Wasserspiele

„Ich schick dir eine SMS. Danke für alles.“ Lächelnd erwiderte er die Umarmung und genoss ihre Nähe. Es wäre wohl das letzte Mal für längere Zeit. Denn selbst wenn Helena wieder nach Marseille kommen würde…Das Hotel würde sie nach dem Vorfall mit MüWo sicher meiden.
Kaum war sie aus seinem Zimmer verschwunden, klopfte es und André bat ihn um eine Besprechung wegen des Spiels. Seufzend schnappte er sich Handy und seinen Ordner und folgte ihm dann in den Konferenzraum. Immer wieder sah er auf das Display. Doch erst nach einer Stunde bekam er eine Nachricht. „Den Zug um 10“, wiederholte er murmelnd und erntete einen fragenden Blick von André. Doch er winkte bloß ab. Schnell schrieb er eine Antwort, dass er sie pünktlich abholen würde und widmete sich dann wieder seinem Co-Trainer.

Als er abends vor ihrem Haus stand, seufzte er. Das würde ein Abschied ohne Aussicht auf ein Wiedersehen. Er ballte die Hand zur Faust. Es gab nur eine Person, die an all dem hier schuld war. Doch dann riss er sich zusammen. Er durfte sich vor Helena nicht so gehen lassen. Das Gespräch würde folgen, wenn sie in Paris war. Wenn er überhaupt noch mit dem Arzt reden wollte.
Noch einmal atmete er tief durch und klingelte dann.

Sie hatte einen kleinen Koffer mitgenommen. Dazu hatte sie einen Kleid und eine leichte Jacke angezogen. Es wäre warm und da brauchte sie nicht mehr. Als es klingelte, sah sie sich noch einmal in ihrer Wohnung um. Es war alles in Ordnung. Also ging sie nach unten. Als sie Jürgen sah, wusste sie, dass es richtig gewesen war, dass er sie zum Bahnhof brachte. Sie wollte nicht schlecht mit der Mannschaft abschließen. Da der Bahnhof nicht weit war, konnten sie zu Fuß gehen. Viel zu schnell waren sie dort und ihr Zug war auch noch pünktlich. Traurig sah sie ihn an und umarmte ihn dann einfach. „Ich werde dich vermissen.“

Der Weg zum Bahnhof verlief schweigend. Er wusste nicht, was er sagen sollte. Zu viel war schon während der EM passiert. Als sie schließlich am Bahngleis standen, sah er Helena aufmunternd an. Der Abstand würde ihr bestimmt gut tun. „Ich werde dich vermissen.“ Er erwiderte die Umarmung und strich ihr liebevoll über den Kopf. „Ich dich auch“, murmelte er und hauchte ihr beiläufig einen Kuss auf die Wange. Ein Blick auf die Anzeige ließ ihn leise seufzen. Sie hatten nur noch wenige Minuten. Er schloss einen Moment die Augen und griff dann nach ihrem Koffer. Er musste sie gehen lassen. Nach Paris und auch aus seinem Herzen. Zwischen ihnen würde nur Freundschaft funktionieren. Wenn überhaupt. Als er neben ihr im Zug stand, zog er sie erneut in eine Umarmung. „Pass auf dich auf“, flüsterte er und drückte sie einen Moment eng an sich. Als er sie losließ, lächelte er sie schwach an. „Melde dich mal, wenn du willst.“ Er schluckte. Er hasste Abschiede. Erneut sah er auf die Anzeigentafel. Widerwillig drehte er sich um und stieg aus dem Zug. Es fühlte sich falsch an, aber es war richtig. Und vielleicht könnten sie sich danach noch einmal neu kennenlernen. Als eine ziemlich undeutliche Stimme etwas von Marseille und Paris erzählte, drehte er sich gefasst um und hob die Hand, um ihr zuzuwinken. Doch als er ihr in die Augen sah, warf er seinen Entschluss über den Haufen und drängte sich durch die Türen, die sich gerade schlossen. Er konnte sie nicht alleine fahren lassen. Er könnte nicht ruhig im Hotel sitzen, wenn er nicht wusste, ob es ihr gut ging.

