an. Gerade war das auch vollkommen unwichtig. Sie wollte bei ihm bleiben und das konnte sie gerne. Er schob sie ein Stück von sich und ging zum Schrank. Höflich wollte er dann doch noch sein. In Jeans konnte sie wohl kaum schlafen. Aber auch er hatte sich noch nicht umgezogen. Na das würde noch lustig werden. Schließlich fand er aber zumindest ein Shirt für sie. Er drehte sich zu ihr und hielt es ihr hin. „Geht das? Oder wollen Sie so schlafen?“

Als er sie von sich schob, begann ihre Unterlippe beben und ihr Herz zog sich zusammen. Sie hätte sich keine Hoffnungen machen dürfen und trotzdem wäre es schön gewesen. Gerade wollte sie ebenfalls aufstehen, um in ihr Zimmer zu gehen, da stand er mit einem Shirt in der Hand vor ihr. „Geht das? Oder wollen Sie so schlafen?“ Sofort entspannte sich ihr Körper und sie lächelte. Sie musste lernen, nicht sofort alles negativ zu sehen. „Ich glaube, das geht wunderbar“, antwortete sie und ging zu ihm. Als sie ihm das Shirt abnahm, streiften sich ihre Hände und ein Kribbeln breitete sich aus. Der Abend würde unvergesslich bleiben. „Ich verschwinde mal kurz“, murmelte sie und schloss dann die Badezimmertür hinter sich. Ihr Verhältnis war angespannt. Sie waren sich näher gewesen als sie sollten und doch war er immer noch ihr Chef. Unschlüssig sah sie sich im Spiegel an. „Caro, was machst du nur?“, fragte sie sich leise und schüttelte den Kopf. Und wie sie das alles Steffi und Julia erklären sollte, war ihr auch noch ein Rätsel. Aber das verdrängte sie. Heute Abend wollte sie einfach nur genießen und jeden Augenblick festhalten. Zögernd öffnete sie die Tür und spähte ins Zimmer.

„Ich glaube, das geht wunderbar.“ Er nickte zufrieden. Dann hatte er heute wenigstens etwas richtig gemacht. „Ich verschwinde mal kurz.“ Er sah ihr nach und seufzte leise. Was tat er hier? Aber nichts sagte ihm, dass etwas falsch war. Deswegen verdrängte er diese Gedanken und versuchte sich umzuziehen. Die Hose ging, aber als er sein Hemd auszog und sich ein Shirt überstreifen würde, verlor er kurz die Orientierung. Letztendlich saß er aber doch in Shirt und Jogginghose auf dem Bett. Zögernd betrat Frau Kramer das Zimmer. Er versuchte nicht auf ihre Beine zu sehen. Das war unhöflich. Nur einen kurzen Blick ließ er dorthin streifen und sah ihr dann sofort wieder in die Augen. Als sie zu ihm kam, streckte er eine Hand nach ihr aus und zog sie zu sich. Vorsichtig ließ er sich in die Kissen sinken und wartete darauf, dass sie ihm folgte. Danach deckte er sie beide zu und legte seine Arme um sie.

Sein Blick entging ihr nicht. Aber sie sagte nichts dazu. Irgendwie schmeichelte es ihr ja auch. Außerdem rechnete sie es ihm hoch an, dass er wieder in ihr Gesicht sah. Schwach lächelnd tapste sie weiter durch das Zimmer, bis sie wieder am Bett stand. „Da bin ich“, murmelte sie, um die Stille zu durchbrechen. Als sie nebeneinander im Bett lagen, atmete sie tief durch. Es war merkwürdig, aber schön. Und deshalb vertraute sie einfach auf ihr Gefühl. Bevor sie sich auf die Seite drehte, hauchte sie ihm einen leichten Kuss auf die Wange. „Gute Nacht.“ Viel zu schnell war sie eingeschlafen. Sie träumte nichts, spürte aber immer seine Arme, die sie festhielten. Doch irgendwann wurde sie wach, weil sie das Zimmer erleuchtet wurde. Erschrocken schlug sie die Augen auf und starrte zum Fenster. Der Donner ließ nicht lange auf sich warten. Ein Gewitter…Bei den Temperaturen hier in Brasilien wohl kein Wunder. Sie sah zur Seite. Herr Flick schlief tief und fest. Ohne ihn zu wecken, rutschte sie näher zu ihm. Vielleicht würde sie so wieder einschlafen und das Gewitter verdrängen können.