Jurassic World

„Seit wann steht ein Chef eher auf als seine Angestellten?“ Er verschränkte die Arme. „Ich bin ja auch kein Angestellter.“ Hansis Stellenausschreibung war eindeutig eine andere gewesen. „Morgen wird das wohl so sein. Aber damit kann ich leben. Du bist doch sicher wieder bei den Raptoren.“ Er kniff die Augen zusammen. Diesen Vorwurf musste Hansi ihm gar nicht machen. Wenn er nicht regelmäßig bei den Dinosauriern war, würden sie ihn nicht mehr ernst nehmen. „Ich denke“, erwiderte er deshalb knapp.

„Ich bin ja auch keine Angestellter.“ Da hatte er Recht. „Du weißt, wie ich das gemeint habe.“ Er wollte ihm damit keinesfalls zu nahe treten. Seine Reaktion auf die Raptorensache empfand er als ein wenig überzogen. „Ich denke.“ Er seufzte leise und berührte schließlich kurz Josés Hand. „Ich habe das nicht böse gemeint. Du solltest bei ihnen sein. Ich sehe doch, dass euch etwas verbindet.“ Und das obwohl die Tiere eigentlich zu einer völlig anderen Zeit gelebt hatten. „Ich hoffe, dass du weißt, dass ich diese Verbindung positiv ansehe.“ Er lächelte ihn aufrichtig an.

„Du weißt, wie ich das gemeint habe.“ Natürlich wusste er das, aber dann musste Hansi auch nichts Gegenteiliges behaupten. „Ich habe das nicht böse gemeint. Du solltest bei ihnen sein. Ich sehe doch, dass euch etwas verbindet. Ich hoffe, dass du weißt, dass ich diese Verbindung positiv ansehe.“ Er lächelte schwach. Da war Hansi dann wohl einer von wenigen. Verwundert sah er auf Hansis Hand, aber der schien sich nichts weiter dabei zu denken. „Dann hast du sicher nichts dagegen, wenn wir das jeden Tag für einige Stunden einführen.“ Wenn es von vornherein geregelt war, gab es sicherlich weniger Probleme.

„Dann hast du sicher nichts dagegen, wenn wir das jeden Tag für einige Stunden einführen.“ Er seufzte leise. „José, du weißt, dass das nicht immer funktionieren wird.“ Da musste er einfach ehrlich sein. „Aber ich werde versuchen, das immer zu berücksichtigen.“ Wenn sie so offen miteinander umgingen, fühlte er sich viel besser. Er meinte das auch nicht persönlich, aber er brauchte José bei seiner Arbeit.

José, du weißt, dass das nicht immer funktionieren wird. Aber ich werde versuchen, das immer zu berücksichtigen.“ Er wusste nicht, was er von Hansis Aussagen halten sollte. Erst erklärte er, dass etwas nicht ging, nur um es im nächsten Satz zu widerlegen. Seufzend trank er einen Schluck und wartete, bis der Kellner ihre Teller gebracht hatte. „Dann machen wir es eben so.“ Etwas anderes blieb ihm sowieso nicht übrig.

„Dann machen wir es eben so.“ Er spürte, dass er enttäuscht war. Aber als sein Assistent musste er sich auch dementsprechend verhalten und er gestand ihm doch auch Freiheiten zu. Oder waren das zu wenig? Vielleicht musste er sich auch erst an die Arbeit gewöhnen. Er widmete sich seinem Essen und doch bemerkte er die unangenehme Stille, die sich zwischen ihnen entwickelte. „Ich weiß, dass es dich stört“, begann er das Thema erneut. „Aber kannst du mich gar nicht verstehen?“

„Ich weiß, dass es dich stört. Aber kannst du mich gar nicht verstehen?“ Er seufzte und legte sein Besteck auf den Teller. „Ich habe sie seit ihrem Schlupf jeden Tag gesehen. Und das ist jetzt einige Jahre her. Kannst du das nicht verstehen?“ Vielleicht könnte er sie langsam daran gewöhnen, dass er nicht jeden Tag anwesend war. Aber das brauchte Zeit und ein Versprechen könnte er dafür auch nicht geben.

