Woody & Timon

Ende 2011

Roman saß nach dem Training in der Kabine - irgendetwas war anders als sonst. Sie hatten das letzte Hinrundenspiel gestern gegen Mainz gewonnen. Heute war das letzte Training vor den zwei Wochenurlaub. Aber es war nicht wie sonst. Er hatte das Gefühl, dass irgendetwas in der Luft lag. Roman war der erste in der Kabine gewesen, die anderen Spieler mussten noch Autogramme schreiben. Er zuckte zusammen, als die Tür aufging und ein paar Jungs rein kamen. Er war in Gedanken gewesen. Aber woran dachte er?

Nach dem Training unterhielt sich Marco noch mit ein paar Mannschaftskollegen und gab einigen Fans Autogramme. Er hatte mittlerweile wirklich gute Freunde in der Mannschaft gefunden.. doch einer fehlte.
"Hey wo ist Roman?" fragte er in die Runde und erhielt nur Schultern zucken. Fragend schaute sich Marco um. Roman war nirgends zu finden.
Nachdem alle Fans mit Autogrammen versorgt waren, ging er mit einigen Jungs in die Kabine. Dort fand er endlich Roman. Er sah irgendwie nicht glücklich aus. Marco wartete bis die Jungs duschen waren und setzte sich dann neben Roman.
"Hey was ist los?" fragte er besorgt und schaute ihn an.

Marco ließ sich neben Roman auf seinen Platz nieder und wollte wissen, was los war.
"Keine Ahnung, merkst du das nicht? Irgendetwas ist anders als sonst", meinte Roman und zuckte mit den Schultern. Er wusste nicht, was anders war, aber er spürte es deutlich, dass etwas anders war.
Hilfesuchend sah er Marco an. Vielleicht hatte er ja eine Ahnung, was hier los war.

"Keine Ahnung, merkst du das nicht? Irgendetwas ist anders als sonst", meinte Roman und zuckte mit den Schultern und schaute Marco hilfesuchend an. Dieser seufzte. "Oh man Roman. Wenn du es nicht weißt dann weiß ich es auch nicht. Im Moment fühlt sich das alles hier nur noch falsch an. Keine Ahnung woran es liegen könnte" sagte Marco und schaute auf den Boden.

Dass sich alles falsch anfühlte nicht mal, zumindest empfand Roman das nicht so. Es war nur halt anders, aber nicht falsch.
Roman sah seinen besten Freund von der Seite an. Er war glücklich, dass Marco da war. Marco hatte Roman bei so vielen Sachen in letzter Zeit geholfen. Und auch Roman Marco. Sie waren nun mal Woddy und Timon - das unschlagbare Team.
"Es fühlt sich nicht falsch an... es ist irgendwie ... komisch, verstehst du?", fragte Roman leise. Er wollte nicht, dass einer der Jungs das mitbekamen, die sich hier in der Kabine aufhielten.

Marco schwieg eine Weile. "Es ist mehr als komisch" sagte er leise und schwieg wieder. "Hast du mir vielleicht irgendwas zu sagen?" fragte Marco dann plötzlich. Er hatte Angst vor der Antwort und schaute Roman erwartungsvoll an.

"Eigentlich nicht. Ich weiß nicht, für mich fühlt es sich komisch an hier so rum zu sitzen, während mein Vertrag Ende der Saison ausläuft... Das fühlt sich scheiße an, nicht zu wissen, was als nächstes passiert", flüsterte Roman schon fast und starrte stur auf den Boden vor sich. Das war eigentlich sein größtes Problem. Er wusste nicht, was ihn ab dem Sommer erwartete.

Marco seufzte. Dieser Gedanke dass er ab Sommer seinen besten Freund verlieren könnte machte ihn fertig. "Jetzt mach dir keinen Kopf! Du bist ein verdammt guter Fußballer und alle Vereine wären blöd wenn sie die Chance, dich ins Team zuholen, verpassen würden!" machte Marco Roman Mut und lächelte ihn an.

"Hannover hat schon angefragt und wenn ich ehrlich bin, ist das kein schlechtes Angebot. Auch Schalke gibt mir ne Möglichkeit... Aber ich , ich weiß einfach nicht. Ich würde am liebsten hier verlängern. Aber bisher schien es nicht so, als wolle hier irgendeiner mich weiter halten."
Die Worte platzten förmlich aus Roman raus. Er hatte zu lange geschwiegen. Er hatte sich lang genug fehl am Platz gefühlt. Am liebsten würde er verlängern, wirklich.

Marco schluckte. Sagte Roman da gerade wirklich das Schalke bei ihm angefragt hatte? "Sag mal wollen wir vielleicht noch ein paar Runden laufen gehen?" schlug Marco vor schaute sich um. "die Jungs werden gleich fertig sein mit duschen" setzte er fort. Da gabs nämlich noch etwas, was auch Roman wissen sollte.

