Is it Right or is it Wrong?

„Hab ich eben auch schon.“ Er lachte. Das hatte er wirklich. Aber gerade meinte er viel mehr diese Zuneigung, die sie teilten. Robin machte das Bett etwas gemütlicher und er zog ihn eng an sich. Ob die Schmerzen, die er bestimmt hatte, auszuhalten waren oder nicht, konnte er nur erahnen. Deshalb schenkte er ihm jetzt besonders viel Aufmerksamkeit. Auch wenn er selbst schläfrig war, konnte er Robin die Nähe schenken, die er immer so genoss. „Bürschchen“, murmelte er und streichelte sanft durch seine Haare, als er es sich bequem machte.

Er lag in Romans Armen und schloss einfach die Augen. „Bürschchen.“ Schwach lächelnd zog er die Decke noch höher und erinnerte sich an das erste Mal, als sie sich kennengelernt haben. Schon damals hatte Roman bei Borussia Dortmund gespielt und er lediglich bei der U17 in Wolfsburg. Die Jugendarbeit war in Ordnung, aber ihm war schnell bewusst, dass er weiterkommen wollte und Fußball nicht nur sein Hobby war. Er war nicht der schlechteste Spieler, aber er hatte das Gefühl, dass sein Trainer ihn als talentlos ansah. Deswegen wollte er über den Tellerrand gucken und sah sich ein Training in Dortmund an. Sein Verein wusste davon nichts und auch wenn sie nie gegeneinander spielen würden, war Borussia Dortmund ihr Gegner. Es waren viel zu viele Fans anwesend und er konnte sich nur mit Mühe einen Platz in der ersten Reihe ergattern. Mit klopfendem Herzen sah er dem Training zu, das in einer Geschwindigkeit ablief, der er kaum folgen konnte. Einen Moment stellte er sich vor, dass er selbst einmal ein Profi sein konnte. Aber bis dahin war es wohl noch ein weiter Weg. Da er kurz träumte bemerkte er nicht, wie sich ihm ein Ball näherte und landete unsanft auf dem Po, als der Ball gegen seine Schläfe prallte. Verwirrt sah er auf den Ball und griff danach. Wer auch immer ihn damit getroffen hatte, sollte besser aufpassen.

Sie hatten ein wichtiges Spiel am Wochenende und trotzdem fand as Training öffentlich statt. Ihm war das eigentlich nur recht. Er mochte den Kontakt zu den Fans, die scheinbar in fast jeder Situation hinter ihnen standen. „Hey, Schmelle. Fang“, rief er und schoss einen Ball zu dem Abwehrspieler, der ihn mühsam unter Kontrolle brachte. „Du bist der Torhüter, nicht ich“, murrte sein Freund und lachte dann doch. „Jungs, ein bisschen mehr Ernsthaftigkeit oder Bremen holt euch Samstag auf den Boden der Tatsachen zurück.“ Er seufzte und joggte zu Jürgen, der ihnen weitere Anweisungen gab. Übermütig trat er mit dem Fuß hinter einen Ball, um ihn zu den anderen an den Rand zu schießen. Dass er wohl etwas zu energisch war, merkte er erst, als sich die Fans duckten und trotzdem einer von ihnen auf dem Boden landete. „Scheiße“, fluchte er leise und rannte zur Absperrung. Als er sah, dass es dem Jungen gut ging, grinste er. „Den hätte ich gerne wieder.“ Auffordernd streckte er die Hand aus.

Er rieb sich an der Schläfe entlang und wollte gerade wieder aufstehen, als einer der Spieler auf ihn heruntersah. Roman Weidenfeller. Der Torwart von Borussia Dortmund. Warum er so blöd grinste, verstand er überhaupt nicht. Schließlich hatte er ihn abgeschossen. „Den hätte ich gerne wieder.“ Er kniff die Augen zusammen und schob den Ball hinter seinen Körper. Da brauchte er seine Hand gar nicht nach ihm ausstrecken. „Wie wäre es mit einer Entschuldigung?“, zischte er und stand dann auf. „Schließlich hast du mich einfach umgeschossen.“ Den Ball hielt er immer noch hinter sich. Abgesehen davon, dass er sich nichts sagen ließ, liebte er die Herausforderung und das hier war gerade eine. Er würde nicht häufig mit Profis in Kontakt kommen und deswegen wollte er seine Aufmerksamkeit erregen.