Dieser ganze Moment war so emotional. Er streichelte ihr über den Kopf und hauchte ihr einen Kuss auf die Wange. Außerdem versicherte er ihr, dass er sie auch vermissen würde. Sie spürte jetzt schon, dass sie das hier vermissen würde, weil sie das Gefühl hatte, ihn zum letzten Mal zu sehen. Doch sie konnte gerade nichts sagen. Also trug er ihren Koffer in den Zug und sie folgte ihm. „Danke.“ Er zog sie in seine Arme und hielt sie fest. „Pass auf dich auf.“ Ihre Augen wurden einen Moment glasig. Abschiede fand sie wirklich schrecklich. Vor allem wenn es um ihre Freunde ging und das war Jürgen mindestens geworden. „Melde dich mal, wenn du willst.“ Als er sie losließ und aus dem Zug stieg, lief eine kleine Träne über ihre Wange, die sie allerdings schnell wegwischte. Er sollte sich keine Sorgen um sie machen. Doch ihm schien das nicht zu reichen, denn gerade als sich die Türen schlossen, quetschte er sich noch hindurch. Geschockt sah sie ihn an. „Jürgen“, gab sie fassungslos von sich. Aber es war schon zu spät. Der Zug setzte sich mit einem Ruck in Bewegung. „Bist du verrückt?“ Wieso war er hier? Er musste bei der Mannschaft bleiben und irgendwie MüWo erklären, warum sie für ein paar Tage weg war.

„Jürgen.“ Er konnte ihre Verblüffung verstehen. Selbst verstand er ja auch noch nicht so ganz, wie er das hatte tun können. Aber jetzt war er hier. Und bevor er irgendetwas sagen konnte, spürte er, wie der Zug mit einem leichten Ruck los fuhr. Reflexartig hielt er Helena fest, als sie das Gleichgewicht verlor. „Bist du verrückt?“ Er lachte leise. „Schon möglich. Aber stell dir vor, ich wäre jetzt nicht hier gewesen, hättest du dir irgendwo dein hübsches Köpfchen gestoßen.“ Lächelnd strich er ihr über die Wange. „Und das nur, weil da vorne jemand nicht fahren kann“, grinste er. Er ließ seine Hände an ihrer Hüfte, obwohl sie schon längst wieder sicher stand. Nur langsam wurde ihm klar, was er da getan hatte. Der Zug würde wohl frühestens in einer Stunde wieder irgendwo halten. „Der Bundestrainer ohne Fahrschein auf dem Weg in die Stadt der Liebe“, verlegen fuhr er sich mit einer Hand in den Nacken. Das hatte es wohl auch noch nicht gegeben.

„Schon möglich. Aber stell dir vor, ich wäre jetzt nicht hier gewesen, hättest du dir irgendwo dein hübsches Köpfchen gestoßen.“ Sie wurde verlegen von seinen Worten und seiner Geste. Das sollte er nun wirklich nicht tun. Freundschaftlich waren seine Absichten bestimmt nicht und doch ehrte es sie. Eigentlich war sie sogar ziemlich froh, dass sie ihn gerade hier hatte. „Und das nur, weil da vorne jemand nicht fahren kann.“ Er hielt sie immer noch fest. Warum mussten sich gleich drei Männer für sie interessieren? Sie fühlte sich dabei wirklich nicht gut. „Der Bundestrainer ohne Fahrschein auf dem Weg in die Stadt der Liebe.“ Sie konnte nur den Kopf schütteln. „Der Zug hält als nächstes in zwei Stunden“, warnte sie ihn lieber schon mal. „Oder...“, sie sah kurz auf ihren Koffer. Das würde er bestimmt nicht tun. Sie strich sich eine Strähne aus dem Gesicht. „Am besten setzen wir uns erstmal hin und klären das mit deinem Ticket, okay?“ Jetzt würde sie ihn das sicher nicht fragen. Sie wusste nicht, ob sie das überhaupt sollte.