„Ich habe sie seit ihrem Schlupf jeden Tag gesehen. Und das ist jetzt einige Jahre her. Kannst du das nicht verstehen?“ Er schluckte. Dass sie ihm so viel bedeuteten, hatte er nicht gedacht. Vorsichtig berührte er Josés Hand. „Es tut mir leid“, begann er leise. Er hatte ihn doch nicht verletzen wollen. „Ich wusste nicht, wie wichtig sie dir sind.“ Da hatte er sich wohl einfach verschätzt. „Können wir uns nicht irgendwie einigen?“

„Es tut mir leid. Ich wusste nicht, wie wichtig sie dir sind. Können wir uns nicht irgendwie einigen?“ Skeptisch sah er auf Hansis Hand. Ihm schien viel am Körperkontakt zu liegen, das war ihm gestern schon aufgefallen. Irgendwie erinnerte ihn das an die Raptoren. Bei denen hatte er es bewusst darauf angelegt, damit sie ihn an sich heran ließen. „Lass mich jeden Tag eine Stunde zu ihnen. Mehr verlange ich gar nicht.“

Als er Josés Reaktion auf seine Berührung sah, zog er seine Hand schnell zurück. Dass er das nicht wollte, hätte er sich auch selbst denken können. „Lass mich jeden Tag eine Stunde zu ihnen. Mehr verlange ich nicht.“ Er nickte. Das würde er irgendwie einrichten. Wieso passierten immer ihm solche blöden Dinge? Er hätte ihn einfach nicht anfassen sollen. Das war unprofessionell. „Du wolltest, dass wir uns besser kennenlernen“, wechselte er schnell das Thema. „Gibt es etwas, das du über mich wissen willst?“

„Du wolltest, dass wir uns besser kennenlernen. Gibt es etwas, das du über mich wissen willst?“ Irritiert runzelte er die Stirn. Er hatte doch keinen Ausschlag, weshalb er sich so zurückziehen musste. Es würde wohl ewig dauern, bis er diesen Mann verstand. „Was fasziniert dich so an Dinosauriern?“ Es musste einen Grund geben, warum er sogar neue erschafft hatte.

„Was fasziniert dich so an Dinosauriern?“ Über die Frage musste er tatsächlich einen Moment nachdenken. Er war durch sein Studium an diesen Job gelangt und dann hatte sich alles ergeben. „Ich glaube, dass sie mir das Gefühl geben, etwas besonders zu sein. Sie kennen mich und ich kenne sie. Obwohl so viele Jahrhunderte zwischen uns liegen, können sie mich verstehen und umgekehrt. Das ist einfach aufregend.“ Er schob sich nach seinem kleinen Vortrag die Gabel in den Mund. „Und was fasziniert dich?“ Wieder bemerkte er erst kurz danach, wie zweideutig seine Frage klang.

„Ich glaube, dass sie mir das Gefühl geben, etwas Besonderes zu sein. Sie kennen mich und ich kenne sie. Obwohl so viele Jahrhunderte zwischen uns liegen, können sie mich verstehen und umgekehrt. Das ist einfach aufregend. Und was fasziniert dich?“ Er hatte grinsen müssen, als er Hansis Worte hörte. „Sie verstehen dich? Interessant…“ Davon hatte er noch nichts mitbekommen. Außer dass er sehr beliebt war als Snack. „Eigentlich ist deine Antwort meine. Ich arbeite schon so lange mit ihnen, dass sie mir nicht mehr wie eigentlich ausgestorbene Lebewesen vorkommen.“