Er kniff die Augen zusammen, als der Kleine den Ball nicht herausrückte, sondern noch vor ihm versteckte. „Wie wäre es mit einer Entschuldigung? Schließlich hast du mich einfach umgeschossen.“ Er lachte. „Entschuldige, Kleiner.“ Der schien wirklich keinen Respekt vor ihm zu haben. Und irgendwie imponierte ihm das. „Da du dich hier beim Training der besten Mannschaft befindet, gehe ich davon aus, dass du fußballverrückt bist. Als Entschädigung spielst du da jetzt mit.“ Er deutete auf die Mannschaft hinter sich, die sich gerade zu zwei Teams sortierte. Wenn er Jürgen über die Umstände informierte, hatte der bestimmt nichts dagegen. Das eigentliche Training war ja mittlerweile eh vorbei. „Oder hast du Angst?“

„Entschuldige, Kleiner.“ Automatisch streckte er sich ein bisschen. So klein war er nun auch nicht. Der Weidenfeller war höchstens einen Kopf größer als er und in seiner Klasse war er einer der größten Jungs. „Da du dich hier beim Training der besten Mannschaft befindest, gehe ich davon aus, dass du fußballverrückt bist. Als Entschädigung spielst du da jetzt mit.“ Er schluckte. Wie könnte er mit den Profifußballern mithalten? Das war doch verrückt. „Oder hast du Angst?“ Wenn er jetzt kniff, würde der Torwart ihn für einen Feigling halten und den Eindruck wollte er nicht hinterlassen. Auch wenn er nicht mithalten könnte, würde er sein Bestes geben. „Ich hab doch keine Angst“, gab er selbstbewusst von sich und folgte dem Torwart dann auf die Rasenfläche. Alle sahen ihn an und er wurde nervös. In der Jeans würde er kein gutes Bild abgeben, aber seine Turnschuhe würden vielleicht helfen. Tatsächlich ließ der Trainer ihn mitspielen. Allerdings sollte er sich schnell umziehen. Ein Ersatztrikot wäre in der Kabine. In weniger als fünf Minuten war er wieder da und fühlte sich seltsam. Natürlich war es schwarzgelb und das war nicht sein Verein. Trotzdem war er vom ersten Moment an dabei und wurde mehr mit eingebunden, als er gedacht hätte. Er konnte auch besser mithalten, als er erwartet hatte. Einmal bekam er die Gelegenheit und hatte viel Raum. Er rannte los und ließ einen Mittelfeldspieler einfach stehen. Dann sah er seinen Mitspieler und schoss ihm den Ball zu. Zwar schoss dieser kein Tor, aber es war knapp. Des Öfteren wurde er in den nächsten Minuten gefoult. So hartes Einsteigen war er gar nicht gewohnt und war deswegen wohl leicht angreifbar. Deswegen sah er auch anschließend dementsprechend aus. Seufzend stand er bei der Abschlussbesprechung mit im Kreis und fühlte sich großartig.

„Ich hab doch keine Angst.“ Er lachte. Etwas anderes hatte er nicht erwartet und wenn er unsportlich und übergewichtig gewesen wäre. Wer ließ sich schon die Möglichkeit entgehen, mit den Profis zu spielen? „Na dann…“, grinste er und luchste ihm den Ball ab, während der Junge an ihm vorbeiging. „Das ist Vereinseigentum“, stellte er klar und lief dann vor zu Jürgen. Verlegen fuhr er sich mit der Hand in den Nacken und gestand seinen Fehler. „Lasst ihm aber eine Chance“, lachte sein Trainer nur und scheuchte ihn dann zum Tor. „Du hast fünf Minuten, um dich umzuziehen. Kabine ist da hinten“, erklärte er kurzerhand und warf einen Blick auf die Uhr. Anerkennend nickte er, als er wesentlich weniger Zeit brauchte.
„Steht dir“, lachte er und streifte sich die Handschuhe über. Dass er noch gar nicht wusste, wie er hieß, fiel ihm erst jetzt auf. Doch das war gerade nebensächlich. Er würde nicht zulassen, dass seine Gegner auch nur einen Ball in seinem Tor versenkten. Neugierig beobachtete er den Neuling. Er schlug sich besser, als er gedacht hatte. Es war nicht zu übersehen, dass er schon einmal auf einem Fußballplatz gestanden hatte. Als das Spiel vorbei war, schlug er ihm lachend auf die Schulter. „Gut gemacht“, lobte er ihn und lauschte dann Jürgens Worten. Es war so warm, dass er seine Wasserflasche einfach über seinem Kopf leerte. Das kühlte zumindest etwas ab. „Ich glaube, du brauchst dringend ne Dusche“, lächelte er anschließend und zupfte an dem dreckigen Trikot. „In deinem Alter wirft man sich wohl noch gerne in den Matsch.“ Die Situation mit Robin an der Absperrung hatte ihm gezeigt, dass er sich nicht so schnell unterkriegen ließ. Seinen Namen hatte er während des Spiels aufgeschnappt.