Roman zuckte mit den Schultern. Er nahm seine Laufschuhe aus dem Schrank und zog sie sich an. "Na dann komm auch", meinte Roman und deutete auf die Tür. Ein paar Runden ums Stadion würden schon nicht schaden. Wer wusste schon, wie lang er diesen Anblick noch genießen konnte.

Roman nahm Marco's Vorschlag sofort an und nahm seine Laufschuhe. Marco's Herz schlug währenddessen schneller. Jetzt würde der Moment sein wo er Roman die Wahrheit sagen muss.
"Ich muss dir noch was sagen" stotterte Marco los, als sie auf dem Weg nach draußen waren.

Sie hatten die Fans durchquert und eine merkwürdige Blicke bekommen. Roman setzte zum Joggen an und sah Marco an. "Na los, sonst platzt doch alles direkt aus dir heraus", versuchte Roman optimistisch zu klingen. Aber irgendetwas in ihm sagte ihm, dass das heute mal nicht unbedingt erfreulich sein würde.

Marco blieb stehen. "Ich wechsel im Sommer nach Dortmund." platzte es jetzt direkt aus ihm heraus. Irgendwie konnte er gerade in Tränen ausbrechen. Eins war klar, er würde seinen besten Freund definitiv verlieren! "Bis jetzt weiß es noch keiner außer der Vorstand und du.." erzählte Marco weiter und schluckte.

"Was? Dortmund?", stotterte Roman und blieb abrupt stehen. Romans Körper begann zu zittern. Nein, nicht Dortmund. Nicht Gladbach ohne Marco. Nicht - Roman musste sich entscheiden, was er wollte! Fakt war, dass sich alles ändern würde. Er sah auf den Boden, als er ein paar Schritte weiter ging. Er konnte Marco nicht ansehen. Nicht Dortmund. Roman hatte schon stunden und tagelang überlegt, was er machen sollte. Das Angebot von Gladbach lag schon seit Wochen vor ihm, aber es war nicht das, was er sich vorgestellt hatte, aber mehr konnte Gladbach nicht und das wusste er auch. Schalkes Angebot war eigentlich am verlockensten, vor allem, weil er nicht nur an sich und die Entfernung zu Gladbach dachte, sondern weil er an Mona dachte, er wollte sie nicht aus ihrem gerade neu aufgebautem Umfeld reißen.

"Roman" begann Marco leise. "Dortmund ist die Chance! Du weißt wie lange ich von einem Angebot aus Dortmund geträumt habe. Wenn ich dies jetzt ablehne wäre ich richtig dumm!" versuchte Marco ihm klar zumachen und lief ein Stück hinter Roman her. Dortmund war wirklich Marco's Traum. Dort wohnte seine Familie, seine Freunde und Caro! Es war einfach das beste was er machen konnte. Dennoch machte er sich Sorgen um Roman. Wie würde das alles jetzt weitergehen?

"Ich weiß", murmelte Roman kaum hörbar. Marco hatte die beste Saison gespielt, die bisher nur ging. Es war seine Chance. Er war ja auch Publikumsliebling, er würde vermutlich auch noch Zuspruch von den Fans bekommen, wenn er gehen würde. Roman seufzte kaum merklich. "Du schaffst das schon", sagte er mit zittriger Stimme. Es blieb Roman nichts außer zu Schalke zu wechseln. Ohne Woddy wollte er hier nicht bleiben. Auch wenn Schalke und Dortmund vermutlich das Ende der Freundschaft bedeuten würde, aber Roman hoffte, dass diese stark genug war um das alles zu überstehen.

"Ich hätte mit dir vielleicht vor meiner Entscheidung reden sollen" warf sich Marco selbst vor. Wie konnte er denn auch nur glauben das Roman vor Begeisterung explodieren würde? "Wenn ich dir bei deiner Entscheidung helfen darf, wechsel nach Schalke! Sie können ebenfalls eine sehr starke Saison spielen und es wäre das Beste für dich und dein Können! Dort kannst du es so richtig krachen lassen und zeigen dass auch du ein verdammt guter Fußballer bist" sagte er. Zugegeben, Marco fielen diese Worte nicht leicht. Seinen besten Freund bei seinem zukünftigen Revierkonkurrenten.. wo sollte das alles nur enden?

Roman musste bei Marcos Worten grinsen. Er empfand es nicht so, also dass er bei aller liebe gut genug für Schalke war. Auch wenn er es nicht glaubte, aber er hatte Angst, dass Marco das nur sagte, damit sie sich immerhin noch ein paar Mal sehen konnten. Roman nickte nur und begann wieder zu joggen. Er wusste nicht, wie er mit der Situation gerade umgehen sollte, also versuchte er seinen Körper auszupowern um nicht nachdenken zu müssen.

