Woody & Timon

"Ist schon gut" log Marco und setzte sich auf das Sofa. "Wieso bist du nicht beim Training?" wollte Marco von Roman wissen und sah ihn ein wenig wütend an.

"Ist schon vorbei. Warum warst du nicht da?", fragte Roman direkt zurück. Er hatte sich Sorgen gemacht. Eigentlich wollte er zusammen mit Marco das alles durchstehen, aber er war heute morgen einfach nicht aufgetaucht.
Roman sah Marco von der Seite an. Marcos Anblick hatte ihn schon ein wenig erschreckt, er sah verdammt fertig aus. Automatisch rutschte Roman ein Stück näher zu Marco und legte ihm - wie sie es immer taten, wenn es einem schlecht ging - den Arm um die Schulter.

Als Marco merkte dass Roman einen Arm um seine Schulter legte, rutschte er automatisch weiter weg. "Mir gehts beschissen" gab er zu und blickte Roman an. Marco war es gerade egal wie er aussah.. ihm war wichtiger, irgendwie mit Roman's Wechsel klar zukommen.

Etwas erstaunt ließ Roman den Arm wieder sinken, als Marco von ihm wegrutschte.
"Meine Schuld?"
Romans Stimme versagte fast sank und klanglos. Er wusste nicht, was los war. Er machte sich verdammt noch mal Sorgen und sein bester Freund rückte nicht mit der Sprache raus.
Roman hatte wirklich gedacht, dass sein Wechsel nach Schalke etwas positiver von Marco aufgenommen werden würde.

Marco nickte. "Man Roman.. weißt du wie beschissen es für mich ist dich nach Schalke gehen zulassen? Er fühlt sich falsch an! So richtig falsch.." gab Marco zu. "Ich will dich weiterhin in meiner Mannschaft haben! Ohne dich macht Fußball keinen Sinn mehr." sagte er weiter und schluckte. In diesem Moment bereute Marco einfach alles. Immerhin hatte er mit dem Wechsel angefangen und wenn er nicht gegangen wäre, so könnten Roman und Marco weiterhin beste Freunde sein und weiterhin in einer Mannschaft spielen.
Marco vergrub sein Gesicht in seinen Händen.

"Woddy, ganz ehrlich. Was sagt denn ein Verein über unsere Freundschaft aus?", fragte Roman leise. Es stimmte eigentlich alles, was Marco sagte. Aber Roman wollte es einfach nicht wahr haben. Sie konnten es schaffen. Sie wären nicht die ersten, die in zwei sich hassenden Vereinen spielten und beste Freund waren. Roman versuchte gerade nur irgendwie etwas Mut zu bekommen, damit sie einfach erst einmal das letzte halbe Jahr gemeinsam genießen würden.

"Man na klar kann kein Verein über unsere Freundschaft herrschen! Aber hast du dir mal überlegt wie es nächste Saison weitergehen soll? Ich mein wir sehen uns nur wenn wir gegeneinander spielen.. sonst werden wir es nie schaffen. Du musst in Gelsenkirchen trainieren und ich in Dortmund. Das wird doch nichts" sagte Marco nun und lief in seinem Wohnzimmer auf und ab.

"Es scheint fast so, als willst du gar nicht, dass wir uns sehen. Es wird schon Wege und Möglichkeiten geben uns zu sehen", sagte Roman nun etwas lauter. Es tat weh, dass Marco glaubte, dass sie sich nicht mehr sehen würden.
Im gleichen Moment - als Roman die Worte ausgesprochen hatte - bereute er diese schon wieder. Er hätte sich selbst Ohrfeigen können, dass er so ein Gefühlstrottel war.

"Gut das wars.. gehst du jetzt bitte?" sagte Marco und setzte sich wieder hin. Die Worte von Roman hatten ihn mehr als verletzt. Marco's größter Wunsch war, seinen besten Freund weiterhin zu sehen!

"Verdammt nein! Ich geh hier nicht weg, bis dass du mir gesagt hast, was hier los ist." Roman versuchte möglichst flüssig zu reden, aber jedes der Worte musste er aus sich raus zwängen.
Ohne auch nur Marcos Antwort abzuwarten, setzte Roman sich wieder auf die Couch und starrte aus dem Fenster.

"Mein Gott Roman was willst du hören? Woody und Timon wird es nicht mehr geben wenn du wechselst! Die Fans bringen uns um wenn wir uns zusammen irgendwo blicken lassen! Schalke und Dortmund das ist purer Hass untereinander!" platzte es nun aus Marco raus. Wieso raffte Roman das alles nicht?

"Und ich bin das jetzt Schuld? Weil ich versuchte haben irgendwie unsere Freundschaft zu retten? Was sollte ich denn bitte hier alleine? Erklär mir das mal. Wie sollte ich denn bitte hier noch irgendetwas auf die Kette bekommen ohne an unsere gemeinsame Zeit hier zu denken? Ohne dich? Wie, verdammt, wie?", ratterte Roman seine Gedanken einfach so herunter.
"Außerdem dachte ich, es wäre das beste. Besser als nach Hannover zu wechseln", flüsterte er. Die ersten Tränen liefen an seiner Wange herunter.

Marco seufzte. "Roman..." begann er, "die Zeit ohne dich in Dortmund wird für mich verdammt schwer werden. Klar ich hab dort Mats, Marcel, Mario, Kevin usw. aber all diese Leute können und werden dich niemals ersetzen können! Du bist und bleibst mein bester Freund, auch wenn wir in den Konkurrenzvereinen spielen werden." sagte Marco ruhig und blickte seinen besten Freund an.