„Gut gemacht.“ Er war stolz, dass Roman ihm das sagte. Während des Spiels hatte er immer wieder gemerkt, dass er ihn beobachtete hatte und er wollte ihn schließlich nicht enttäuschen. Als er dann allerdings seine Wasserflasche über sich entleerte, sah er ihn mit großen Augen an. Wieso bitte hatte er das gerade getan? „Ich glaube, du brauchst dringend ne Dusche.“ Er blinzelte, als der Torwart an seinem Trikot zog. „In deinem Alter wirft man sich wohl noch gerne in den Matsch.“ Er kniff die Augen zusammen und stieß ihn gegen die Brust. Dabei spürte er, wie gut trainiert er wirklich war. Aber das interessierte ihn jetzt gerade nicht. „Nur ein dreckiger Spieler hat sich wirklich hundertprozentig hinter das Spiel gehängt“, grinste er und musterte ihn auffällig. „Du hast ja noch nicht mal einmal ein Staubkorn auf der Schulter.“ Irgendwie machte es Spaß, dass sie sich so ärgerten. Roman schien ein Profispieler zu sein, der auf dem Boden geblieben war. Doch die Aussicht auf eine Dusche ließ ihn doch lächeln. Allerdings wusste er nicht, ob er der Mannschaft folgen durfte. Das war ziemlich intim. Zumindest bei der U17 duschten alle zusammen und ob das hier auch so war...Kurz sah er zu Roman. Er konnte sich bestimmt zeigen. Vielleicht wäre er irgendwann auch mal so trainiert.

<„Nur ein dreckiger Spieler hat sich wirklich hundertprozentig hinter das Spiel gehängt. Du hast ja noch nicht einmal ein Staubkorn auf der Schulter.“ Er lachte. „Ich weiß mich eben zu benehmen“, widersprach er ihm. Er folgte seinen Teamkollegen und blieb doch irritiert stehen, als Robin zurückblieb. „Ähm…die Duschen sind nicht hier draußen.“ Auffordernd legte er ihm eine Hand auf den Rücken und schob ihn vorwärts. „Du kriegst auch Jürgens Dusche, wenn du Angst hast, dass wir dir was weggucken“, grinste er und zwinkerte ihm zu. Für ihn musste es doch ziemlich merkwürdig sein. Zumindest konnte er nicht damit gerechnet haben, mit ihnen hier zu spielen. „Also wie siehts aus?“, fragte er lächelnd, als sie im Gang vor den Kabinen standen.

„Ähm…die Duschen sind nicht hier draußen.“ Er war froh, dass Roman ihn mit zu den Kabinen begleitete. Dass er ihn dabei berührte, ignorierte er vorerst. Eigentlich war er immer noch viel zu aufgeregt. „Du kriegst auch Jürgens Dusche, wenn du Angst hast, dass wir dir was weggucken.“ Er sah ihn mit großen Augen an. Wie war das Zwinkern denn gemeint? Irgendwie klang das ziemlich zweideutig, aber das würde sich ein Profi doch nie erlauben. „Also wie siehts aus?“ Er nickte. „Ich nehme Jürgens Dusche, wenn ich darf.“ Roman brachte ihn dorthin und nachdem er frisch geduscht mit seiner Alltagskleidung im Gang stand, fühlte er sich viel besser. Lächelnd bedankte er sich bei dem Trainer, den er noch traf. Aber er wartete noch auf jemanden. Ein Lächeln lag auf seinen Lippen, als Roman auf ihn zukam. „Danke, dass ich mitspielen durfte. Das war toll.“ Roman war sogar so freundlich und brachte ihn noch zum Bahnhof. „Auf Wiedersehen“, rief er ihm zu und fuhr dann nach Hause. Diesen Tag würde er nie vergessen. Allerdings ging alles viel zu schnell wieder in den Alltag über und er musste am Wochenende einem Freund beim Kellnern helfen. Er fühlte sich seltsam in der schicken Kleidung, deswegen knöpfte er die ersten Knöpfe seines Hemdes auf. Der Saal war komplett voll und sie hatten viel zu tun. Er bemerkte, dass die Mädchen ihm zulächelten, aber irgendwie interessierte ihn das wenig. So sehr hatte er sich nie um die gekümmert. Die Richtige war wohl einfach noch nicht da. Als er dann an einem Tisch zum Stehen kann und ein ziemlich bekanntes Gesicht sah, stockte ihm der Atem. Schnell stellte er die Getränke ab und verschwand wieder. Hoffentlich hatte Roman ihn nicht gesehen. Er sah ja völlig peinlich aus.