Roman joggte Marco davon. "Jo Roman! Ich ähm.. ich geh duschen. Wir sehen uns später" sagte Marco schnell und verschwand in der Kabine um zu duschen. Er musste sich über seine Worte erstmal klar werden.. er hatte seinen besten Freund gerade dazu überreden wollen zu Schalke zugehen. Wie dumm war Marco eigentlich? Das würde definitiv das Ende für ihre Freundschaft sein!
In der Dusche ließ sich Marco an der kalten Wand auf den Boden sinken. War der Wechsel nach Dortmund wirklich eine so tolle Idee? Langsam vergrub er sein Gesicht in seinen Händen und hasste sich selbst.

04.01.2012

Transfer-Hammer! Reus nach Dortmund
Dortmund statt Gladbach - Reus bleibt Borusse

Roman Neustädter wechselt von Gladbach zu Schalke 04
Neustädter sucht neue Herausforderung – Schalke-Wechsel fix

Roman schluckte, bevor er aus dem Flur die Treppe hoch zu den Fans ging. Es war offiziell. Sie wechselten. Beide. Er wusste, dass ihm Ungewissheit auf Schalke entgegen schlug. Er wusste auch, dass die Gladbacher Fans ihn nicht verstehen würden, aber er wollte nicht hier bleiben - alleine - ohne Marco. Sie waren zusammen gekommen und sie würden zusammen gehen. Eine ganze Rückrunde stand Roman und Marco noch vor ihrem Wechsel bevor. Das Augenmerk lag auf Gladbach, das war klar. Hoffentlich würde das auch funktionieren. Roman holte noch einmal tief Luft und ging dann die ersten Stufen in den Flur. Die kühle Januarluft schlug ihm entgegen, als er die Glastür nach draußen öffnete. Er sah zurück zu der Glastür mit der Raute. Roman hatte dem Verein verdammt viel zu verdanken. Ob es wirklich die richtige Entscheidung war zu wechseln?
Er suchte sich einen Weg zu den Fans. Er gab keine Autogramme oder machte Fotos. Nicht heute. Das konnte heute auch keiner von ihm verlangen. Er saß in seinem Auto, als sich eine kleine Träne den Weg nach draußen bahnte. All die Zweifel, die er hatte, waren so groß, dass er Angst vor der Zeit nach dem Sommer hatte.

Marco öffnete die Tageszeitung. Die Schlagzeile brachte ihn zum schlucken.

Roman Neustädter wechselt von Gladbach zu Schalke 04
Neustädter sucht neue Herausforderung – Schalke-Wechsel fix

Er hatte es also wirklich getan. Roman wird wirklich nach Schalke wechseln. Marco war mit diesem Gedanken ganz und gar nicht glücklich. Kurzerhand beschloss er das Training für heute abzusagen. Den ganzen Tag verkroch er sich in seiner Wohnung. Würde die Freundschaft zwischen Roman und Marco nach dem Sommer entgültig vorbei sein? Bei diesem Gedanken schüttelte er wie wild mit dem Kopf. Das darf einfach nicht passieren!

Roman machte sich Sorgen, dass Marco heute noch gar nicht aufgetaucht war. Dabei hatte er es doch mit ihm abgesprochen es heute offiziell zu machen. Er saß in seinem Auto auf dem Weg nach Hause, als er Marcos Nummer wählte. Hoffentlich würde er dran gehen. Erst, als Roman anhielt stellte er fest, dass er bei aller Liebe nicht zu hause bei sich war, sondern zu Marco gefahren war. Er nahm all seinen Mut zusammen und stellte den Motor ab und stieg aus.

Marco wurde durch das Klingeln seines Handys aus den Gedanken gerissen. Verwirrt schaute er auf und nahm sein Handy. Roman rief an, doch Marco drückte ihn weg. Er wollte jetzt mit keinem reden. Als es dann auch noch an der Tür klingelte, stand er genervt auf und öffnete diese. Er dachte dass da nur wieder irgendwelche kreischenden Fans davorstehen, aber getäuscht hatte er sich. Roman war da.
"Hey komm rein" sagte er und ließ seinen Mannschaftskollegen eintreten.

Roman stand unschlüssig in Marcos Wohnung. "Es tut mir leid", murmelte er leise und sah Marco an. "Es tut mir verdammt leid, aber ich dachte es wäre das beste", flüsterte Roman fast. Er spürte, dass er die Tränen fast nicht mehr zurück halten konnte. Er schluckte. Egal, was Marco sagen würde, aber er sollte reden. Roman machte sich Sorgen um Marco und ihn.