Woody & Timon

Roman bedankte sich noch einmal alleine von den Fans. Marco hatte sich etwas abseits auf den Platz gesetzt und schaute die Fans an.
Roman stand vor den Fans und verbeugte sich vor ihnen. Sie hatten es mehr als verdient gehuldigt zu werden. Roman wank Marco zu sich rüber, als die Fans auch seinen Namen riefen. Die Beiden standen auf dem Platz und die Fans holten die ersten Bangalos raus, als die Anderen noch einmal aus der Kabine kamen um sich für diese Saison zu verabschieden. Noch einmal stellten sich die Jungs in eine Reihe auf und machten die Welle mit den Fans. Marc (ter Stegen) löste sich aus der Mannschaft und kletterte den Zaun zu den Vorschreiern hoch und startete eine Humba. Ein letztes Mal.
Als sie alle zusammen auf dem Platz standen und mit den Fans feierten, wurde Roman bewusst, wie sehr er das alles vermissen würde. Er wischte sich die wenigen Tränen, die sich auf seinem Gesicht verirrt hatten mit seinem Arm weg und legte Marco einen Arm um, als sie sich auf den Weg in die Kabine machten.

Marco feierte mit seinen Kollegen noch ein paar Minuten die Fans, ehe er mit Roman in die Kabine ging. Dort ließ er sich auf seinen Platz sinken. "Ich werd das alles so sehr vermissen" gab er zu und sah Roman an. "Danke für diese geile Saison Alter!" sagte er und stand auf um Roman erneut zu umarmen.

Roman nickte nur und wurde von Marco schon wieder in die Arme gezogen. "Aber wir haben ja noch ein bisschen Zeit. Gleich noch drei Stunden Rückfahrt und dann noch das gemeinsame Abschlussessen mit allen. Plus die ganze Woche noch Training", meinte Roman und entledigte sich seiner Sachen um auch endlich duschen zu gehen.

Als sie nach etwas mehr als drei Stunden wieder in Gladbach am Stadion ankamen, stieg Roman aus und wartete auf Marco. Die anderen Spieler, die heute nicht mit gewesen waren, waren schon im verabredeten Raum. Roman genoß jede einzelne Minute mit Marco hier bei Borussia. Er wusste, dass es in nicht allzu langer Zeit keine gemeinsame Borussia mehr geben würde. Dann gab es Marco Reus in Dortmund und Roman Neustädter auf Schalke.

Marco stieg aus dem Bus und ging zu Roman. Nun standen beide vor dem Stadion, dem Ort wo alles angefangen hatte. Marco war auch klar dass er heute Abend noch eine Abschiedsrede halten musste.. aber was genau sollte er eigentlich sagen? "Jo Roman? Weißt du schon was du dann zu deiner Abschiedsrede sagen wird?" fragte Marco und hoffte dass Roman ihm weiterhelfen konnte.

Die Abschlussrede. Roman hatte das total vergessen und schlug sich gedanklich mit einer Hand vor die Stirn.
"Naja keine Ahnung, dass das hier vermutlich die geilste Zeit meines Lebens war?", stellte Roman eine Frage in den Raum, die keiner beantworten musste. Es war eigentlich schon mehr eine Feststellung als eine Frage.
"Na komm, lass uns reingehen, wir kommen ja eh nicht drumherum."
Roman ging zur Tür und hielt diese für Marco auf.

"Dankeschön" sagte Marco lachend als Roman ihm die Tür aufhielt. Zusammen gingen sie in den Raum wo gleich alles stattfinden würde. Irgendwie fiel es ihm schwer diesen Raum zu betreten.. denn er wusste, dass es das letzte mal als Gladbacher Borusse sein wird.

Roman ließ sich auf einem Platz neben Flaco (alias Patrick Herrmann) nieder und schaute sich in der Business Loge um. Bisher waren nur wenige Leute da, abgesehen von den Spielern aus dem Bus und die, die sonst heute in Gladbach gewesen waren. Vom Vorstand fehlte jede Spur.

Marco setzte sich neben Roman und schaute sich um. Die Spieler waren da, die Trainer ebenfalls, nur der Vorstand fehlte. Klar.. die Spieler immer hetzen aber selber zu spät kommen. Typisch Unternehmer. Bei diesen Worten lachte Marco kurz und hörte dann den anderen Spielern wieder zu. Er genoß die letzten Stunden im Kreise seiner (noch) Mannschaft.

"Egal, was jemals noch auf mich zu kommen wird, das alles hier ist nicht mehr zu toppen. Ich möchte mich bei allen, wirklich allen bedanken, die an mich geglaubt haben und mir die Chance gegeben haben mich soweit zu entwickeln. Ich wünsche den verbleibenden Jungs und den Trainern nur das Beste und hoffe, dass ihr irgendetwas aus dem vierten Platz von dieser Saison machen könnt. Ein Hoch auf den Verein", sagte Roman, als er sich erhoben hatte um sich bei allen für alles zu bedanken. Es war ein Wunder, dass die Worte ohne ein Stottern herausgekommen waren. Romans Hände zitterten und er merkte, wie sein Kopf langsam aber sicher abschaltete und seine Gefühl wieder die Oberhand gewannen. Roman prostete allen zu und war froh, als er wieder saß, sein Glas abstellen konnte und ganz kurz auf Toilette verschwinden konnte. Es war alles etwas viel in den letzten Tagen gewesen.

Roman stützte seine Arme auf dem Rand des Waschbeckens ab und sah in den Spiegel. Er schaute auf die Raute seines Trainingsanzugs. Wehmut überkam ihn. Er wollte hier nicht weg. Hier waren all seine Freunde. Hier war seine Heimat.