„Ich nehme Jürgens Dusche, wenn ich darf.“ Er nickte. Jürgen war längst weg und er hatte es ihm schließlich angeboten. „Der ist gut“, lächelte Mats, als sie sich umzogen. „Stimmt“, pflichtete Marco ihm bei. Er nickte. Der Kleine sollte eindeutig mit dem Sport weitermachen. Vielleicht sollte er ihm das nochmal sagen. Seine Worte waren bestimmt ein Anreiz. „Dann geh mal zu deinem Zögling“, lachte Mats und gab ihm einen sanften Stoß gegen die Schulter. Kopfschüttelnd verließ er die Kabine und schmunzelte, als er Jürgen und Robin sah. Dann war der Trainer doch noch auf dem Trainingsgelände. „Danke, dass ich mitspielen durfte. Das war toll.“ Er lachte. „Und vorhin hast du dich noch beschwert, weil ich dich abgeschossen habe“, ärgerte er ihn und zog ihn dann mit sich. Als Robin sagte, dass er zum Bahnhof musste, war er irritiert. Er hatte gedacht, er käme aus der Stadt. Trotzdem verfrachtete er ihn einfach in sein Auto und fuhr ihn dorthin. „Ich muss eh hier lang“, überredete er ihn. Das stimmte nicht wirklich, aber das wusste der Junge ja nicht. „Vielleicht sieht man sich ja mal in der Liga wieder“, verabschiedete er sich von ihm. „Der Kabinenrat hat beschlossen, dass du nicht untalentiert bist“, zwinkerte er ihm zu und umarmte ihn spontan. „Machs gut, Kleiner.“
Das Spiel gegen Bremen gewannen sie und er war mehr als glücklich, dass sie kein Gegentor kassierten. Das war für ihn immer die größte Bestätigung. „Und jetzt auf zum Essen“, rief Kevin und stürzte als erster in den Bus. Lachend folgten sie ihm und fuhren zum Veranstaltungssaal. Ein Sponsor hatte diesen Empfang ausgerichtet und sie kamen der Einladung natürlich gerne nach. „Habt ihr auch so Hunger?“ Er stieß Kevin den Ellenbogen in die Seite. „Halt die Klappe“, zischte er und schüttelte den Kopf. „Trink erstmal was.“ Der Kellner stellte die Gläser ab und er half ihm, indem er sie an seine Mitspieler verteilte. „Danke“, lächelte er und war für einen Moment irritiert. Dieses Gesicht kam ihm ziemlich bekannt vor. Aber zuordnen konnte er es nicht. „Kanntet ihr den?“ Die Frage war überflüssig. Mats unterhielt sich mit jemandem und Kevin schnappte sich die Häppchen, die verteilt wurden. „Kinder“, seufzte er und trank ebenfalls einen Schluck. Im Vergleich zu den beiden war er wirklich älter. Trotzdem ging ihm dieses Gesicht nicht aus dem Kopf. Kurzerhand ging er zur Theke. „Entschuldigung“, sprach er eine der Kellnerinnen an. „Ich hätte gerne noch ein Wasser.“ Sie nickte und versprach, es zu seinem Tisch kommen zu lassen.