„Sie verstehen dich? Interessant…“ Er nickte. Auch wenn man es ihm nicht ansah, war er gerne bei den Tieren. „Eigentlich ist deine Antwort meine. Ich arbeite schon so lange mit ihnen, dass sie mir nicht mehr wie eigentlich ausgestorbene Lebewesen vorkommen.“ Er schob sich noch etwas Essen in den Mund. „Wir haben etwas gemeinsam“, lächelte er bloß schwach. „Manchmal denke ich, dass diese Tiere die einzigen, die mir in die Augen sehen und ehrlich sind. Egal, ob sie mich töten wollen oder einfach nur mit mir spielen…“

„Wir haben etwas gemeinsam. Manchmal denke ich, dass diese Tiere die einzigen, die mir in die Augen sehen und ehrlich sind. Egal, ob sie mich töten wollen oder einfach nur mit mir spielen…“ Er nickte. Das kannte er. „Im Idealfall natürlich nur letzteres.“ Auch wenn das bei einem T-Rex eher schwer vorstellbar war. „Warum hast du zugestimmt, dass ein neuer Dinosaurier erschaffen wird, wenn dir augenscheinlich so viel an ihnen liegt?“

„Im Idealfall natürlich nur letzteres. Warum hast du zugestimmt, dass ein neuer Dinosaurier erschaffen wird, wenn dir augenscheinlich so viel an ihnen liegt?“ Er zuckte bloß mit den Schultern. „Ich habe nicht gewusst, was für schreckliche Ausmaße die Züchtung herbeiführen würde. Außerdem waren mir die Bestandteile des Dinosauriers nicht alle bekannt.“ Da hatte das Labor wohl eindeutig pfuschen wollen. „Ich wollte nie, dass so etwas passiert.“ Unsicher sah er zu José. Das musste er ihm einfach glauben. Wieder einmal war es ihm viel zu wichtig, was er von ihm dachte.

„Ich habe nicht gewusst, was für schreckliche Ausmaße die Züchtung herbeiführen würde. Außerdem waren mir die Bestandteile des Dinosauriers nich alle bekannt. Ich wollte nie, dass so etwas passiert.“ Er verdrehte innerlich die Augen. Sie hatten die Dinge nicht einmal ansatzweise verstanden. Aber das wollte er jetzt nicht hier diskutieren. „Das glaube ich dir. Ich hoffe einfach, es war euch Warnung genug.“

„Das glaube ich dir. Ich hoffe einfach, es war euch Warnung genug.“ Er seufzte leise. „Es war ja nicht meine Idee.“ Natürlich war das keine Ausrede. Aber es war ja nicht so, dass er die Hauptschuld trug. Er strich sich unwohl über den Arm. Irgendwie hatte er nicht das Gefühl, dass dieses Essen so viel brachte. Da war so viel Distanz zwischen ihnen, weil José ihn so ablehnte. Keine Berührungen und seine Meinung war auch nicht richtig. „Hast du was gegen mich?“, fragte er ihn schließlich und wusste, dass die Frage seltsam klang.

„Es war ja nicht meine Idee.“ Trotzdem hatte Hansi auch nichts dagegen unternommen. Eine Teilschuld hatte er also zumindest auch. „Hast du was gegen mich?“ Irritiert legte er die Gabel zurück, ob wohl er gerade etwas essen wollte. Er hatte ja mit vielem gerechnet, aber nicht mit so einer Frage. „Wieso sollte ich etwas gegen dich haben?“, fragte er und lächelte leicht belustigt. Das verstand er wirklich nicht.