„Der Zug hält als nächstes in zwei Stunden.“ Er seufzte leise. Also kam er heute wohl wirklich nicht mehr zurück ins Hotel. Denn nach Mitternacht würden wohl kaum noch Züge fahren. „Oder…“ Fragend sah er sie an. Warum sie nicht weitersprach, wusste er nicht. „Am besten setzen wir uns erstmal hin und klären das mit deinem Ticket, okay?“ Er nickte. Das klang vernünftig. Dann suchen wir mal deinen Platz“, lächelte er und griff nach ihrem Koffer. Zu dieser Uhrzeit war der Zug zum Glück weitgehend leer. Und trotzdem hoffte er, dass ihn niemand von den Menschen, die hier waren, erkannten. Kaum hatte Helena sich gesetzt und er den Koffer verstaut, kam auch schon ein Mann und fragte nach ihren Fahrscheinen. Er atmete tief durch und begann dann, ihm die Situation zu erklären.
Als er kurz darauf ein kleines Papierstück in den Händen hielt, sah er Helena lächelnd an. „Hatte er einen guten Tag oder war ich so charmant?“ So wirklich konnte er noch nicht glauben, dass alles so reibungslos gelaufen war.

„Dann suchen wir mal deinen Platz.“ Sie nickte. Bevor sie ihren Koffer nehmen konnte, kam er ihr zuvor. Ein Gentleman war er wirklich durch und durch.Ihr Platz war in einem nicht ganz so hellen Zugabteil in der ersten Klasse. Für sechs Stunden hatte sie sich das gegönnt. Doch kaum saß sie kam der Kontrolleur. Jürgen hatte wirklich Glück. Denn er musste nur das Ticket bezahlen und nicht die Strafe auch noch. „Hatte er einen guten Tag oder war ich so charmant?“ Sie zuckte mit den Schultern. „Es lag bestimmt an dir.“ Er setzte sich neben sie und sie kramte in ihrer Tasche nach ihrem Musikplayer. Da sie alleine in dem Abteil waren, schaltete sie das Licht aus nachdem sie ihn gefunden hatte. Sie steckte einen Knopf in ihr Ohr und sah ihn fragend an. „Du auch?“ Schließlich musste er noch zwei Stunden fahren. Da wäre etwas Ablenkung vielleicht gar nicht schlecht.

„Es lag bestimmt an dir.“ Er lachte leise. Es war eher ein Scherz gewesen und doch war es niedlich, dass sie das sagte. Er setzte sich seufzend neben sie und schloss einen Moment die Augen. Er sollte dringend im Hotel Bescheid geben. Zumindest André sollte Bescheid wissen. „Du auch?“ Blinzelnd öffnete er die Augen wieder und wandte sich Helena zu. „Gerne“, lächelte er und schaute kurze später fast sehnsüchtig aus dem Fenster. War es Zufall, dass der Text genau das aussagte, was er fühlte und so gerne tun würde? Aber dazu würde es nicht kommen. Sie waren Freunde. Damit musste er sich abfinden. Trotzdem legte er vorsichtig einen Arm hinter sie und sah sie fragend an.

„Gerne.“ Hoffentlich war ihr Musikgeschmack auch irgendwie mit seinem vereinbar. Aber da er nichts sagte, wertete sie das als gutes Zeichen. Das Lied ließ sie ein wenig schläfrig werden. Es war so ruhig und ihr Abteil auch noch dunkel. Kurz stand sie auf und zog die Vorhänge zu. Privatsphäre wollte sie doch noch haben. Danach nahm sie wieder ihren Teil des Kopfhörers und stellte ein anderen Lied an. Make you feel my love von Helene Fischer. Gerade legte er einen Arm hinter sie. Lächelnd lehnte sie sich an ihn. „Ich höre das Lied gerne zum einschlafen. Sag mir Bescheid, wenn du gleich raus musst.“ Sie schloss die Augen und kuschelte sich noch weiter an ihn. Doch dann fiel ihr noch etwas ein. „Hier.“ Sie drückte ihm den Player in die Hand. „Rechts kannst du die Tastensperre lösen.“ Wenn sie schlief, war ihr die Musik eigentlich egal. Aber sie wusste ja nicht, was er wollte. Deswegen ließ sie ihm den lieber.