Die Umarmung, die Roman ihm geschenkt hatte, war ihm lange nicht aus dem Kopf gegangen. Vermutlich hätte er ihn einfach nur gerne als Freund in seiner Nähe gehabt. Er hatte ihm so viel Mut zugesprochen. Fußball würde immer sein Traum bleiben. Das war heute Abend allerdings eher weniger wichtig. Er musste sich konzentrieren, weil er so viele Bestellungen auf einmal bekam und deswegen immer zwischen den Tischen hin und her eilte. „Das Wasser muss an den Tisch dort hinten.“ Er drehte sich um und schluckte. Romans Tisch. Auch wenn er sich freute, ihn zu sehen. SO war das wohl mehr als peinlich. Er arbeitete hier und sah einfach nicht passend aus. Zuerst verteilte er die anderen Getränke, um ihre Begegnung herauszuzögern. Doch es blieb ihm nichts anderes übrig. Roman drehte ihm den Rücken zu und so stellte er es ihm schnell vor die Nase. „Hey. Du bist doch Robin. Warst du nicht beim Training dabei?“ Er atmete tief durch und drehte sich um. Mats Hummels, der direkt neben Roman saß, hatte ihn angesprochen. Unsicher lächelte er ihn an und mied Romans Blick. „Ja“, gab er nur leise von sich. Hier durfte er nicht vorlaut sein. Das könnte ihn seinen Job kosten. „Arbeitest du hier?“ Er biss sich kurz auf die Zunge. Roman würde das alles hören. „Ja, a-aber ich muss weiter.“ Kurz glitt sein Blick zu dem Torwart neben Mats. Wieso machte er sich eigentlich solche Gedanken? Sie hatten sich nur kurz kennengelernt. Es war alles in bester Ordnung. Dass er ihn viel zu lange ansah, merkte er leider viel zu spät und flüchtete dann wieder zur Theke. Arbeit würde ihn ablenken. Trotzdem versuchte er, immer wieder einen Blick auf Roman zu erhaschen und jedes Mal, wenn sich ihre Blicke trafen, verspürte er ein angenehmes Kribbeln.

„Der Service lässt aber zu wünschen übrig“, murmelte er und warf einen unauffälligen Blick auf die Uhr. Seit er seine Bestellung aufgegeben hatte, waren schon zehn Minuten vergangen. Umso überraschter war er, als es plötzlich vor seiner Nase auftauchte. „Hey. Du bist doch Robin. Warst du nicht beim Training dabei?“ Fragend sah er erst Mats an, ehe er sich umdrehte. Da stand wirklich der junge Kerl, der in den Genuss eines Trainings mit den Profis gekommen war. „Ja, a-aber ich muss weiter.“ Er lächelte verwundert. So überhastet kannte er ihn gar nicht. Aber vermutlich hatte er wirklich viel zu tun. „Man sieht sich immer zweimal im Leben“, philosophierte Kevin vor sich hin und stieß mit ihnen an. Kopfschüttelnd trank er einen Schluck und drehte sich um. Daran, dass Robin sich so plötzlich wegdrehte, erkannte er, dass er ihn wohl länger beobachtet hatte. Es war doch kein Drama, sich mit ihnen zu unterhalten. Sie hatten sich schließlich schon kennengelernt. Als er seinen Blick fand, hob er die Hand und wartete, bis er bei ihnen war. „Ich glaube, ich hätte gerne etwas Alkoholisches“, grinste er. So würde er ihn schon dazu bekommen, öfter zu ihnen zu kommen. „Ich auch“, rief Kevin dazwischen. „Also zwei Getränke. Ich lasse mich übrigens gerne überraschen.“

Als Roman ihn so direkt ansah, musste er sich einfach wegdrehen. Sein Herz hatte einen Moment viel zu aufgeregt geschlagen. „Alles okay?“, fragte ihn seine Kollegin. Er lächelte bloß und nickte. „Natürlich.“ Mit einem vollen Tablett machte er sich zum nächsten Tisch auf. Beinahe automatisch glitt sein Blick zu Roman, der seine Hand hob. Er meinte wohl tatsächlich ihn. Schnell wischte er sich die schweißnassen Hände an seiner Schürze ab und ging dann schnell zu dem Tisch der Profifußballer. „Ich glaube, ich hätte gerne etwas Alkoholisches.“ Er auch. Viel zu gerne. Dann wäre er vielleicht lockerer und nicht so angespannt. Romans Lächeln brachte ihn kurz aus dem Konzept. „Ich auch“, lenkte Kevin ihn ab. „Also zwei Getränke. Ich lasse mich übrigens gerne überraschen.“ Irgendwie übertrug sich Romans entspannte Art für einen kurzen Moment auf ihn und er lächelte. „Ich möchte aber ein Bier“, mischte sich Kevin nochmal ein. Aber er nickte nur kurz. Vielleicht sollte er einfach öfter hier vorbeigehen. „Dann bis gleich“, murmelte er und lächelte immer noch, als er an der Theke stand. „Scheint eine lustige Runde zu sein“, begann seine Kollegin. „Hmhm“, murmelte er bloß gedankenverloren. Was sollte er Roman bloß machen? Schnell hatte er eine Idee. Das würde ihm bestimmt schmecken. Zumindest trank er das immer gerne. Den Wodka schmeckte man kaum und er wollte ihm nicht absichtlich etwas stark Alkoholisches vor die Nase stellen. Das war ein guter Mittelweg. Ein paar Minuten stand er wieder vor ihnen. Er achtete genau auf Romans Gesicht und bemerkte seine Überraschung. „Probieren“, wies er ihn bloß an und musste dann weiter.