„Wieso sollte ich etwas gegen dich haben?“ Er biss sich auf die Zunge, als er sah, wie José lächelte. Jetzt machte er sich auch noch über ihn lustig. „Weil du dich die ganze Zeit so verhältst. Immer bin ich der Idiot.“ Er war immer lauter geworden und konnte es doch nicht verhindern. „Ich bin dein Chef und gestehe dir so viele Dinge ein, aber nie bist du zufrieden und wirfst mir vor, dass ich Schuld an diesem Vorfall sei. Und leugne es bloß nicht. Man sieht es dir an.“ Schnell stand er auf und warf ein paar Scheine auf den Tisch. „Und keine Sorge, ich fasse dich auf keinen Fall mehr an.“ Damit drehte er sich um und ging. Das wollte er sich einfach nicht mehr bieten lassen. Er tanzte ihm so auf der Nase herum. Fröstelnd strich er sich über die Arme und ging die Straße hinunter. Eigentlich hatte es ihn viel mehr verletzt, dass er so abweisend auf seine Berührung reagiert hatte. Aber was sollte er sich erhoffen? Nichts.

„Weil du dich die ganze Zeit so verhältst. Immer bin ich der Idiot. Ich bin dein Chef und gestehe dir so viele Dinge ein, aber nie bist du zufrieden und wirfst mir vor, dass ich Schuld an diesem Vorfall sei. Und leugne es bloß nicht. Man sieht es dir an. Und keine Sorge, ich fasse dich auf keinen Fall mehr an.“ Er war sprachlos. Die Dinge, die Hansi ihm vorwarf, stimmten einfach nicht. Aber er würde ihm jetzt sowieso nicht zuhören und glauben schon gar nicht. Deshalb wartete er, bis der Kellner kam, um zu bezahlen. „Stimmt so“, murmelte er und macht sich seufzend auf den Heimweg.

Irgendwann wurde ihm zu kalt und er fuhr in seine Wohnung. Es war sinnlos, jetzt etwas zu trinken, aber er tat es trotzdem. So konnte er wenigstens irgendwann einschlafen. Als er am nächsten Morgen aufwachte, verstand er sein Verhalten immer noch nicht. Er sollte sich nicht so benehmen. José wollte aber anscheinend auch nichts mehr dazu sagen, denn gemeldet hatte er sich nicht. Als plötzlich sein Handy piepste, hoffte er, dass es José war. Aber er irrte sich. Eine halbe Stunde später fuhr er ins Büro und stürzte sich in seine Arbeit.

Hansi meldete sich nicht mehr, aber auch er sah es nach seinem Ausbruch nicht ein, ihn anzurufen. Deshalb kümmerte er sich zuhause noch um einige Dinge, ehe er todmüde ins Bett fiel. Am nächsten Tag stattete er den Raptoren einen Besuch ab, ehe er ins Büro fuhr. Dann konnte Hansi ihm deshalb wenigstens keine Ansage mehr machen. „Guten Morgen“, begrüßte er ihn lächelnd, nachdem er einfach sein Büro betreten hatte. „Ich wollte das Gehege unseres T-Rex unter die Lupe nehmen. Kommst du mit?“

„Guten Morgen.“ Er sah kurz auf, aber sein Lächeln erwiderte er nicht. „Ich wollte das Gehege unseres T-Rex unter die Lupe nehmen. Kommst du mit?“ Er nickte nur kurz und legte den Ordner zur Seite. „Ich kann mitkommen.“ Schnell schnappte sich seine Jacke und saß kurze Zeit später neben José auf dem Beifahrersitz. Sagen wollte er nichts, weil ihm nichts Geschäftliches einfiel. „Was wollen wir hier?“, fragte er, nachdem sie ausgestiegen waren und vor dem Gehege standen.

„Ich kann mitkommen.“ Er verstand wirklich nicht, was Hansis Problem war. Aber irgendetwas schien ihn zu bedrücken. Allerdings war er wohl kaum der richtige Ansprechpartner dafür. Schließlich kannten sie sich gerade ein paar Tage. „Was wollen wir hier?“ Er deutete auf einige Mechanismen. Die wurden durch den Indominus Rex zerstört. Er wurde etwas provisorisch gesichert und ich wollte nachsehen, ob alles wieder funktioniert“, erklärte er. „Schließlich wollen wir nicht, dass er frei herumläuft und Menschen verspeist.“