„Ich höre das Lied gerne zum Einschlafen.“ Er lächelte und zog sie ein Stück weiter zu sich. Natürlich kannte er das Lied. Es war bekannt, dass er die Lieder von Helene Fischer mochte. Aber dass sie dieses Lied auch gerne hörte…Nein, er würde da jetzt nichts hineininterpretieren. „Sag mir Bescheid, wenn du gleich raus musst.“ Er hauchte ihr einen Kuss auf den Kopf und schloss ebenfalls die Augen. Wenn er sich vorstellte, dass er in kurzer Zeit schon wieder aussteigen musste…Unvorstellbar. Zumal Helena so friedlich in seinen Armen lag. Als sie ihm den Player gab, lächelte er. Das hätte sie nicht machen müssen, aber er nahm ihn trotzdem entgegen. Er war gespannt, was für Lieder er dort noch finden würde.
Als zwei Stunden später eine Durchsage kam, dass sie gleich den Bahnhof erreichen würden, streichelte er vorsichtig über Helenas Schulter. Doch als Antwort murmelte sie nur irgendetwas Unverständliches und kuschelte sich noch weiter an ihn. Und das gab den Ausschlag, dass er den Kontrolleur, der kurz in das Abteil sah, bat, sein Ticket bis Paris zu verlängern. Es war scheinbar so spät, dass er das ohne große Probleme machte und er sah lächelnd auf Helena herab, nachdem der Mann wieder gegangen war. Er hoffte, sie würde ihm nicht den Kopf abreißen, wenn er in Paris immer noch bei ihr war.
Irgendwann war auch er eingeschlafen. Es musste so sein, denn als er die Augen öffnete, sah er in der Ferne den Eiffelturm. Sie waren wirklich in Paris. Als er vorsichtig seine Finger bewegte, verzog er das Gesicht. Die schliefen eindeutig noch. I look at you and I fantasize. You're mine tonight. Er musste lächeln. Das Lied kannte wohl jeder. Und es passte. In dieser Nacht hatte sie ihm gehört. Sie wären sich nicht so nah gewesen, wenn sie ihm nicht vertraute. Und das, obwohl MüWo ihr sonstwas angetan hatte und sie von seinen Gefühlen für sie wusste. Doch jetzt musste er sie wirklich wecken. „Hey“, murmelte er leise und strich ihr die Haare aus dem Gesicht. „Ich bin nicht Patrick Swayze, aber du musst trotzdem wach werden“, lächelte er und küsste sie sanft auf die Stirn.

Sie hatte ruhig geschlafen und war zwischendurch noch näher zu ihm gerutscht, als sie Stimmen gehört hatte. Jetzt gerade sollte niemand stören. Die leise Musik schien wohl auch auf ihr Unterbewusstsein einzuwirken, denn sie schlief danach sofort wieder komplett ein. „Hey“, hörte sie eine Stimme, die ganz weit weg zu sein schien. Eine sanfte Berührung folgte und sie kam langsam zurück in die Wirklichkeit. „Ich bin nicht Patrick Swayze, aber du musst trotzdem wach werden.“ Sie grummelte leise und öffnete die Augen. Augenblicklich bekam sie einen Kuss auf die Stirn gehaucht. „Patrick Swayze“, grummelte sie leise. „Der ist tot.“ Sie setzte sich vorsichtig auf und streckte sich erst einmal. Als sie dann neben sich sah und Jürgen entdeckte, warf sie einen überraschten Blick auf die Uhr. „Du hättest schon längst aussteigen müssen.“ Aber trotzdem war sie froh, dass er es nicht getan hatte. Einen Freund bei sich zu haben war in ihrer Situation eine absolute Bereicherung. Kurz warf sie einen Blick nach draußen und sah den Eiffelturm, der in der Dunkelheit hell beleuchtet war. Sie stand auf und stellte sich direkt vor die Scheibe. „Paris“, lächelte sie. „Wir haben es geschafft.“ Dass sie anstatt sich selbst wir gesagt hatte, war ihr gar nicht aufgefallen.