„Ich möchte aber ein Bier.“ Er verdrehte die Augen. „Kevin“, seufzte er. „Was denn?“ Er ließ es auf sich beruhen. Diskussionen würde er jetzt nicht anfangen. „Dann bis gleich.“ Er zwinkerte Robin zu und lachte. Irgendwie wirkte er etwas verplant, als er zur Theke ging. Dabei hatte er doch damit rechnen müssen, sie hier zu sehen. Dieses Mal dauerte es eindeutig nicht so lange, bis sie ihre Getränke bekamen. „Probieren.“ Verwirrt hob er eine Augenbraue und nahm das Glas trotzdem gehorsam in die Hand. Normalerweise ließ er sich nicht so einfach etwas sagen. „Dass ich das noch erleben darf“, grinste Kevin und nahm einen großen Schluck. „Der große Roman Weidenfeller tut, was man ihm sagt.“ Er knurrte leise. „Sei doch leise.“ Allerdings weckte sein Getränk doch seine Neugierde. Er probierte und lächelte. „Durchaus zu empfehlen.“ Mats streckte die Hand aus. „Lass mich mal probieren.“ Er schüttelte den Kopf. „Bestell dir lieber selbst einen“, grinste er und winkte Robin erneut zu sich. Dieser Abend würde noch lustig werden.

„Der große Roman Weidenfeller tut, was man ihm sagt.“ Das hatte er noch aufgeschnappt und konnte bloß lächeln. Und dazu hatte er ihn gebracht. Ein wenig stolz war er da schon. Doch kaum war er mit einem anderen Tisch fertig, durfte er schon wieder zu Roman. „Ja bitte?“, fragte er höflich. „Ich möchte auch so eine Spezialmischung.“ Er lächelte. Ein einziges Mal durfte er hoffentlich frech sein. „Sowas gibt es leider nur für den Spitzentorwart“, grinste er und sah kurz zu ihm. Seine braunen Augen glänzten und für einen Moment machte sein Herz einen Satz. Was auch immer der Torwart hier mit ihm machte, es sollte auf keinen Fall aufhören. „Dann nehme ich eben die Spezialmischung für den besten Abwehrspieler.“ Seine Kollegen wiesen ihn schnell darauf hin, dass er das nicht war und er lächelte. „Ich bringe es gleich.“ An der Theke mixte er alles selbst zusammen und kam dann relativ schnell wieder zurück. Allerdings stellte sich seine Freund ein wenig ungeschickt an und stieß ihn an. Er hielt bloß das Tablett fest und landete auf Romans Schoß. Ein paar Gläser waren doch umgefallen und das Zeug tropfte auf seine Hose. „Idiot“, fluchte er leise und stellte das Tablett auf den Tisch. Dann stand er auf und sah besorgt zu dem Torwart. „Ich...es tut mir leid. Ist was passiert?“ Dass es ihm gefallen hatte, schluckte er besser herunter.

„Ja bitte?“ Er lachte und wandte sich Robin weiter zu. So zuvorkommend kannte er ihn gar nicht. Dabei kannte er ihn ja eigentlich auch überhaupt nicht. „Sowas gibt es leider nur für den Spitzentorwart.“ Automatisch schlich sich ein Lächeln auf sein Gesicht. Das war nicht das Verhalten eines übereifrigen Fans. Eher hatte er das Gefühl, dass sie so etwas wie Freunde waren. „Jaha“, stieß er triumphierend aus und fuhr sich durch die Haare. „Abwehrspieler sind nicht mehr gefragt“, grinste er. „Dann nehme ich eben die Spezialmischung für den besten Abwehrspieler.“ Er zog Robin ein Stück zur Seite. „Mats ist noch so jung...sein Kopf verträgt noch keine Umdrehungen“, flüsterte er und kassierte dafür einen Schlag seines Freundes. „Ich bringe es gleich.“ Er lachte nur. Der Junge war wirklich sympathisch. Auch wenn es hier viel länger dauerte, bis er auftaute. Beim Training war das viel schneller gegangen. Anstatt einem Getränk auf dem Tisch hatte er plötzlich den Kellner persönlich auf seinem Schoß. Dass die Gläser sich auf seiner Hose entleerten, fiel ihm erst einen Moment später auf. „Idiot.“ Er lachte. „So hast du mich ja nicht einmal beim Training genannt“, grinste er und stellte einige Gläser wieder aufrecht hin. „Ich…es tut mir leid. Ist was passiert?“ Lachend sah er auf seine Hose, die an den Knien doch ziemlich dunkel war. „Ach was. Das trocknet wieder. Aber dein Spezialgetränk klebt ziemlich“, wies er Mats zurück, der vor Lachen auf dem Tisch lag.