"Ich weiß. Ich hab Angst davor, was nach dem Sommer passiert. Du kennst da immerhin ein paar Leute, ich nicht...", brachte Roman irgendwie hervor. Er wusste, dass Marco jedes Wort, das er sagte ernst meinte. Er wusste auch, dass Marco ihn ansah, aber er konnte ihn nicht ansehen. Er wollte nicht, dass er sah, was der Wechsel von Marco für ihn selbst bedeutete.

"Wir beide haben Angst davor. Also lass uns das nächste halbe Jahr zusammen genießen! Irgendwie müssen wir mit dem Wechsel klar kommen" sagte Marco nun und wurde automatisch ruhiger. Angst vor der Zukunft.. wie konnte man dies abschalten ?

"Woddy?", Roman machte eine kurze Pause, sah seinen besten Freund an, bevor er aufstand und sich direkt neben ihn setzte, "danke für alles", murmelte er kaum hörbar. Ein riesiger Kloß hatte sich in seinem Hals gebildet.

Ohne ein Wort zu sagen zog Marco Roman in eine Umarmung. "Wir packen das irgendwie" sagte Marco jetzt aufmunternd und lächelte.

Die Umarmung tat Roman gut. Immerhin war nicht alles verloren, dachte er sich und brachte irgendwie ein kleines Lächeln zu Stande. "Ja, wie immer."

"und jetzt Schluss mit schlechter Laune! Lass uns ein bisschen spielen gehen oder so" sagte Marco und hielt seine Fußballschuhe schon in der Hand.

"Neee, nicht draußen. Es ist verdammt kalt! Ich will Fifa spielen", verkündete Roman und stand auf um Marcos Fernsehr und die Playstation an zu machen und zwei Controller mitzubringen.



05.05.2012
34. Spieltag :
Mainz 05 - Borussia Mönchengladbach (0:3)

Roman hatte ein scheiß Gefühl, als er mit den Anderen zusammen ins Stadion einlief um sich warm zu machen. Sein Blick schiff direkt zur Gästekurve. Es waren mehr Gladbachfans hier, als eigentlich Karten verkauft wurden, aber irgendwie hatten dieses es geschafft in die Nachbarblöcke zu gelangen. Es schien, als sei die ganze Nordkurve mitgekommen. Lautstark begrüßten sie ihre Mannschaft. Das letzte Spiel im Gladbach-Trikot stand für die Beiden an. Roman schluckte, als die Fans erst Marcos und dann seinen Namen riefen, als sie kurz zu den Fans liefen.

Marco schluckte. Das letzte Spiel im Gladbach- Trikot vor diesen Fans die lauthals alle Namen schrien. Er blickte kurz zu Roman. Dieser sah ebenfalls traurig aus. 90 Minuten trennten sie von der Zukunft. Was wird diese wohl alles bringen ?

Als der Schiri das Spiel anpfiff, verkrampfte sich Romans ganzer Körper. Wäre er kein Profi würde er vermutlich stocksteif auf dem Platz stehen. Heute musste er noch einmal alles für Borussia geben. Ein letztes Mal für den Verein, die Fans und die Mannschaft aufopfern. Es fiel ihm schwer einen klaren Gedanken zu fassen. Viel zu sehr war er damit beschäftigt nach zu denken, dass er heute das letzte Mal als Borusse auf dem Platz stand.
Es war dieser eine Pass, diese eine wirklich geniale Idee, der eine Moment, in dem Roman klar gedacht hatte und Marco war zur richtigen Zeit am richtigen Ort.
"Die Fans werden dir dankbar sein", flüsterte Roman in Marcos Ohr, als er ihm huckepack auf die Schultern sprang und zu seinem Tor gratulierte.

Das Spiel hätte nicht besser laufen können. Roman machte ein verdammt gutes Spiel als noch Borusse! Marco war ziemlich dankbar. Ohne Roman hätte er kein Doppelpack gemacht. "Danke Bro" flüsterte Marco Roman ins Ohr als sie sein Tor bejubelten. Diese Mannschaft, diese Fans, dieses Spiel.. das wird Marco niemals vergessen!

Als der Schiri das Spiel nach den 90 Minuten abpfiff, wurde Roman erst wieder bewusst, dass das sein letztes Spiel war. Sein wirklich letztes als Borusse. Er stemmte die Arme in die Hüfte und sah in den Himmel. Er konnte nicht fassen, dass das alles ein Ende hatte. Das sollte nicht so sein. Es war die beste Saison seines Lebens. Roman biss sich auf die Lippe. Er spürte, dass seine Augen feucht wurden. Roman atmete tief durch und sah wieder auf den Platz und suchte Marco. Auch er schien noch nachzudenken. Roman ging auf Marco zu. Versuchte einen Blick von ihm zu erhaschen.
Roman lächelte Marco an und zog ihn in eine Umarmung, als er direkt vor ihm stand.
"Fuck, Alter, wir sind vierter", versuchte er irgendwie zwischen den Tränen, die sich nun ihren Weg geebnet hatten, herauszubekommen.

Marco lachte und löste sich aus der Umarmung mit Roman. "Ja man.. es war die beste Saison überhaupt" sagte er überglücklich. Dennoch war es sein letztes Spiel als Gladbacher Borusse. Während sich alle anderen Spieler nach einer Weile umzogen gingen, blieb Marco noch auf dem Spielfeld, setzte sich hin und schaute sich noch einmal die Gladbacher Fans an. Es war der pure Wahnsinn.. er liebte diese Fans einfach und es tat ihm weh diese jetzt hängen zu lassen. "Danke Leute.. danke für alles" murmelte er und vergrub sein Gesicht in seinen Händen.