„Der ist tot.“ Er musste leise lachen, auch wenn er es nicht wollte. Aber wie sie sich verschlafen streckte und vor sich hin grummelte, sah einfach nur niedlich aus. „Du hättest schon längst aussteigen müssen.“ Natürlich musste sie das erwähnen. Trotzdem zuckte er nur mit den Schultern. „Hätte ich“, antwortete er und lächelte dann leicht. „Aber ich konnte es nicht.“ Dafür war sie ihm einfach zu wichtig. Und es fühlte sich richtig an, dass er geblieben war. Auch wenn er noch nicht wusste, wie die nächsten Tage werden würden. „Wir haben es geschafft.“ Diese Worte schickte eine Wärme durch seinen Körper. Er bezweifelte, dass sie bewusst von ihnen beiden als 'wir' gesprochen. Und doch ließ ihn ihre Aussage lächeln. Er stand ebenfalls auf und blieb hinter ihr stehen. Sie zu umarmen, wäre wohl wirklich zu viel des Guten. „Da kann ich dir nur zustimmen“, lächelte er und sah auf das erleuchtete Wahrzeichen von Paris.
Als der Zug im Bahnhof hielt, griff er automatisch wieder zu ihrem Koffer. Wie er selbst die nächsten Tage leben würde, wusste er noch nicht. Womöglich musste er erst einmal das nächstbeste Geschäft unsicher machen. Zumindest, wenn er bleiben würde. Das war die nächste Frage. Wie lange würde er bleiben? Wie lange würde Helena ihn in ihrer Nähe lassen? Doch die Antworten mussten warten. Erst einmal mussten sie aussteigen. „Komm“, forderte er sie auf und ging mit ihrem Koffer voraus. Als sie vor dem Bahnhof standen, sah er sie schmunzelnd an. „Und nun?“ Denn er selbst hatte sich keinen Plan zurechtgelegt.

„Aber ich konnte es nicht.“ Wieder einmal wurde ihr eher unangenehm bewusst, wie viel sie ihm bedeutete. Aber das schob sie jetzt zur Seite. Paris war ihr Ziel gegeben und jetzt war Jürgen mitgekommen. Das würde nichts an ihrem Vorhaben ändern. Sie musste raus und vielleicht könnte er ihr sogar helfen. Er kam zu ihr. „Da kann ich dir nur zustimmen.“ Sie lachte leise. Das passte perfekt zu ihren Gedankengängen. Es dauerte nicht mehr lange und sie waren am Bahnhof angekommen. Wieder nahm er ihren Koffer. Aber sie ließ ihn machen. Er wollte nur höflich sein und da der Koffer schwarz war, wusste niemand, dass es eigentlich ihrer war. „Komm.“ Sie lächelte und folgte ihm aus dem Bahnhof hinaus. Neugierig sah sie sich um. Noch nie war sie hier gewesen. Eigentlich war sie auch niemand, der einfach ausbrach. Das hier war so gar nicht ihre Art. „Ich würde sagen, wir suchen mein Hotel und dann müsstest du mir zuerst mal sagen, wie lange du bleiben willst. Dann bräuchtest du nämlich ebenfalls sowas.“ Sie deutete auf den kleinen Koffer neben ihm. Doch sie ging noch einen Schritt weiter. „Ich kann dir nicht sagen, ob du wieder zurück musst. Aber wenn du bleibst...Ich habe dich gerne hier.“ Trotz den ganzen Dingen, die zwischen ihnen passiert waren.

„Ich würde sagen, wir suchen mein Hotel und dann müsstest du mir zuerst mal sagen, wie lange du bleiben willst. Dann bräuchtest du nämlich ebenfalls sowas.“ Er lachte, als sie auf ihren Koffer zeigte. „Joa. Das wäre wohl nicht schlecht. Die Frage ist aber, ob ich bleiben soll.“ Denn wenn sie alleine sein wollte, müsste er sich nicht um irgendetwas kümmern. Außer um ein Ticket zurück nach Marseille. „Ich kann dir nicht sagen, ob du wieder zurück musst. Aber wenn du bleibst…Ich habe dich gerne hier.“ Er lächelte und zog sein Handy aus der Tasche. Eine SMS an André und er war für die nächsten Tage freigestellt. „Ich glaube, ich bleibe.“ Er hatte das Gefühl, dass sie ihn brauchte. Soweit er das einschätzen konnte. „Dann fahren wir zu deinem Hotel und dann suche ich eben ein Geschäft, wo ich zwei Shirts oder so holen kann.“ Da würde er bestimmt keine großen Aufstände veranstalten. Er wollte ja nicht auf eine Modenschau. „Also. Wie lautet die Adresse?“, fragte er, während er gleichzeitig mit einer Hand ein Taxi anhielt.