Dass Roman ihn zu sich zog, machte ihn wieder nervös. „Mats ist noch so jung...sein Kopf verträgt keine Umdrehungen.“ Er lachte leise. Dann durfte er selbst ja auch nichts trinken. Doch das tat er trotzdem. Als er auf dem Schoß des Spielers saß, war er peinlich berührt. Das durfte ihm einfach nicht passieren. „So hast du mich ja nicht einmal beim Training genannt.“ Überrascht sah er zu ihm. „Ich habe doch nicht...“ Er brach seinen Satz ab, weil er ihm ziemlich nah war und nicht wusste, wie er damit umgehen sollte. Deswegen stand er bloß schnell wieder auf. Er folgte Romans Blick. Die Hose war an den Knien nass. Den Rest hatte er ja auch verschont. „Ach was. Das trocknet wieder. Aber dein Spezialgetränk klebt ziemlich.“ Er versuchte irgendwie, die Gläser zu ordnen und die grobe Überschwemmung zu bereinigen. Ein Glas war ihm allerdings unter den Tisch gefallen und so kroch er darunter und stieß sich auf dem Rückweg den Kopf. „Au“, fluchte er leise und rieb sich über den Hinterkopf. Vor den Profis hatte er sich ja mal komplett blamiert. Und da hatte er vielleicht einen Freund gefunden und brachte so etwas. Doch zu allem Übel kam auch noch seine Chefin. „Es tut mir so leid“, begann sie und er räumte nur alles zusammen. „Gutes Personal ist leider selten.“ Er biss sich auf die Lippe und spürte einen Kloß im Hals. Aus dem Alter war er raus und trotzdem schnappte er sich bloß das Tablett und verschwand. Nachdem er es einfach auf der Theke abgestellt hatte, lief er nach draußen. Frische Luft würde ihm helfen. Doch er wurde bloß von Enttäuschung übermannt. Er war kein kleines Kind mehr und trotzdem liefen ihm die Tränen über die Wangen.

Etwas irritiert sahen sie alle Robin zu, der sich um die Gläser unter dem Tisch kümmerte. „Au.“ Sofort lag seine Hand auf seinem Hinterkopf. „Pass auf“, murmelte er und zog seine Hand erst zurück, als Robin sicher unter dem Tisch aufgetaucht war.
„Es tut mir so leid. Gutes Personal ist leider selten.“ Stirnrunzelnd sah er zu der Frau auf. Robin war eindeutig für den Job qualifiziert. An dem Malheur war nicht er schuld. „Regelt ihr das“, murmelte er Mats zu und eilte Robin nach, der nach draußen flüchtete. Seufzend ging er näher und wusste doch nicht, was er sagen sollte. „Hey, Kleiner“, machte er leise auf sich aufmerksam und setzte sich neben ihn.

Als Roman ihn am Hinterkopf berührte, lächelte schwach. Seine Geste wirkte so vertraut. Es war fast, als wollte er ihn beschützen und für einen Moment fühlte er sich ihm viel näher, als er es eigentlich sollte. Draußen angekommen, saß er auf der Bank und senkte den Kopf. „Hey, Kleiner.“ Er zuckte zusammen und sah kurz auf. Doch dann erinnerte er sich an seine Tränen und wischte sie schnell weg. Wie peinlich war es, vor Roman zu weinen? „Hey“, murmelte er leise und sah dann den schwarzen Fleck auf Romans Knien. Kurz streckte er die Hand aus und berührte den schwarzen Punkt. Das klebte wirklich ziemlich stark. „Tut mir leid deswegen.“ Doch dann zog er seine Hand zurück. Er konnte den Spieler nicht einfach so anfassen.