Roman verschwand nach seiner Rede schnell auf Toilette. Marco machte sich Sorgen und ging ihm deshalb hinterher. Als er das Bad betrat sah er Roman am Waschbecken stehen und in den Spiegel blicken. "Hey was ist los?" fragte er seinen besten Freund besorgt und stellte sich neben ihn. Irgendwas stimmte mit Roman ganz und gar nicht!

"Ich ... ach keine Ahnung. Es fühlt sich falsch in ein paar Monaten nicht mehr hier zu sein", meinte Roman und versuchte möglichst ruhig zu klingen. In seinem Inneren war die Hölle los. Er machte sich immer noch bzw. wieder verdammt viele Vorwürfe, dass er sich dazu entschieden hatte doch zu Wechseln. Hätte er vorher gewusst, dass er einen so guten Vertrag von Gladbach vorgelegt bekommen würde, hätte er nie bei Schalke unterschrieben. Er wollte hier einfach nicht weg.

Marco seufzte und setzte sich auf den kalten Boden. "Ach Timon.. wenn das alles nur so einfach wäre" begann Marco und blickte sturr gerade aus.

"Es wäre einfach gewesen. Hätte ich ein paar Wochen noch länger gewartet. Dann hätte ich hier unterschrieben, auch wenn du gewechselt hättest. Ich hab Angst, dass die mich da nicht anerkennen. Ich mein es ist Schalke. Und Schalke ist bekanntlich größer als Gladbach", versuchte Roman seine Gedanken auszusprechen. Er war zu Marco rüber gegangen und hatte sich neben ihn auf den Boden gesetzt.

Marco schüttelte mit dem Kopf. "Roman davon will ich nichts hören! Hör auf mit diesen Selbstzweifeln! Verdammt du bist ein klasse Fußballer! Die Schalker Fans wären richtig bescheuert wenn sie dich nicht anerkennen würden" sagte Marco und schaute Roman wütend an.

Aber Roman wusste, dass die Schalkerfans äußerst wählerisch waren. Nicht zuletzt seine ganzen Facebook Kommentare von Schalkern waren eher negativ gewesen.
Roman zuckte nur mit den Schultern und lehnte seinen Kopf gegen die Wand. Er musste aufhören nachzudenken. Jetzt war es eh zuspät.

Marco seufzte. "Wir packen das Timon" sagte er zuversichtlich und lächelte. Was Marco nicht zugab, er hatte Angst vor der Zukunft. Große Angst! Er hatte Angst davor, dass er Roman verlieren würde, dass die Gladbacher Fans ihn vergessen werden wenn er nicht mehr spielt.. all das machte ihn mehr als fertig!

"Lass uns zurück zu den anderen gehen", sagte Roman, nachdem eine irgendwie bedrückende Stille entstanden war. Roman hatte Marco nicht mehr geantwortet, weil er nicht wusste, ob sie es packen würden. Er wollte eigentlich gar nichts packen. Er wollte hier zusammen mit Marco bleiben.

"Geh schon mal vor, ich komm dann gleich nach" sagte Marco und blieb am Boden sitzen. Ihn machte dass alles viel zu sehr fertig. Er stand auf und klatschte sich kaltes Wasser ins Gesicht. Irgendwann musste er doch den Wechsel von Roman akzeptieren, oder ?

Roman hatte direkt gemerkt, wie scheiße es auch Marco ging. Es ging beiden dreckig. Eigentlich auch zu beschissen um hier zu sein. Entgegen dem, was Marco gesagt hatte, blieb Roman vor der Tür stehen und wartete auf Marco. Er wollte das mit ihm zusammen durchstehen. Die Angst, dass vielleicht doch noch einer fragte, warum er gewechselt hatte, war einfach zu groß.

Marco blieb noch eine Weile vor dem Spiegel stehen ehe er rausging. Dort traf er Roman. Marco schaute ihn an. "Roman ich kann nicht länger hier bleiben.. ich muss gehen" sagte er nur und verschwand. Marco hatte nicht mehr die Kraft um noch länger zu bleiben.

Roman starrte Marco hinter her, bis dass er begriff, was Marco gerade gesagt hatte. Ohne auch nur einen Moment nachzudenken, rannte Roman Marco hinterher.
"Dann lass uns irgendwie den Abend noch zusammen genießen. Bevor der ganze Stress los geht", meinte Roman, als er Marco irgendwie noch erreichte.

Marco blieb stehen und drehte sich zu Roman. Er lächelte. "Okay.. das ist gut! Was willst du machen?" fragte Marco. Die Idee etwas mit Roman zu machen war gut.. besser als mit all den "alten" Mannschaftskollegen zu sitzen und sich über die Vergangenheit auszutauschen. Dies hielt Marco nun wirklich nicht mehr aus.

Roman überlegte lange. "Weiß nicht, was willst du denn machen?", fragte er Marco. Er hatte keine Ahnung. Für die meisten "öffentlichen" Aktivitäten war es schon viel zu spät, also mussten sie irgendetwas anderes machen. "Doch ich hab ne Idee: DVD Abend bei dir?", fragte er direkt wieder und sah Marco mit großen Augen an.

"Bin dabei" lachte Marco und überlegte was sie für Filme gucken könnten. "Hast du eine Ahnung was wir gucken wollen?" fragte er und machte sich mit Roman auf den Weg zu seiner Wohnung.

"Entscheid du das mal", meinte Roman und ließ sich auf den Beifahrersitz von Marcos Range Rover fallen.
Er konnte ein Grinsen gar nicht verkneifen. Zu sehr freute er sich darauf, dass er gleich endlich mal wieder mit Marco zusammen vor dem Fernsehr hocken würde und die vielleicht erstmal letzten Stunden mit ihm genießen wollte.