„Ich glaube, ich bleibe.“ Sie lächelte zufrieden. Das würde sicher toll werden. „Dann fahren wir zu deinem Hotel und dann suche ich eben ein Geschäft, wo ich zwei Shirts oder so holen kann.“ Das konnte er vergessen. Wenn er Shoppen ging, dann richtig. „Also. Wie lautet die Adresse?“ Nebenbei rief er auch noch ein Taxi heran. Er war wirklich gut in sowas. Sie hätte sich erst einmal vernünftig orientieren müssen. Dann war er ab jetzt dafür zuständig, dass sie nicht verliefen. Als sie im Taxi saßen, nannte sie dem Fahrer die Adresse und er brachte sie schnell in das Viertel. Sie waren an einer beruhigten Straßen etwas abseits der lauten Stadtmitte angekommen. Das Hotel war ziemlich einfach. Hoffentlich reichte ihm das. Beim Einchecken gab es keine Probleme. Auf ihrem Zimmer angekommen, ließ sie sich auf das Bett fallen. Es war toll hier. Das Zimmer war wirklich schön und hatte ein großes bequemes Bett. Zwar war es romantisch eingerichtet, aber sie mochte das. „Welche Bettseite willst du?“ Fragend sah sie ihn an. Das Bett war wirklich groß genug für sie beide.

Er hatte sich im Hintergrund gehalten, als sie im Hotel alles regelte. Das war nun wirklich ihre Sache. Als sie sich zu ihm drehte, schnappte er sich zum x-ten Mal ihren Koffer und trug ihn die Treppen hinauf, bis sie vor ihrem Zimmer standen. 201…er musste schmunzeln. Diese Zahl kam ihm irgendwie bekannt vor. Überrascht sah er sich in ihrem Hotelzimmer um. Wenn er ehrlich war, hatte er nicht mit so einer Einrichtung gerechnet, nachdem er den Rest des Hotels gesehen hatte. Es war einfach und schlicht. Doch dieses Zimmer war so liebevoll eingerichtet, dass sich jemand wie Helena direkt zuhause fühlen musste. „Welche Bettseite willst du?“ Überrascht sah er sie an, als sie auf dem Bett lag. „Was? Ich dachte…eigentlich wollte ich…ich soll hier schlafen?“, fragte er sicherheitshalber nach. Er hatte eher gedacht, dass sie das Zimmer für sich alleine haben wollte. Und das wäre ja auch nur verständlich gewesen.

„Was? Ich dachte…eigentlich wollte ich…ich soll hier schlafen?“ Sie stand vom Bett auf und sah ihn fragend an. Wo sollte er denn sonst hin? „Wiese nicht? Wenn du mitkommst, dann musst du es richtig tun.“ Mit einem naiven Lächeln wandte sie sich dem Fenster auf und sah nach draußen. Man konnte sogar den Eiffelturm sehen, auch wenn er in weiter Ferne zu sein schien. Sie würde irgendwann abends mal darauf stehen und über die Stadt sehen. Dann musste man sich unglaublich frei fühlen. Sie drehte sich wieder zu Jürgen. „Egal, wie du dich entscheidest, du brauchst dringend einen Koffer und neue Kleidung. Also los.“