„Hey.“ Er lächelte schwach. Auch wenn er Robins Gesicht nicht sah, konnte er die Geste einordnen. Aber er würde nicht darauf eingehen. Den Jungen bloßstellen wollte er wirklich nicht. „Tut mir leid deswegen.“ Er lachte und schüttelte den Kopf. „Ich habe doch eben schon gesagt, dass das nichts ist. Der Auftritt deiner Chefin war viel unfairer. So ein Missgeschick kann jedem mal passieren. Also mach dir keinen Kopf. Ich bin dir nicht böse.“ Das war er wirklich nicht. Dafür kannten sie sich jetzt einfach zu gut. Bei jedem anderen Kellner wäre er vielleicht nicht so nachsichtig gewesen. „Also lach mal“, forderte er ihn auf und tippte ihm grinsend auf die Wange. „Ich schmuggel uns auch deinen Spezialdrink nach draußen.“

„Ich habe doch eben schon gesagt, dass das nichts ist. Der Auftritt deiner Chefin war viel unfairer. So ein Missgeschick kann jedem mal passieren. Also mach dir keinen Kopf. Ich bin dir nicht böse.“ Er zuckte nur mit den Schultern. Darum machte er sich gerade weniger Gedanken. „Es war peinlich“, murmelte er leise und legte die Hände in den Schoß. „Also lach mal.“ Er konnte nicht verhindern, dass er schmunzelte. Roman berührte ihn und wie konnte er das nicht mögen? „Ich schmuggel uns auch deinen Spezialdrink nach draußen.“ Kurz sah er auf seine Hose. „Ist schon da“, lachte er leise und sah zu ihm. Wie hatte er seine schlechte Laune so schnell umstimmen können? Als sich ihre Blicke trafen, schluckte er. Auch wenn er es eigentlich verdrängen wollte, faszinierten ihn seine Augen. Der Torwart strahlte eine Wärme aus, die er sonst nicht kannte.

„Es war peinlich.“ Er seufzte leise. Wen kümmerte das denn? Seine Freunde und ihn bestimmt nicht. Dann hätten sie ihn eben ausgelacht. Aber sie hatten ihm alle einfach geholfen. „Na also“, lächelte er, als Robin schmunzelte. „Ausbaufähig, aber die Ansätze sind gut.“ Er folgte dem Blick des Jüngeren. „Ist schon da.“ Er lachte ebenfalls und lehnte sich zurück. Robin sah ihn immer noch an und musste sich genauso wie er sich selbst fragen, warum sie hier saßen und sich über solche Dinge unterhielten. Er hatte gerne Kontakt zu seinen Fans und doch war das hier etwas anderes. „Ich will aber nicht, dass du meine Hose ablecken musst“, lachte er und stand auf. „Bin sofort wieder da.“ An der Theke bekam er, was er wollte und balancierte die zwei Gläser wieder nach draußen. „Ich hoffe, da ist das drin, was du auch reingemixt hast“, warnte er ihn vor und hielt ihm ein Getränk entgegen.

„Ich will aber nicht, dass du meine Hose ablecken musst.“ Überrascht sah er ihn an. Das hatte er nicht gerade wirklich gesagt oder? Schnell schüttelte er den Kopf. Das war nur Spaß. „Bin sofort wieder da.“ Lächelnd sah er Roman dabei zu, wie er wieder zurück kam. „Ich hoffe, da ist das drin, was du auch reingemixt hast.“ Er nahm einen Schluck und nickte. „Ausbaufähig, aber die Ansätze sind gut“, wiederholte er seine Aussage und grinste. Allerdings musste er Alkohol mit Vorsicht genießen, denn leider war er ziemlich schnell angetrunken. „Ich hab nicht gedacht, dass wir uns überhaupt wiedersehen“, begann er und bemerkte erst kurz darauf, dass man das falsch verstehen konnte. Aber Roman würde es vermutlich nicht bemerken, genauso wenig wie sein Herz, das immer noch viel zu schnell schlug.

„Ausbaufähig, aber die Ansätze sind gut.“ Er lachte. Während Robin probiert hatte, hatte er die Luft angehalten. Das merkte er jetzt erst. Aber er wollte, dass Robin sein Cocktail genauso gut schmeckte wie ihm seiner zuvor. „Ich hab nicht gedacht, dass wir uns überhaupt wiedersehen.“ Er lachte und trank ebenfalls einen Schluck. „Stimmt. Vor allem weil du ja auch heute wieder mit dem Zug hergekommen bist. Ist dir das nicht zu anstrengend? Wo kommst du denn her, dass du ständig so hin und her pendeln kannst?“ Fragend sah er ihn an und hoffte, dass ihm das nicht zu privat war.