„Wieso nicht? Wenn du mitkommst, dann musst du es richtig tun.“ Er seufzte leise. „Ich hätte nur nicht gedacht, dass du das möchtest…“ Unsicher strich er sich über den Arm. Er empfand mehr für sie als sie für ihn. Er hätte es nachvollziehen können, wenn sie ihn deshalb nicht so nah bei sich haben wollte. Als er sah, wie sie aus dem Fenster sah, musste er leicht lächeln. Es gab keinerlei Anzeichen dafür, dass ihr Parisaufenthalt eigentlich eine Flucht gewesen war. Eine Flucht vor einem Mann, den er eigentlich zu seinen Freunden gezählt hatte. „Egal, wie du dich entscheidest, du brauchst dringend einen Koffer und neue Kleidung. Also los.“ Er konnte nicht anders, als zu lachen. „Oui, Madame“, grinste er. Da konnte es wohl jemand überhaupt nicht mehr erwarten, Paris unsicher zu machen. „Wenn ich bitten darf“, lächelnd hielt er ihr seinen Arm hin. „Und ich bleibe, wenn das für dich in Ordnung ist“, fügte er zwinkernd hinzu.

„Oui, Madame.“ Sie konnte sein Grinsen nur erwidern. Wenn Jürgen glücklich war, dann konnte man es definitiv daran erkennen. „Wenn ich bitten darf. Und ich bleibe, wenn das für dich in Ordnung ist.“ Sie ging zu ihm und hakte sich für einen Moment bei ihm ein. Als sie das Zimmer verlassen hatten, ließ sie allerdings wieder los. Das wäre zu gefährlich in der Öffentlichkeit. „Ich habe absolut keine Idee, wo wir das Passende finden. Aber die Innenstadt wäre wohl ein guter Anfang.“ Nachdem er ihr zugestimmt hatte, fuhren sie mit einer Straßenbahn in die Innenstadt. Doch Jürgen wurde seltsamerweise nicht erkannt. Eigentlich war er doch jetzt international auch sehr bekannt, aber na gut. Es war für sie ja nur von Vorteil. Sie schlenderten gemeinsam durch die Innenstadt. Mit großen Augen sah sie sich um. Hier waren Läden, von denen sie nicht mal gedacht hätte, dass es sie überhaupt gab. Doch vor einem Geschäft blieb sie stehen und sah sich eine Jacke etwas genauer an. „Die würde dir bestimmt gut stehen“, lächelte sie.

Nach einer Weile meldete sich ein Hungergefühl bei MüWo und so machte er sich auf den Weg hinunter in den Speisesaal. Helena konnte er nicht entdecken und auch von Jürgen keine Spur. Er nahm sich etwas zu essen und begann lustlos zu essen. Als er fertig war und die meisten Spieler schon gegangen waren, war von Jürgen immer noch nichts zu sehen. Der Arzt ging hinüber zu André und erkundigte sich nach Jürgen. Der Co-Trainer sah den Team-Arzt überrascht an, gab aber bereitwillig Auskunft. Also MüWo hörte, dass Jürgen in Paris wäre und das für mehrere Tage, fing es an in MüWos Kopf zu rattern. Er bedankte sich bei André und verabschiedete sich von ihm unter dem Vorwand noch ein paar Trainingsdaten eintragen zu müssen.

Als er wieder auf seinem Zimmer war, ging er rastlos auf und ab. Er ärgerte sich. Hatte er durch sein Verhalten Helena in Jürgens Arme getrieben. Hatte er sich wirklich so getäuscht, und die Signale ihres Körpers so missverstanden. Er begann nun auch schon an seinen medizinischen Qualitäten zu zweifeln. Er musste mit Helena reden, aber sie war nun viel zu weit weg. Er musste abwarten, seine Arbeit machen und darauf hoffen, dass Helena sich nicht von Jürgen beeinflussen ließ. Seufzend zog er sich etwas bequemes an und ging draußen eine Runde Fahrrad fahren.

„Ich habe absolut keine Idee, wo wir das Passende finden. Aber die Innenstadt wäre wohl ein guter Anfang.“ Das klang ja optimistisch. Als ob es so schwer wäre, für ihn etwas zu finden. Aber wenn er ehrlich war, lief er ja auch durch seinen Beruf meistens in Trainingssachen herum. Aber das war jetzt wohl nicht das Richtige.
Während sie mit der Straßenbahn in die Stadt fuhren, konnten sie hin und wieder auch einige Sehenswürdigkeiten entdecken. Vermutlich wären sie, oder zumindest er, gar nicht lange genug hier, um alles zu sehen.
Als Helena plötzlich vor einem Geschäft stehen blieb, drehte er sich fragend zu ihr. „Die würde dir bestimmt gut stehen.“ Er folgte ihrem Blick und lächelte. „Möglich. Du wirst also jetzt zu meiner Modeberaterin?“ Er ging zur Tür und sah sie dann auffordernd an.
Als sie im Laden standen, kam direkt eine Frau auf sie zu. Lächelnd begrüßte er sie und deutete auf die Jacke, die Helena dort im Fenster entdeckt hatte. Schnell hatte er sie übergezogen und drehte sich zu ihr. „Und?“

„Möglich. Du wirst also jetzt zu meiner Modeberaterin?“ Sie lachte leise. Es würde ihr sicher viel Spaß machen, wenn er sie ließ. Zwar war sie keine Modeexpertin, aber oft hatte sie da eine gute Intuition. Tatsächlich ging Jürgen sogar auf das Geschäft zu. Lächelnd folgte sie ihm. Nachdem er die Jacke angezogen hatte, staunte sie nicht schlecht. „Und?“ Sie nickte bloß. „Die ist toll.“ Eine Jacke würde er sicher brauchen, wenn es abends kalt wurde. Am Bahnhof hatte er nur eine Strickjacke angehabt. Die würde nicht reichen. Doch dann fiel ihr Blick schon wieder auf etwas anderes. „Wenn du jetzt noch das Hemd da anziehst, wäre es perfekt.“ Sie deutete auf ein dunkelblaues Hemd direkt neben ihm. Es würde ihm stehen. Da war sie sich sicher.

„Die ist toll.“ Er war kurz irritiert. Ihr recht gleichgültiges Nicken passte nicht wirklich zu ihren Worten. Deshalb ging er ein paar Schritte und sah selbst in einen Spiegel. Die Jacke war wirklich in Ordnung. Auch wenn er da nicht wirklich viel Ahnung von hatte. „Wenn du jetzt noch das Hemd da anziehst, wäre es perfekt.“ Überrascht drehte er sich wieder zu ihr. Sie hatte ein Tempo drauf, das war unglaublich. Trotzdem suchte er nach der passenden Größe und verschwand mit einem „Bis gleich“ in einer der Umkleidekabinen. Das Hemd war schlicht und damit gehörte es eindeutig zu den Dingen, die er anziehen würde. Er war froh, dass sie nicht irgendwelche kunterbunten Hemden ausgesucht hatte. Denn da hätte er dann wohl doch gestreikt. Ziemlich schnell hatte er sich umgezogen und warf sich die Jacke locker über die Schulter. Das Hemd würde wohl auch bald ihm gehören. Grinsend trat er dann aus der Kabine und präsentierte sich Helena.

„Bis gleich.“ Er hörte tatsächlich wieder auf sie. Schnell war er in der Kabine verschwunden und sie sah sich weiter um. Doch der Rest war irgendwie nicht so passend und dann stand er auch schon wieder vor ihr. „Jürgen“, lächelte sie. Das Hemd stand ihm perfekt. Es unterstrich seine Augenfarbe. Als sie dann allerdings bemerkte, dass er sich offensichtlich zu schnell beeilt hatte, schüttelte sie den Kopf. „Komm mal mit.“ Sie zog ihn vorsichtig mit sich in seine Kabine. Schnell zog sie den Vorhang zu. „Du weißt auch nicht, wie man sich anzieht, oder?“ Behutsam knöpfte sie das Hemd Knopf für Knopf. Dass die Situation plötzlich komisch zwischen ihnen wurde, ignorierte sie. Sie wollte den Kopf frei bekommen und nicht sofort mit neuen Problemen konfrontiert werden. Nachdem das Hemd wieder richtig saß, drehte sie ihn zum Spiegel und lehnte ihren Kopf leicht gegen seine Schulter. „Du siehst wirklich gut aus“, sagte sie etwas leiser. Er sollte sich das einfach merken. Dann würde die richtige Frau auch bald zu ihm finden.